Geschichten:Der Dieb - Gestohlen
Junkertum Ibelstein im Peraine 1037BF, Gut Ibelstein
Schweißnass und glücklich lag Jette mit Lâmaphis in ihrem zerwühlten Bett. Der Historicus hatte sich auf einen Arm gestützt und betrachtete sie versonnen. Dann fragte er neckend: „Wie bei allen Göttern hast du DA eine Narbe abgekriegt?“ Kichernd winkte sie ab: „Eine lange Geschichte…“
Der schreckliche Unfall Grobwins vor wenigen Tagen hatte sie tief mitgenommen. Sie hatte eine Schulter gesucht, um sich auszuweinen. Und so hatte eins zum anderen geführt. Sie konnte nicht einmal genau sagen wie es angefangen hatte, doch nun lag sie nackt und sich wohlig räkelnd neben ihm.
Plötzlich zog der Historicus scharf die Luft ein als wäre ihm ein Gedanke gekommen. Er musterte sie kritisch: „Jette, meine Liebste, ich habe einen Verdacht. Ich denke, ich weiß, warum Grobwin gestorben ist.“
Die Erwähnung des Waffenknechts war wie ein Schwall kaltes Wasser. Sie zog ihre Stirn in Falten und die Decke über sich. „Warum… was meinst du damit?“
„Hörst du es nicht? Dieses Pochen, wie von einem gewaltigen Herzen, voller Bosheit?“
Tatsächlich, nun hörte sie es auch. Ein tiefes, bedrohliches Pochen. Es hallte in ihrer Brust wieder und ließ sie erschauern. „Bei Praios, was ist das?“ Ihre Stimme zitterte leicht und war höher als gewöhnlich.
„Du hörst es also auch! Und spürst du nicht förmlich die Verderbnis, die davon ausgeht, ein kalter Sog, der dir das Leben aus dem Körper saugt…“
Ein Schüttelfrost ergriff sie, sie hatte das Gefühl in Ifirns Ozean zu tauchen, so sehr zitterte sie nun.
„ …und hörst du nicht die Schreie Grobwins als der Hund in zerfleischte, der Hund, der wahnsinnig wurde wegen dem Grund des Pochens. Es wird lauter, es schlägt schneller… “
Sie hörte es. Sie konnte Grobwins Schreie hören, als ihm der Hund die Kehle aufriss. Wie die Schreie einem dumpfen Gurgeln wichen. Der gewaltige Herzschlag wurde lauter, dröhnte in ihren Ohren, übertönte das Schmatzen der Bestie, die sich an ihren treuen Diener satt fraß.
„ …Etwas unsagbar Böses ist in diesem Haus. Es wird alles verderben, was du hast, was du liebst. Es wird nicht ruhen, bis die Wände mit dem Blut der Bewohner getränkt sind…“
Sie sah es vor sich. Warmes Blut, das in Strömen die Wände herablief. Sich in den Dielenfugen sammelte. Der Geruch ließ sie fast erbrechen.
„ …es wird nicht enden, bis jeder Mann, jede Frau, jedes Kind hier tot ist. Kannst du es sehen, dein totes Kind, blutüberströmt...“
Sie sah es und etwas in ihr starb. Sie brach weinend zusammen.
„ …es muss nicht so kommen. Es ist das Bruchstück. Das vergiftet dieses Haus, dein Leben. Für dich, meine Liebste, opfere ich mich! Gib es mir, ich nehme es an mich und werde versuchen, es zu vernichtet. Vielleicht sterbe ich dabei, aber du, meine Blume, bist in Sicherheit.“
Am ganzen Leib zitternd und tränenüberströmt nickte sie.
Und so stahl der fremde junge Mann die Trophäe Balians mit dem Reliefstein von Korgond.