Geschichten:Bund von Ochs und Bär - Zwischen Freud und Leid
1033 BF, Burg Ox, Baronie Viehwiesen
Dramatis Personae
- Leobrecht von Ochs, Reichvogt der Efferdsträne
- Helmine von Hartwalden-Hartsteen, Vögtin von Viehwiesen
- Korhilda von Sturmfels, Baronin zu Sturmfels
- Anaxios Illosos von Ochs, Baron auf der Viehwiesen
Reges Treiben herrschte im Innenhof der Burg Ox. Die Bediensteten richteten das alte Gemäuer her für die Beerdigung der vor kurzem Verstorbenen Giselda von Ochs und den Empfang der zu erwartenden Gäste.
„Dürfte ich Dich einen Moment stören, würdest Du bitte einen Blick auf den Sarg werfen, den der Sargmacher auf seinem Karren transportiert hat.“ Helmine führte Leobrecht in die Nähe des Burgtores und präsentierte die prächtige Holzarbeit.
„Gut, er entspricht meinen Wünschen. Bezahlt ihn und richtet ihm meinen Dank aus.“ Leobrecht wollte sich wieder Richtung Burg begeben, als Helmine sich räusperte. „Zu den Blumen, sind weiße Tulpen angenehm.“
Der Reichsvogt nickte. „Passend, bitte kümmere Dich um den Blumenschmuck und er soll nicht zu dekadent sein.“
Er wollte gehen, als seine Gattin, mit einer Zettelsammlung in den Händen, zu ihnen stieß. „Ah, Liebster, ich habe Dich schon überall gesucht.“
Leobrecht gab ihr einen zarten Kuss auf die Wange. „Korhilda, was liegt Dir auf dem Herzen. Was kann ich für Dich tun?“
Seine Gattin blätterte in unzähligen Seiten Pergament. „Bezüglich der Blumen. Was hältst Du von roten Rosen?“
Irritiert blickte der Reichsvogt zu seiner Gattin. „Helmine sagte gerade was von weißen Tulpen.“
Korhilda stutzte ein wenig. „Aber weiße Tulpen passen doch so gar nicht zu dem Ereignis.“
„Denkst Du etwa rote Rosen tun das?“ Fragend blieben seine Augen auf ihr ruhen.
„Liebster wovon redest Du?“
„Das frage ich mich auch gerade. Ich meine wovon redest Du?“
„Du denkst wirklich, dass weiße Tulpen besser zu einer Hochzeit passen als rote Rosen?“
Leobrecht seufzte „Nein, also rote Rosen für die Hochzeit, weiße Tulpen für die Beerdigung. Und bitte bringt es nicht durcheinander.“
„Ah, wir haben wohl aneinander vorbeigeredet.“ Vollendete Korhilda noch gerade ihren Satz, als Helmine erneut das Wort erhob. „Torbelsteiner Brand, Bärenauer Medicus und Wandlether Wiesenschlösschen als Getränke?“
Der Reichsvogt schüttelte sich innerlich ein wenig bezüglich des Weines. „Bärenauer Medicus, den haben wir doch gar nicht hier.“
„Euer Hochgeboren, wieso hier.“ Entgegnete Helmine.
Hinter Leobrecht räusperte sich Korhilda wiederholt. „Wegen der Zimmeraufteilung und Sitzordnung, würde ich Dich gerne noch mal sprechen.“
„Einen Augenblick. Helmine redest Du von der Verköstigung bei der Beerdigung oder bei der Hochzeit? Gleiches gilt für Dich, Korhilda?“ Verwirrt schaute er zwischen den beiden Frauen umher. Frage um Frage hatten sie im gestellt und erwarteten eine Antwort, er fühlte sich überfordert.
„Meine Liebe Helmine, ich vertraue Dir voll und ganz und beauftrage Dich hiermit sich um die Hochzeit, ach verdammt Beerdigung. Also nochmal … sich um die Beerdigung zu kümmern.“
„Leobrecht, Euer Hochgeboren, die Getränkefrage zielte auf die Hochzeit ab und nicht auf die Beerdigung.“ Warf Helmine ein.
