Geschichten:Der Fürstin Vasallen im Travienbund
Rommilys: Am 12. Peraine 32 Hal, so hatten die Häuser Oppstein und Firunslicht verkündet, wolle man sich zum gemeinsamen Bunde in Travia geben, indem Wilinai von Firunslicht und Cravoldshaag vermählt werde mit Morwulf von Oppstein. Es war ein etwas grauer Tag im Frühling, als das angestrebte Datum endlich erreicht war. Als sich die Festgesellschaft allmählich am Friedenskaiser-Yulag-Tempel einfand, stürmte es sogar ein paar der Schmuckgirlanden hinfort. Der Sonnenschein indes ging von den Brautleuten aus, vor allem dabei von der jungen Braut, die wohl zum ersten Mal derart im Mittelpunkt stand, führte sie doch bislang am Hofe ihrer allertraviagefälligsten Durchlaucht ein eher unauffälliges Dasein.
Warum, mocht indes an diesem Tage keiner mehr verstehen, denn festlich herausgeputzt bot sie ein geradezu bezauberndes Bild. Und auch ihr zukünftiger Gatte, Morwulf von Oppstein, stand nicht weit dahinter zurück. Dem jungen Offizier und Ritter war seine Aufregung anzusehen, als beide gemeinsam vor den Altar der Mutter Travia traten. Eine besondere Ehre wurde sowohl den Familien als auch den Brautleuten selber zuteil, denn niemand anderes als das erhabene Paar selber vollführte die Zeremonie des Bundes und Ihre Durchlaucht war selbst Ehrengast der Hochzeit. Aus dem ganzen Darpatenlande war alles, was Rang und Namen hatte, nach Rommilys geeilt, um an dieser denkwürdigen Vermählung teilzunehmen.
Während die Einen den Bund der treuesten Vasallenhäuser der Fürstin als Zeichen von Einigkeit angesichts finsterer Bedrohung priesen, dürfte nicht nur der alte Brauttauscher der Bregelsaums diese Allianz zweier ehedem sich ablehnend gegenüber gestandener Adelshäuser, die beide gleichermaßen als Gefolgsleute der Fürstin zu gelten haben, mit Stirnrunzeln verfolgt haben, beendet diese neuerliche Freundschaft doch einen den Bregelsaums nicht unangenehmen Riss innerhalb der Anhängerschaft des Fürstenhauses. Das anschließende Fest im Fürstenpalast jedoch wird noch lange in aller Munde sein, sollte es doch einer der rauschendsten Bälle werden, die die ehrwürdige Residenz seit langem gesehen hat.
Stimmen zum Ball
"Was für ein Fest! Wahrlich, auch die Empfänge im Palazzo du Berlînghan in Methumis könnten kaum schöner sein. Es war ein Augenschmaus zu sehen, wieviele schöne Edelfrauen- und männer endlich mal wieder ungezwungen über die Tanzfläche schwebten und sich in der lauen Abendluft im Garten verlustierten!"
Marciono de Cevaillon, Esquirio
"Jaja, richtig bescheiden gab sich der gute Redenhardt, ganz so, wie man ihn ja gar nicht kennt. Nur kurz sprach er zu der Gesellschaft und hielt sich auch sonst den ganzen Abend sehr zurück. Der wird doch wohl nicht verärgert darüber gewesen sein, dass sein Schwiegertöchterchen Thahira nicht mit ihrem Gatten, sondern diesem Birkenbruch am Arm erschienen war?"
Wendeholde von Bregelsaum
"Die ganzen Feste sind ja gut und nett, doch sollte ja wohl nicht vergessen werden, wieviel arme Flüchtlinge noch in unseren Landen weilen. Zudem bieten solche Feste leider auch immer zuviele Möglichkeiten, die Treue gegenüber dem eigenen angetrautem Gatten kurzzeitig zu vergessen. Und ich nenne nun lieber keine Namen, mit wem ich den neuen Al´Anfaner Gesandten zwischenzeitlich kurz verschwinden sah."
Rovena von Firunslicht-Oppstein, Hochgeweihte der Travia
"Was für ein Fest, was für eine Freude! Ihr fragt wirklich, wie ich den Bund unserer treuesten Vasallen bewerte? Seht doch den Eisnacher dahinten. So sehr, wie er nun keiner Miene, so sehr will ich heut meiner Freude freien Lauf lassen!"
Answin d. J. von Rabenmund, Baron zu Bröckling
"Was ich von diesem Bund halte? Geht Euch nichts an. Doch dem grinsenden Bröcklinger dahinten würde ich gerne sein freches Lügenmaul ..."
Wolfgram von Zeil und Eisnach, Brauttauscher der Bregelsaums
"Nun, ich weiß nicht recht, welches Ereignis ich als am aufsehenerregendsten nennen sollte. Die ganze Aufregung um diesen furchtbaren Hund des Roderick von Rabenmund war ja schon etwas. Das Ungetüm, Reto heißt es glaube ich, hatte sich nämlich losgerissen und dann im Garten mehrere Gäste bedroht. Zwei Ritter konnten es zusammen nicht bändigen und erst, als die junge Rohalla von Rabenmund-Dreglingen es beherzt an ihren Gürtel gleich einer Leine nahm, hatte der Trubel ein Ende und der Dettenhofener sein Tier zurück. Er hatte wohl gar nicht mitbekommen, was geschehen war! Nein, ich glaube, dieser Tanz hat doch mehr Leuten seine Präsenz aufgezwungen. Sie haben die ganze Tanzfläche in Beschlag genommen mit ihrem Gestampfe und ihre seltsame Musik, dieses Quäken und Trommeln, ist durch den gesamten Saal geschallt, daß Reden unmöglich war. Wußtet ihr, daß das Haus Firunslicht mit diesen Bergmenschen eng verwandt sind? Ich wußte zwar, daß sie da oben irgendwo Land besitzen, aber das hat mich nun doch überrascht. Es sind doch alles so kultivierte Leute ..."
(ein Höfling)
"Ja, das Fest scheint ein Erfolg zu sein. Allein schon, daß ich einen Wisshardt von Firunslicht noch einmal beim Tanze erlebe, zeugt davon. Ihr müßt wissen, seit dem Tod meiner Mutter Salvadne vor etwa 22 Jahren hat er sich nicht mehr auf die Tanzfläche begeben. Ich glaube aber nicht, daß man mehr als einen Tanz hineinreden sollte, auch wenn er mit der Dame Morgause doch durchaus ein eindrucksvolles Tanzpaar abgab."
Edric von Firunslicht, Junker zu Cravolds Haag
"Ich frag mich, ob Gneisbald von Cravoldshaag mehr Freude an der Hochzeit seiner Tochter hatte oder am Frieden zwischen den beiden Häusern. Wenn ihr seine Rede gehört hättet, wo es um Einigkeit und Stärke für Darpatien ging und derlei. Nun, ihn dürfte es gefreut haben, als man einen Roderick von Rabenmund mit einer Carinya von Binsböckel-Bregelsaum übers Parkett gleiten sah: Alle großen Familien traut in einem Paar vereint. Aber andere waren da wohl weit weniger begeistert, vermute ich..."
Adrana von Erlenteich
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