Geschichten:Der Dieb - Gerettet

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Junkertum Ibelstein im Phex 1037BF, in der Nähe des Gutes Ibelstein

Jette von Ibelstein schirmte mit ihrer Hand die Augen vor der gleißenden Frühlingssonne ab. Zuweilen lag noch frostiger weißer Schnee, der das Licht unangenehm spiegelte. Gerüchte machten die Runde das sich Lumpenpack hier rumtrieb, und es war ihre Aufgabe nach dem Rechten zu sehen. Der Krieg um die Wildermark war zwar vorüber, doch noch immer trieben sich zuweilen zwielichtige Gesellen umher. Leider war ihr Gemahl Trondumir von Schallenberg wie so oft abwesend, der Dienst in der Luchsgarde nahm seine meiste Zeit in Anspruch. Und der Herr des Gutes Balian von Ibelstein weilte mal wieder am Hof des Barons.

Aber das störte sie nicht, sie war gut ausgebildet und verstand sich auf das Kampfhandwerk. Immerhin hatte sie ihre Knappenzeit bei Wilbur Hornbrecht von Krolock verbracht, dann würden sie auch so ein paar Räuber nicht schrecken. Zudem begleitete sie der alte Waffenknecht Grobwin, der noch älter war als Balian und fast genauso rüstig.

Sie näherten sich dem Saum des Kaiserforstes, in der Nähe der Grenze zu Natzungen. Dort war zuletzt das Gesindel gesehen worden.

„Jette horch!“, sprach Grobwin sie an, sein Gehör war erstaunlich gut, entgegen seinen Augen.

Beide lauschten Richtung des Waldes, und dann hörte sie es. Hilferufe!

Sofort gab sie dem Pferd die Sporen, Grobwin folgte ihr. Unter dem wilden Galopp der Hufe flogen Schnee, und Grasnaben umher. Dann sah sie zwei Gestalten, die auf einen Liegenden einschlugen. Diese bemerkten die Reiter und türmten in das Unterholz des dichten Waldes, eine Verfolgung würde zwecklos sein. Jette stieg vom Pferd und näherte sich dem Stöhnenden, der wie ein Häufchen Elend im Schnee lag, welcher sich von seinem Blut rot gefärbt hatte, während Grobwin die Umgebung im Auge behielt. Schnell untersuchte sie die Wunden, der Herrinnen Tsa und Peraine sei Dank, hatte der junge Mann keine Schnittwunden, einzig ordentlich vertrimmt hatten sie ihn. Aber er war schwach und ziemlich mitgenommen, sie würde ihm zum Gut bringen und dort versorgen. Für einen Moment schlug der Fremde die Augen auf und ihre Blicke trafen sich. Augen wie junges Frühlingsgrün mit einem flammenden, bernsteinfarbenen Ring um die Pupille, in einem überraschend dunklen Teint. „Seid vielfach bedankt für die Rettung, edle Dame. Ohne Euch…“ Dann sank er wieder in die Besinnungslosigkeit. Vorsichtig half sie dem Fremden auf ihr Pferd, setzte sich hinter ihm und gab das Zeichen für den Heimweg. Der junge Mann war schlank, alles andere als ein grobschlächtiger Kämpfer, und daher alles andere als schwer. Sein Gepäck beschränkte sich auf ein ordentlich geschnürtes Bündel.

Grobwin schaute misstrauisch umher, widerwillig folgte er ihr zurück, unzufrieden das Gesindel nicht erwischt zu haben.

Der Fremde lehnte sich an sie, er schien deutlich besseren Standes zu sein, der Duft von Lavendel stieg ihr in die Nase. Kein Stallbursche jedenfalls. Sie war neugierig wen sie gerettet hatte. Und spürte eine Aufregung in sich wie schon lange nicht mehr. Sie betteten ihn auf ein Lager nahe dem Ofen, und Jette ließ es sich nicht nehmen selbst nach dem jungen Mann zu schauen. Der wie es schien in einen tiefen heilsamen Schlaf gefallen war.

Und so stahl ihr der fremde junge Mann die erste schlaflose Nacht.



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Texte der Hauptreihe:
15. Phe 1037 BF
Gerettet


Kapitel 1

Gefährdet