Kopfschüttelnd stand Leobrecht inmitten der Frauen. „Wer kümmert sich eigentlich um was? Oder macht ihr beide alles – ähm – irgendwie?“
Korhilda kritzelte mit ihrem Stift schnell etwas nieder. „Ah, ja, das Holz für die Regale, hätte ich fast vergessen.“
„Was… Regale wofür braucht man bei einer Beerdigung respektive einer Hochzeit Regale?“ Der Reichsvogt war entnervt.
„Liebling, weder noch. Das ist für Anaxios "Idee".“ Sie blickte mit einem Lächeln zu ihrem Gatten.
„Idee, was für eine Idee? Anaxios? Was zu den Niederhöllen … Ach egal, ich will es gar nicht wissen.“
„Anaxios wollte das Begräbnis abwarten, um dann seine Angelegenheit mit Dir zu erörtern.“
Er prustete tief durch. „Wie auch immer, ich blicke langsam nicht mehr durch. Wie gerade schon erwähnt, Helmine Du kümmerst Dich um die Beerdigung und die Trauerfeier, einschließlich zu treffender Entscheidungen. Hab Dank. Schatz, Korhilda, die Planung der Hochzeit liegt in Deinen Händen. Ich vertraue auf dein Organisationstalent und lege alles in Deine Hände. Ich fände es passend wenn der Borongeweihte das Totengebet und der Traviageweihte den Ehesegen sprechen würde und nicht umgekehrt.“ Er stockte kurz. „Korhilda, bitte achte ein wenig auf das Budget.“
Korhilda schnaubte leicht. „Es ist die Hochzeit unseres einzigen Sohnes, den wir mit diesem Ereignis als vollwertiges Mitglied in den Adel einführen, da soll ich knauserig sein. Ach, nur zur Information, sie heiraten unter Praios.“
„Nicht geizig, überlegt.“ Beschwichtigte der Reichsvogt.
Leicht säuerlich erklang ihre Antwort. „Dann organisiere es selbst. Ich möchte ein pompöses Fest für unseren Ältesten. Allein der Teilaufbau der Burg ist kostspielig.“
„Der was!?!.... Korhilda… Er soll nur heiraten. Kauf ihm ein Pferd als Geschenk oder ähnliches, aber gewiss keine Burg.“
Bockig schauten sich ein sturer Ochse und die Sturmfelserin in die Augen.
„Nein, nichts da Korhilda, Liebste, Schatz. Du hast mich verstanden. Die Burg hat Brandspuren, die Türen defekt. Da würde ich keine Mitglieder des Adels einladen. Ganz kann man den Raubbau der in den letzten Götterläufen in Bärenau betrieben wurde nicht ausmerzen. Aber wir… ich werde veranlassen, dass alles das beseitigt wird, was sich auf die Kürze der Zeit einrichten lässt, der Rest wird kaschiert.“
Leobrecht schüttelte entnervt sein Haupt. „Tu was Du nicht lassen kannst. Ich gehe zu den Noioniten.“
Trotzig schnaubte Korhilda ihm entgegen. „Mache ich auch. Was willst Du bei den Noioniten?“
Ihr Gatte schmunzelte. „Ich ziehe mich zurück in meine Schreibstube. Bei der Gelegenheit wollte ich noch einen Brief an die Königin verfassen, doch mir fehlen zurzeit noch die richtigen Worte. Und ebenfalls, da Giselda nun der Verpflichtung nicht mehr nachkommen kann, werde ich dem Pfalzgrafen zu Sertis unser Kommen zu seiner Hochzeit ankündigen. Von Sertis können wir dann direkt weiter nach Bärenau reisen.“
Während das Geschnatter von Helmine und Korhilda im Hintergrund verblasste ging Leobrecht Richtung Burg. Wie in aller Welt gab es Herren, die sich mehr als eine Frau gönnten. Er würde bei einer bleiben…. Ansonsten hatte er Angst um seinen Verstand.
„Onkel, hättest Du kurz Zeit für mich. Ich wollte eigentlich bis nach der Trauerfeier warten, aber meine Idee brennt mir unter den Fingern.“ Anaxios stand voller Informationsfluss vor ihm.
„Später, kühl sie ab, schreib sie auf, lager sie ein.“ Leobrecht ließ seinen Neffen stehen, ging durch die Tür und schloss sie hinter sich.