Geschichten:Das Blut der Erben – Schwierige Geburt

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Burg Leuental, Junkertum Leuental, Baronie Linara, 28. Boron 1046 BF nach Sonnenuntergang

Seit Generationen war und ist Burg Leuental der Stammsitz derer von Leustein. Auch stellten sie, seit der Entstehung der Baronie Linara, jahrhundertelang die Barone, mit kurzer Unterbrechung während der Herrschaft der Priesterkaiser, wo die damalige Baronin Sumudai und deren Familie unter dem Vorwurf der Hexerei entlehnt wurden, bis Rohal das Geschlecht der Leusteins wieder als Barone einsetzte.

Zu Füßen der Burg lag ein kleiner Weiler der neben einem Peraine-Tempel, zwei Schenken beherbergte. Während die eine Schänke von den Bewohnern des Weilers und aus der Umgebung besucht wurde, kehrten in die andere Schänke, die bessere von beiden, Durchreisende und die Wachen der Burg ein. Hier konnte ein Reisender ein Zimmer für eine Übernachtung bekommen, da dieses Haus und seine Nebengebäude Ritter und dessen Tross beherbergen würde, die bei den (inzwischen seltener stattfindenden) Festivitäten der Familie Leustein nicht mehr auf der Burg untergebracht werden konnten.

Spannung lag in der Luft. Wie ein Lauffeuer hatte sich verbreitet, dass vor drei Tagen bei der neuen Herrin auf Burg Leustein die Wehen eingesetzt hatten. Der Geweihte und sein Novize wurden gerufen, um Geburtshilfe zu leisten. Die Einwohner waren voller Vorfreude, denn sie gingen davon aus, dass ihr Junker Freibier ausgeben würde, sobald seine Frau ihm einen Nachkommen und Erben geschenkt hatte. Wetten wurden abgeschlossen, ob es ein Mädchen oder ein Junge sein wird. Tagtäglich wartete man auf Nachricht eines Ausrufers, der die Geburt verkündet. Nichts! Sorgen machten sich breit. Stimmte es vielleicht, als er vor einem guten Jahrzehnt die Regentschaft über Linara geführt seine Opfer von damals, jene die man zu Recht oder zu Unrecht der Hexerei beschuldigt hatten, ihn verflucht und nach und nach seine Familie gekostet hatten; zuerst seine erste Frau, seinen Erben, seine Enkel?


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Iberod von Leustein sog die kalte Nachtluft ein. Er stand auf dem höchsten Wachturm seiner Burg, um seine Frustration abzukühlen und nachzudenken. Sein Blick war gen Efferd gerichtet, wo er in der Ferne das dunkle Band des „Großen Fluss“ erahnen konnte. Er hatte alles ihm Mögliche getan, damit die Schwangerschaft seiner zweiten Frau einen guten Verlauf nehmen konnte. Auch hatte er an die Zeit, nach der Geburt gedacht. Er konnte seine inoffizielle Hofmagierin zu einem weiteren Kind „überreden“, damit sein Kind einerseits einen Spielkameraden im gleichen Alter, sowie eine Amme hatte, wenn es notwendig sein würde. Das er noch Kinder zeugen konnte hatte er bewiesen. Sie hatte inzwischen geliefert, seine Frau noch nicht! Er war froh gewesen, dass die Wehen bei seiner Frau einsetzten und die quälende Warterei auf die Geburt endlich ein Ende haben wird. Sofort ließ er Bruder Perainor und seinen Novizen Perainfried als Geburtshelfer holen. Das war vor drei Tagen gewesen. Glücklicherweise hatte Bruder Praionor ihn aus dem für die Geburt vorgesehenen Raum im Erdgeschoß, nahe beim Schrein, rausgeschickt, so dass er nicht die ganze Zeit dabei sein musste, um seiner Frau die Hand zu halten. Beinahe stündlich hatte er nachfragen lassen. Heute erfuhr er von Geburtskomplikationen und der Geweihte konnte ihm nicht versprechen, ob die Mutter, das Kind oder gar beide die kommende Nacht überleben würden. Was hatte Leomar letztes Jahr treffend gesagt, „Ihr braucht Erben. Egal was Ihr noch erreichen werdet, es ist alles für die Raller wenn Ihr keinen Erben hinterlasst.“ Was sollte er tun? Was kann er tun? Einen Medicus oder einen Heilmagier zu holen, dafür war zu spät. Gab es einen Ausweg und wenn ja, welchen? Ganz in seinen Gedanken versunken, entging ihm, dass eine Möwe auf den Zinnen zur Landung ansetzte.


