Geschichten:Das neue Haselhain - Wenn sich die Echse von Rattenschwanz löst
Festung Haselhain, Boron 1042 BF, nicht lange nach dem nervenaufreibenden Tagen um die Rudelturney in Haselhain
"Es reicht! Mein Gatte scherrt sich nicht um Haselhain! Und eure Traditionen wurden mit den letzten Großen im Bruderkrieg oder an der Furt hinfortgespült. Ich bin hier nun die Narrative!", es platzte einfach so aus Fatime heraus, ein seltener ungehaltener, wenig poetischer - ach was, unkontrolliert-harscher - Moment. So dass sich gar ihr schneidiger Säbeltänzer erschrocken von ihrer Seite wich, seine mechanischen Streicheleien unterlassend. Er ödete sie ohnehin an, eitel und selbstverliebt war er, ein schönes Spielzeug, mehr nicht.
Doch ab davon - sie konnte es nicht mehr hören, trotz dessen dass sich Selo vor einiger Zeit um die Traditionalisten auf seine Weise gekümmert hatte und trotz ihrer eigenen Bemühungen mit Ruhe und Bedachtheit hier etwas zu verändern, waren die noch übrig gebliebenen ebenso ewige Nörgler und pochten auf dieses oder jenes und keiner wollte ihr, der fleckigen FRAU des GOCKELS das Gehör schenken.
Doch jetzt hatte sie sich dieses verschafft, die Anwesenden starrten betreten zu Boden oder mit offenen Mündern auf sie. Ja, ihre Bemühungen kamen nur schwerfällig in Gang, das Kolleg, musste sie immer wieder vor den Altmarks behaupten und es gab in erster Linie Streitigekeiten statt echter Forschung und Dispute, alles angeregt und wohlfeil gesetzt durch den Altmärker aus Dürsten-Darrenfurt, der auch die Kommunikation mit Baron Thorondir zusehends erschwerte. Und ihre vielversprechenden Kontakte nach Herdentor...pff...auch nur heiße Luft, Hinhaltetaktiken und Muskelspiele, da standen die edlen Damen den Herren in kaum etwas nach. Denn statt echte Bündnisse zu schmieden, hatten sich die Malmer doch glatt mit den Brendiltalern ins Bett gelegt, damit diese Ruhe vor den Mördern und Brandschatzern im Süden hatten. Und sie bzw. Haselhain hatte man dabei völlig außen vor gelassen. Und das obwohl dort gar eine Pfiffenstock Baroness war, nur eine hörige Mätresse. Die jetzige Situation war ihr zwar lieber als der blutgeifernde und nun geblendete Martok, aber auch nicht mehr. Also versuchte sie sich nun von diesen Leuten frei zu machen, auch von Selo, dieser untreuen Seele, der fern der Heimat seine eigene Familie verpfändete, sie spaltete und das Haselhainsche Gold und seine Ländereien mit vollen Händen ausgab, um Fremde und seinen Prinzen zu beeindrucken oder was auch immer...die Ländereien die er dafür für die Familie einfuhr, könnten zwar in einigen Jahren etwas zurück abwerfen, doch eben dass war bei seinem unberechenbaren Vorgehen auch nicht garantiert. Hinzu kamen die miesen Aussichten auf die nächsten Ernten, den ewigen Pfand Haselhains.
Doch was konnte sie tun um all dies zu ändern bzw. sich wirklich frei zu machen? Immer noch schauten alle sie nach ihrem Wutausbruch an. Sie hatte es bereits gesagt...sie war jetzt die Narrative hier. Selo, Sulamith, die Brendiltaler, der Sebariner und die Altmärker, sie würde nicht mehr auf sie warten, sie hofieren, auf sie zugehen. Sie verwaltete eine der mächtigsten und - noch - reichsten Baronien in Perricum. Sie würde selber den Ton angeben und dann würden sie kommen, im positiven wie im negativen. Sie wollte nicht mehr die Geschichte nur nacherzählen, sie wollte sie nun schreiben.
"Bringt den Schatzmeister, zum Wohle von Familie und Stammlanden, soll meinem Gatten ab nun ein Taschengeld für seine Unternehmungen angedacht werden, dessen Höhe ich, als seine von ihm ernannte Vögtin und Gattin, bestimmen werde, aufgestockt durch die Mittel seiner ergatteten Ländereien in Garetien.", die Anwesenden verfielen in eine noch größere Starre. "Zudem möchte ich meine Gedanken zu einer Bediensteten-Reform zu Papier geben, holt mir Meister Albentir, wer nicht spurrt, könnte der Reform zum Opfer fallen, wer murrt, kann alsbald seinen Platz für einen anderen räumen." Nach diesen abermals wenig poetischen Worten setzten sich schlagartig die meisten in Bewegung. Natürlich würde sie sie nicht alle ersetzen können, aber ein paar Exempel bei Großnörglern und wichtigen Knotenpunkten würde schon einiges bewegen.
Und die Nachbarn? Hier würde Haselhain die Position einnehmen, die ihm ohnehin schon immer zustand - das Zünglein an der Waage, das Ausschlag gebende. Niemand konnte sich leisten Haselhain gegen sich aufzubringen, wenn es noch an anderen Ecken brannte. Herdentor ärgerte sich im Süden mit Sebarin herum und umgekehrt, Dürsten-Darrenfurt war innerlich zwischen Raulschen, Nebachoten und ehemaligen Aranien zerrissen und der junge Baron noch nicht gefestigt. Gnitzenkuhl, war nun eine gezähmte Wildgans und auch nicht gut gelitten mit Gluckenhang. Zu guter Letzt die Perrinmarsch...diese war auf das gute Korn, die Früchte und Waren aus Haselhain angewiesen. Und dieses Problem würde sie auch noch in den Griff bekommen, mit sicherheit, grimm entschlossen betrachtete die Geschichtenerzählerin die wuselnden Bediensteten.
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