Geschichten:Bund von Ochs und Bär - Purgation und Ritterschlag

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17. Praios 1034 BF, Baronie Bärenau


Das Fest und die Völlerei waren im vollen Gange. Der Adel tanzte und ließ die schweren Zeiten der letzten Götterläufe, die vor allem die Hartsteener Adligen getroffen hatte, hinter sich. Dieser Ort war ein Ort des Feierns und der Freude, um das Leid konnte man sich auch noch später kümmern.

Während der Bräutigam Wolfaran von Ochs sich lieber neben seinen Pfortenritterfreunden aufhielt und von der bevorstehenden Tjoste redete, schwang seine Gattin Iralda von Ochs das Tanzbein und genoss die unbeschwerte Zeit.

Gegen Abend betrat der Praiosgeweihte Erzian Praiotin Zertel, der auch die Ehezeremonie leitete, die Feierhalle. Iralda, die diesen erblickte, wurde leicht blass und eine unterschwellige Übelkeit kehrt in ihr ein.

Vor den Augen aller trat er nach vorne und rief die junge Baroness auf, zu ihm zu kommen. Diese, sichtlich wackelig auf den Beinen, trat hervor. Ihr Haupt nach oben gerichtet und dennoch mit einem ängstlichen Blick in ihren Augen.

Er stellte sich vor sie, während sie sich vor ihn kniete. Seine Predigt enthielt Hasstriaden über die Magie, ihre dämonische Macht und welches Unheil mit ihr zu verrichten sei.

Anaxios Illosos von Ochs, Baron zu Viehwiesen und ebenfalls ein Magier, bewegte sich in die hinterste Ecke des Raumes zurück, denn Iralda hatte ihn vorher gewarnt, was denn auf ihn zukommen sollte.

Der Hochgeweihte hob seine Arme und die gleißende Kraft des Herren Praios übergoss sich über die kniende Iralda von Ochs. Tränen liefen über ihre Wangen, während die magische Kraft für immer aus ihrem Körper verbrannte. Sie fühlte sich leer, als würde ein Teil ihrer selbst fehlen. Ein Teil, der schon immer zu ihr gehörte.

Nach Beendigung der Purgation und einem abschließenden praiosgefälligen Gebet verließ der Geweihte frohen Mutes den Festsaal, während Iralda ihm folgte. Nach einiger Zeit folgte sie, im Kettenhemd gekleidet, ihrem Schwertvater Felan Rondrik von Schallenberg zurück in die Festhalle.

"Knappin Iralda, tretet vor und entblößt euer Haupt.", sprach Felan mit kraftvoller Stimme und ernsthaftem Gesicht. Er hatte sich seiner Lederhandschuhe entledigt und diese hinter den Gürtel gesteckt, wo sie sich an den Samt seines waldgrünen Gewandes mit dem aufgestickten goldenen Luchs anschmiegten. Als Iralda seinen Worten Folge geleistet hatte hob er die rechte flach ausgestreckte Hand. "Dies sei der letzte Schlag den du unerwiedert ertragen musst..." Schallend klang das Klatschen, das einen roten Handabdruck auf dem Gesicht der jungen Frau hinterließ, doch mit weniger Kraft ausgeführt wurde als das Geräusch es vermuten ließ. Dennoch schmerzte der jungen Frau die Wange, was sie aber versuchte sich nicht anmerken zu lassen. "Und nun knie nieder." Mit leicht zittrigen Knien senkte sie sich vor dem Baron von Puleth, der auf die Frau niederblickte. Das Schwert hatte der Luchs-Ritter erhoben und hielt es erhoben.

Schwörst du, Iralda von Ochs, bei dem Herren Praios, seinem wahren Licht, seinem Zorn und seinem Strafgericht, bei seiner Schwester Rondra und der anderen unsterblichen Zehn, Lehnstreue gegenüber Alveran, der Kaiserin und dem Raulschen Reiche, der Grafschaft Hartsteen und der Baronie Puleth vertreten durch den Ritter Felan Rondrik von Schallenberg-Streitzig, in Not wie in guten Zeiten, in Krieg und Frieden, sie zu verteidigen und ihnen zu dienen? Gelobst Du für deine Ehre einzustehen und die Schwachen zu schützen von dieser Stunde an bis dein Herr dich freigibt oder der Tod dich nimmt?"

"Ich schwöre es, bei Praios und Rondra und ihren zehn Geschwistern", sprach Iralda die Worte klar und deutlich.

Nun senkte der Baron das Schwert bei jedem folgenden Satz auf eine der Schultern Iraldas, beginnend mit der rechten.

"Im Namen des Herren Praios, seiner Schwester Rondra und der anderen unsterblichen Zehn, im Namen der Ehre, des Mutes und der göttlichen Kraft, im Namen der Treue, des Reiches und der kaiserlichen Majestät, im Namen der Liebe und der Achtung vor jeglicher gutherzigen Kreatur, senke ich diese Klinge auf deine Schultern, die fortan eine ehrenvolle, aber schwere Bürde tragen sollen. Erhebe dich nun: Iralda von Ochs, Ritterin von Puleth!" Mit seiner festen rechten Hand zog er sie an ihrer empor und umarmte sie, während von hinten zwei Diener herantraten und Iralda einen Wappenrock in ihren Farben überstreiften und es Felan sich selbst nicht nehmen ließ ihr das Schwertgehänge umzugürten, während ein weiterer Knappe sie mit den Sporen als letztes Zeichen ihrer Ritterlichkeit ausstattete.

Nach diesem Glanzpunkt feierte der Adel weiter, auch wenn die Gespräche immer wieder auf die Purgation und den erfolgten Ritterschlag verwiesen.