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„Guten Abend Iberod!“

Iberod wirbelte herum und sah die Baronin von Linara im Rahjagewand vor ihm stehen.

„Was wollt ihr? Wollt ihr…“

Tahl unterbrach ihn. „Ich will euch helfen, genauer ausgesprochen eurer Frau. Sie braucht Hilfe und…

„Was wollt ihre dafür, was ist euer Preis für die Hilfe?“ Mit diesen Worten unterbrach Iberod Tahl seinerseits.

„Im Augenblick nichts. Allerdings müsst ihr mir erlauben, Magie einzusetzen“

„Was wollt ihr mit Magie erreichen, was Bellatrix mit ihrer Magie nicht gelungen war?“

„Mir stehen andere Zauber und eine größere Erfahrung zur Verfügung“

„Einverstanden, aber wie…“ dabei deutete Iberod ihr Rahjagewand an. Kommentarlos entnahm Tahl aus einer Kiste die normalerweise Armbrustbolzen enthielt ein Kleid, dass sie sich überstreifte, sowie den darin befindlichen Tuchbeutel entnahm und sich umhing. Anschließend deutete sie auf die Falltür und zeigte damit ihre Bereitschaft, dass sie aufbrechen konnten.


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Kurze Zeit später erreichten sie den Raum, wo Brienna in ihren Wehen lag. Iberod ging voran und öffnete die Tür, ließ Tahl und sich selbst hinein und schloss die Tür. Im Raum fanden sie den Geweihten und seinen Novizen zu Peraine betend, während Bellatrix die Hand von Brienna hielt. Alle Anwesenden in dem Raum waren überrascht über das unterwartete Kommen von Iberod und Tahl.

Iberod löste die stille Spannung auf, „Die Baronin ist hier, um zu helfen. Lasst sie!“

Tahl näherte sich dem Lager auf dem Brienna lag. „Bellatrix, haltet ruhig weiter ihre Hand!“ Tahl wandte sich zu der werdenden Mutter, führte die etwas seltsam anmutende Gestik des Zaubers und sang leise „Dhao visya'my ama'e'ra“.

Der Geweihte betrachtete das Ganze skeptisch, während der Novize neugierig zuschaute.

Keine zehn Sekunden später beendete Tahl den Zauber und verkündete: „Es sind Zwillinge!“

„Unmöglich!“ erwiderte der Geweihte. „Ich habe sie untersucht, sie abgehört und keine Hinweise auf eine mögliche Zwillingsgeburt gefunden.

Tahl erwiderte darauf: „Ein Irrtum ist ausgeschlossen. Entweder schlagen die Herzen der beiden Kinder im Gleichklang oder der Herzschlag der Mutter übertönt den Herzschlag eines der Kinder. Die Kinder könnten so liegen, dass das zweite Kind unentdeckt bleibt. Es ist euch kein Vorwurf zu machen, dass ihr trotz eurer Erfahrung die Anwesenheit eines zweiten Kindes nicht festgestellt hattet. Wir sollten jetzt schnell handeln. Die Kinder schaffen es nicht, ihre Mutter auf den üblichen Weg zur Welt zu kommen!“

„Was wollt ihr tun?“ fragte Iberod.

Tahl erwiderte darauf: „Ein Paralysis zum Ruhigstellen, dann aufschneiden, die Kinder holen und anschließend die Wunde mit einem Regeneratio schließen. Zwischendurch erhält sie einen Balsam. Dabei brauche ich eure Hilfe Bellatrix; für den Paralysis und den Balsam.“

Bellatrix erwiderte „Ich verstehe euren Plan.“

Tahl und Bellatrix schauten in Richtung Iberod. Der Angeschaute bedeutete mit einer Handbewegung, dass der Geweihte schweigen sollte und gab den beiden mit einem Nicken sein Einverständnis.