Geschichten:Das neue Haselhain - Ein anderer Wind IV

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Festung Haselhain Armeenschild, Mitte Travia 1040 BF

Dramatis Personae:

...

Fatime endet, alle sind völlig gebannt ihrem Vortrag, doch noch bevor die sichtlich entzückte Dienerin der Rose Alverans antworten kann ergreift der Baron Selo wieder das Wort: „Ich bedaure zutiefst, dass ich euch Anwesenden, nach so einer Darbietung der Wortkunst wieder mit meiner Stimme belästigen muss, doch möchte ich dem Vorhaben meiner Gattin noch etwas hinzufügen, nicht nur Rashia’hal soll hierbei eine gewichtige Rolle spielen. Ich wünsche dass auch Meister Albentir und Meister Halimon der Schule ihre Dienste und ihr Wissen zur Verfügung stellen, sie sind Meister ihrer Künste und gewiss eine Bereicherung für die Schule und für ganz Haselhain…“, bei dem Wort Bereicherung schmunzelt der Baron erneut über die ihm mehr als bewusste Doppeldeutigkeit des Wortes in dieser Sache, „…Auch kam mir zu Ohren, dass es der Edlen von Altmark und ihrer Familie, die schon so lange im Schatten unserer Familie steht und zu unrecht einen eher schlechten Ruf geniesst, nach einem Hess’inde gefälligem Kolleg verlangt, was wir ihr, natürlich zu unseren Bedingungen, geben werden. Auch sie sollen in enger Zusammenarbeit mit den anderen Stätten der Künste und Wissenschaften stehen, auch um gewisse Vorkommnisse am Himmel und rund um dieses mythische Korgond zu ergründen. Hierzu soll auch ein engeres Band zu den Altmärker Verwandten im dürsten-darrenfurtchen Sichelblick geknüpft werden, alte Kenner der Sterne und unliebsame Konkurrenten unseres Großnarren Barnhelm von Darrenfurt. Ebenso mit der Halle der Ahnen in Südbrendiltal, welches mir häuffig bereits die Alten Waisen der Tulamiden Perricums nahebrachte in meiner kurzen Zeit hier und auch die Lehrstätte unseres guten Amnons ist. Natürlich ist dies nur gegeben wenn der blutdurstige Korbrunner dem Ruf seiner Familie als große Philosophen zu folgen fähig ist. Wir werden es ihm einfach als große Geste am Volke Nebachots verkaufen, was nichtmal eine Lüge ist. So soll doch altes Wissen uns zu neuen Erkenntnissen und einer neuen Blüte führen, im Einklang mit dem Hier und Jetzt. Das neue Haselhain soll ein Wallfahrtsort für all die jenigen sein, denen es nach Schönheit, Leidenschaft und Weisheit verlangt…“, „…und dies sollen sie teuer bezahlen.“, denkt sich der findige Gockel, den man kaum als das wieder erkennt was er zuletzt darbot. „Zu guter Letzt werden wir nach weiteren Gesellschaftern für unser Vorhaben hier in Haselhain und Perricum, aber auch darüber hinaus suchen. Und nun nach all diesen, für einige vielleicht etwas überfordenden, Neuigkeiten – meine gütigste Sheena, soll Euch das Wort wieder eiteilt sein, was ich Euch so rüde abschnitt, damit ihr Eure offensichtliche Freude kundtun könnt.“

Und tatsächlich ergiesst sich die schöne Brendiltalerin in einem Strom der Begeisterung zu dem Vorhaben und bekräftigt mehrfach, dass sie ihrer Vorsteherin diese guten und gefälligen Absichten mit Freude unterbreiten will. Während andere offensichtlich noch sehr mit dem neuen Haselhain hadern, dass sie aber doch nicht aufhalten könnten, wenn sie es wollten, zumindest nicht zu diesem Zeitpunkt.
All das betrachtet Selo von Pfiffenstock mit Genugtuung und genießt es lange, doch bevor er die Versammlung auflöst und die Versammelten mit der Umsetzung all der Neuerungen entlässt erhebt er noch einmal die Stimme: „Ach, und zu guter Letzt, Meister Albentir, Meister Halimon, meiner neuen Berufung als Großgockel von Haselhain zu Folge möchte ich mich auch entsprechend schmücken, hier ist der Entwurf eines persönlichen Wappens, ich wünsche eine eiligste Ausarbeitung und mindenstens drei ausgearbeitete Vorschläge dazu zu sehen. Das wäre es fürs erste, ich will alle besprochenen Belange baldigst in Arbeit sehen. Die Sitzung ist hiermit geschlossen. Entfernt euch.“ Un er wirft beinahe beiläufig einen Zettel mit einer groben Skizze auf den Tisch während irgendwo in der ferne ein Hahn kräht.

Wappen Selo Pfiffenstock.svg

Kurz bevor alle den Raum verlassen haben winkt er von seinem schmuckvollen Lehnhocker gebieterhaft seinen Majordomus noch einmal zurück, der sich eiligst zu ihm befleißgt.<br< „Malphorus, mein Guter, siehe nach ob sie alle fort sind.“ Der feiste Helburger stutzt kaum merklich und tut dann wie ihm geheissen. „Sie sind alle fort, mein Herr.“
„Gut, dann schließt die Tür und rückt heran, bedient Euch am Wein.“ – „Nach all den Worten komme ich schnell zur Sache. Euch ist sicherlich nicht entgangen, dass einigen hier mein Kurs nicht recht gefallen mag. Diese Traditionalisten, gegen die ihr auch bereits punkten konntet, wie ich weiß, möchte ich im Auge behalten, dabei sollt ihr mir helfen. Euch vertrauen hier eh die wenigsten, dass ist genau der Punkt warum ich diese Aufgabe Euch übertragen will, ihr seid ambitioniert, habt ihr aber noch kaum Freunde und noch einen schlechten Stand, ähnlich wie ich. Daher wird man Euch wahrscheinlich am wenigsten verdächtigen, da ihr die denkbar schlechteste Wahl seid, dabei kennen diese Tölpel Eure Qualitäten nicht, echte Helburger Spezialitäten möchte ich sagen. Würdet ihr mir dies wohl gewähren?“ Der Helburger indessen staunt nicht schlecht ob des Angebotes, auch wenn Skepsis ihn befällt, da der Baron aber wahr gesprochen hat willigt er ein, auch weil er weiß dass eine solche Aufgabe ihm im Blute liegt. Dienstbeflissen entfernt er sich daraufhin. Und während sich die eine Tür schließt, öffnet sich eine andere, weitaus unauffälligere Tür hinter einem der Wandteppiche.

„Ah, Meister Albentir, Ich denke Ihr habt alles gehört. Der Helburger ist ein guter in dem was er tut, doch leider ist er nicht nur mir loyal. Doch Euch ist er verfallen, wie es die merken die nicht völlig blind für solcherlei Dinge sind, und Ihr seid abgebrüht genug dies für Euch zu nutzen…und für mich. Er hat ein Auge für mich auf Ramaro und sein Gefolge und ihr werdet eines auf ihn haben. Sind wir uns da einig?“

Der Meister der Schreibstube lächelt phexisch und bejaht die Frage mit einem Nicken. Wieder schellt ein Glöckchen und kräht ein Hahn.