Geschichten:Das Große Kabinett - Gedanken eines Reichsritters
Auf dem Großen Kabinett, früher Nachmittag des Erdtages
Balrik brauchte einige Minuten Ruhe um sich Gedanken zu machen und begab sich somit in die weitläufige Parkanlage um Schloß Auenwacht. Zur Zeit waren die meisten Edlen des Reiches im Schloß aufzufinden; nur der sighelmsmärker Ritter Sigman von Lüstern kam ihm entgegen, den er mit einem leichten Nicken begrüßte.
Hadrumir von Schwingenfels und Orelan von Leuenwald waren bereits zurückgetreten. Letzterer konzentrierte sich sogar gänzlich auf die Frage nach dem neuen Staatsrat. Balrik war es fast gleichgültig wer Staatsrat wird – nach Schroeckh konnte es eigentlich nur besser werden. Zumindest war es ihm fast egal: Hauptsache es wird nicht der Bugenhog, und Balriks Auffassung nach, sah es ganz danach aus, daß er es auch nicht werden wird.
Somit kam er aber wieder zu der Frage, wen er nun als Marschall unterstützen wollte. Wulf von Streitzig und Urion von Reiffenberg wurden hoch gehandelt; Aldron von Firunslicht hatte kaum noch Chancen zum Marschall ernannt zu werden, seine Unterstützer sind langsam aber stetig abgefallen …
Auch seine eigenen Unterstützer waren nicht genug, aber vielleicht immer noch genug um eine Entscheidung zu fällen. Daß er zurücktreten würde war schon beschlossene Sache, aber wen sollte er unterstützen? Wulf oder Urion? Beide waren durchaus fähige Heerführer und beide hofften auf seine Unterstützung. Auch Alrik von Prailind hatte ihn gebeten sich für Wulf einzusetzen, er hatte durchaus gute Argumente die für den Streitziger sprachen, aber er bekam auch nicht das Gefühl los, daß er hauptsächlich einen Garetier auf dem Posten sehen wollte. Balrik schüttelte den Kopf. In solch einer Frage sollte es gleichgültig sein, woher der Marschall kommt. Gegen Haffax mußte man zusammen halten. Wenn es nach ihm ginge, konnte der Heerführer auch ein Albernier oder Nordmärker, ja oder sogar ein Horasier sein – zumindest solange er die Interessen des Mittelreiches wahrt. Nein, für Balrik war die Eignung des Marschalls wichtiger.
Urion war in Wehrheim ausgebildet, was in seinen Augen sogar eher gegen ihn spräche, denn Haffax war auch ein Wehrheimer und kennt die Strategien jener Akademie. Und die Schlacht am Stein vor einem Jahr hatte er geführt. Allerdings war er sonst kaum als Heerführer im Reich bekannt. Urion könnte eine Größe sein, die Haffax nicht einzuordnen weiß. Und auch die Gespräche mit ihm, gaben Balrik durchaus den Eindruck, daß er in der Lage war gegen Haffax die eine oder andere Überraschung aus dem Hut zu zaubern. Er hatte ähnliche Taktiken, die auch er gewählt hätte.
Wulf allerdings hatte mehr Erfahrung aufzuweisen. Er war beim Orkensturm wie auch beim Greifenzug dabei gewesen, letzterer sogar als einer der drei Oberste. Andererseits spukte immer wieder eines in seinem Kopf herum: Er will auf Rondras Gebote verzichten und den Feind mit seinen eigenen Waffen schlagen. Nun, das hatte er zwar richtig gestellt, so dachte er keineswegs an den Einsatz von Dämonen, sondern an den effektiven Einsatz von Truppen. Denn auf die Unterstützung der Götter durfte man nicht verzichten! Er hatte es anfangs nur schlecht formuliert. Aber dennoch mochte es ihm nicht aus den Kopf gehen. Einem Heerführer durfte solch eine Fehlformulierung nicht passieren, sonst hatte er am Schluß keine Soldaten, die für ihn kämpfen.
Als er so weiter im Park spazieren ging und über das Für und Wider von Wulf und Urion nachdachte kam ihm diesmal die Burggräfin Alara vom Eberstamm entgegen. „Euer Hochwohlgeboren“, begrüßte Balrik die Edeldame und diese antwortete mit einem leichten Nicken.
Haffax kannte die meisten Heerführer des Reiches bereits und zweifellos auch deren Strategien. Es brauchte einen frischen Wind, ein neuer Marschall, der vielleicht neue Ideen hatte, Strategien die Haffax vielleicht noch nicht kannte.
„Darf ich Euch zurück zum Schloß geleiten?“, fragte Balrik die Burggräfin und reichte ihr den Arm.
Er würde öffentlich zurücktreten und seine Unterstützer bitten Urion von Reiffenberg zu unterstützen.
Garetien-, Greifenfurt- und Perricum-Con 2012
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