Geschichten:Bund von Ochs und Bär - Zwischen zwei Vätern

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Mitte Rondra 1034 BF, Kaiserlich Efferdsträne

Dramatis Personae

Das Schiff des Ritters Rondger von Elron hatte den Golf von Perricum durchsegelt und legte nun in Praioshavn an. Vor der Stadt thronte im Meer die große Festung Efferdsträne, das kaiserliche Gefängnis.

Sein Weg führte ihn zum Sitz des Reichsvogtes Leobrecht von Ochs, der seinen Besuch überrascht begrüßte. „Ich hoffe Du hattest eine gute Reise, was führt Dich zu mir auf die Efferdstränen?“

Der Ritter, dem noch ein wenig unwohl nach der langen Schiffsreise war, entgegnete. „Dein Sohn, dieser Hitzkopf...die Kinder... Wolfaran stellte sich uns in den Weg als wir die Kinder Deinem Befehl nach von Bärenau nach Viewiesen bringen wollten. Ich versuchte mit ihm zu reden und ihn zu überzeugen, doch zog er seine Klinge blank und deutete mir klar und deutlich an, dass ich dieses nicht ohne Blutvergießen durchführen könnte. Ich hoffe es war in Deinem Sinne, dass ich erst mal, ohne Deine Anweisung auszuführen, Bärenau verlassen habe. Dein Ältester lässt Dir diesen Brief überstellen.“

Der schlunder Ritter reichte dem Reichsvogt ein Schreiben, welches dieser kopfschüttelnd entgegen nahm. „Mein Verwalter wird Dir ein Zimmer zuweisen, ich werde mich zurückziehen. Weitere Maßnahmen müssen durchdacht werden. Aber sei Dir sicher, Du hast richtig gehandelt.“

Leobrecht zog sich in seine Schreibstube zurück und las bedächtig die Zeilen, die sein Sohn ihm schrieb.

„Hochgeschätzter Vater,

zuforderst möchte ich Dich freudig über die Geburt Deiner Enkel informieren. Die junge Göttin Tsa war uns sehr wohl gesonnen und so gebar meine Gattin Iralda im Mondenwechsel von Praios zu Rondra prächtige Drillinge.

Durch die langwierige und vor allem verfrühte Geburt sind alle Beteiligten noch sehr erschöpft, aber dennoch gesund und auf dem Weg der Besserung. Mit Tsas Segen haben wir das erstgeborene Mädchen auf den Namen Rohaja, in Anlehnung an unsere einzigartige Kaiserin, getauft. Das zweite Mädchen, unser Nesthäkchen, erhielt den Namen Ophelia, nach seiner verstorbenen Großmutter mütterlicherseits. Dem Jungen gaben wir den Namen Leobrecht, Dir zu Ehren, da ich Dich immer stets bewundert und geschätzt habe.

Bitte verzeih mir, dass ich es nicht zulassen kann, dass Du meiner Frau unseren Nachwuchs entziehst. Ich weiß, sie hat Dich sehr verärgert, dennoch war dieses nicht ihre Absicht, denn ihr Handeln war nur von gutem Denken geleitet.

Ich hege die Befürchtung, dass sie einen solchen Verlust nur schwerlich ertragen könnte. Sie musste in ihren jungen Jahren schon viel Leid ertragen und hat viele liebende Menschen verloren. Einen weiteren Verlust möchte ich ihrem gerade erst wiedererstarktem Geisteszustand nicht zumuten.

Ich bitte Dich daher inständig, von Deinem eigentlichen Vorhaben abzusehen und flehe Dich an, die Ochs’schen Truppen als Schutz meiner Kinder hier stationiert zu lassen. So sich die Lage in der Baronie nicht verschlechtert, spricht aus meiner Sicht nichts gegen ein Leben auf der Burg Bärenau.

Auch wenn ich Dich mit meiner Aktion bitterlich enttäuscht haben sollte, so hoffe ich dass Du meine Handlung dennoch nachvollziehen kannst.

Dein, Dich liebender Sohn,
Wolfaran


Der Reichsvogt las wieder und wieder die Zeilen, voller Freude nahm er die Nachricht, dass er nun gleich dreifacher Großvater geworden war, auf. Was für ein Segen für das kinderarme Haus Ochs. Er hoffte inständig, dass seine Enkel die ersten Monde überstehen würden. Zu viele Mehrlinge konnte die Kraft nicht dazu aufbringen - aber es waren Ochsen!

Auf der einen Seite war er wütend, dass sein Sohn sich gegen seine Anweisungen stellte, auf der anderen Seite stellte er sich die Frage, ob er es damals zugelassen hätte, wenn man ihn seine Kinder hätte entziehen wollen.

Der Reichsvogt befand sich in einer Zwickmühle und er hasste es wenn seine Gefühle seine Entscheidungen beeinflussten. Leobrecht liebte seinen Sohn, seinen Erstgeborenen, über alles und es viel ihm sein Leben lang schon schwer ihm einen Wunsch abzuschlagen.

Er würde Milde walten lassen - noch ein einziges Mal - doch sollte eine Gefahr aufziehen und das Leben der Kleinen bedroht sein, würden die Ochs’schen Ritter Bärenau verlassen – mit den Kindern.