Geschichten:Deine Knochen, meine Knochen!
Hauptmann Neunfinger war auf Zack, kaum hatte er die Meldung von dem Raub überbracht bekommen, ließ er sofort seine Rotte aufsatteln und machte sich zusammen mit den Bluthunden des Tempels an die Verfolgung der Räuber.
Mit Gewalt und Tücke waren die Verbrecher in den noch ungeweihten Tempelrohbau eingedrungen, hatten die Wachen niedergerungen und den Leichnam gestohlen. Doch ging der Kampf nicht glimpflich für die Räuber ab. Einer der Wächter kehrte rechtzeitig mit den beiden bulligen Helburgern Bluthunden von ihrem Ausgang zurück und hetzte ihnen die Bestien auf den Leib. Nur zwei der insgesamt vier Räuber konnte entkommen, leider jedoch mit dem Körper Irean, doch immerhin ohne die Gefäße mit den Innereien.
Mit dem Leichnam und zudem verletzt durch einen Armbrustbolzen würden sie nicht allzu schnell vorankommen. Die Bluthunde hatten die Witterung und hetzen voran, sie waren in ihrem Element und Neufinger hoffte, dass die Räuber nicht den Weg durch einen Bach nahmen. Doch die Spur führte nach Süden, offenbar wollten sie sich durch die Hügel der Caldaia nach Eychgras durchschlagen, oder gar nach Almada. Und noch vor Garmbinnen hatten sie die Räuber eingeholt, die offenbar ihre Mühe hatten in der Nacht den richtigen Weg zu finden.
„Holen wir sie uns, doch die Anführerin will ich lebend, den anderen schickt zu Boron!“
Während der Namenlosen Tage 1039BF im Kerker der Helburg
Der junge Mann schlenderte durch die Gänge, er trug einen eleganten schwarzen Zwirn wie es unter den Seinen üblich war und dazu noch schwarze feine Lederhandschuhe. Die Lampe leuchtete mehr schlecht den recht den Gang aus, immer wieder kam er an Zellentüren vorbei, aus denen alsbald Flehen und Jammern erklang, wenn sie ihn bemerkten. In diesem Teil des Kerkers waren es stabile Türen, nur mit einem kleinen vergitterten Sichtfenster. Sie waren von der Ausstattung besser als die gewöhnlichen Felslöcher mit ihren Gittertüren, welche das Gros der Helburger Gäste bezog. Hinter ihm trottete einer der Bluthunde, für deren Zucht er offiziell verantwortlich war. Dann erreicht er Zelle 408, er nahm den großen Schlüsselbund und suchte eine Weile, bis er den passenden hatte. Er musste sich sogar anstrengen die schwere Tür aufzustoßen und leuchtete dann in die Zelle hinein. An ihrem Ende kauerte eine Frau, die sich schützend die Arme vor die Augen legte. Ihre Fußgelenke lagen in Ketten und zeigten Schürfwunden, auch die Wunden durch ihre Gefangennahme waren nur schlecht versorgt worden. Es roch erbärmlich aus der Ecke mit dem Stroh, gegenüber der rauen Pritsche mit der muffelnden und löchrigen Wolldecke.
„Zisch ab, ich werde niemals meine Zustimmung geben, und wenn ich hier verrecke!“, wütend fauchte die Frau, und hätte ihm am liebsten etwas entgegen geworfen, doch das Knurren der Bestie neben ihm hielt sie davon ab.
„Zuerst einmal seid gegrüßt werte Ayla von Hahnentritt. Und, ich wusste auch nicht, dass es euch so gut bei uns gefällt. Wisset, mein Herr gewährt euch Kost und Logis bis an das Ende eurer Tage.“
Die Gefangene richtete sich mühsam auf, ihr Augen trotzen vor Stolz: „ Dann sage deinem Herrn, ich verhandele nicht mit seinem Knecht, geschweige denn werde ich jemals diese Frechheit unterzeichnen. Er hat kein Recht mich hierzu behalten, kein Recht!“
Der junge Mann lächelte freundlich: „ Oh doch das hat er, ihr seid offiziell verurteilt worden. Und da es sich um eine Tat gegen eine der Kirchen gehandelt hat, von deren geweihten Vertretern. Allen voran der Hofkaplan von Pfiffenstock, samt den Praios Tempelvorstehern dieser Lande. Sie forderten gar euren Tod auf dem Scheiterhaufen für diese begangene Ketzerei wider KOR! Und immerhin steht mein Herr über euch und kann euch somit verurteilen in seinen Landen“
„Lieber brenne ich als ihm nachzugeben, samt diesem widrigen Urteil.“
„Nein, soweit wird es nicht kommen. Dank der Fürsprache meines Herrn wurde das Urteil auf lebenslange Kerkerhaft gemildert, samt der Möglichkeit euch für gezeigte Reue und Sühne, unter großen Opfern gegenüber dem neuen Tempel KORs zu Höllenwall wieder die Freiheit zu erlangen!“
„Niemals werde ich Escalia anbetteln etwas zu verpfänden an diesen Tempel. Nur wegen meiner Freiheit Willen. Lieber sehe ich mich tot.“
Sorgsam schloss der junge Mann die Tür von Innen, da er nicht gestört werden wollte. Dann legte er Tintenglas, Griffel und Pergament auf die Pritsche, unter den misstrauischen Blicken der Hahnentritt. Er zog sich die Handschuhe aus und schritt mit erhobenem Finger langsam auf sie zu.
„Oh doch meine Gute, das werdet ihr. Denn was ihr absolut braucht, und für was ihr jeden Preis bereit seid zu bezahlen, dass ist eure Freiheit!“, seine braungrünen Augen fixierten die ihren und es lag ein seltsamer Glanz darin, und mit seinem Finger berührte er ihre Stirn.
„Freiheit!“ stammelte sie: „Ja ich will meine Freiheit, was muss ich dafür tun?“
◅ | Ein Bau für Knochen und Blut |
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Herz und Land dem grimmen Streiter | ▻ |