Geschichten:Der Fluch der Vergangenheit - Aufbruch
Dramatis personae:
- Belgos al'Ceelar und Boromil Esleborn, zwei Tauristar
Schloß Hohenlinden, Rahja 1035 BF
Als Belgos von der Besprechung mit seinem Herrn Balrik von Keres kam und in den Hof hinaustrat, sah er Boromil wie dieser gerade seine letzten Vorbereitungen für eine Reise traf. Neben dem Reitpferd hatte er noch ein Packpferd dabei, auf dem nicht nur die notwendige Ausrüstung für eine Reise verstaut war, sondern auch zwei Käfige mit mehreren Brieftauben.
Boromil war lange Zeit verschwunden gewesen und Belgos war ihm erst vor wenigen Tagen wieder begegnet. Damals war er noch ein recht grüner Junge, ohne viel Erfahrung, gewesen und Belgos hatte ihm die gängigsten Kampfmanöver gezeigt. Doch mittlerweile hatte er sich zu einem anständigen Kämpfer entwickelt.
„Wohin geht es denn?“, fragte er, als er auf ihn zuging.
„Nach Greifenfurt“, antwortete Boromil, während er die Satteltaschen überprüfte. „Soll dort mit dem neuen Marschall zusammen arbeiten. Und irgendein Gut verwalten.“
„Greifenfurt, mmh … sind das da oben nicht alles halbe Orks?“
Boromil sah auf. „Ja sicher“, sagte er. „Genauso wie in Al’Anfa die Granden in Jungfrauenblut baden.“
Belgos lachte. „Gut gekontert. Allerdings wäre ich mir bei manchen nicht so sicher.“ Boromil war einer der wenigen die wußten, woher er kam. „Reist du allein?“
„Nein, natürlich nicht. Mich werden zwei königliche Soldaten begleiten. Und bei dir? Hast du auch einen Auftrag bekommen?“
Belgos nickte. „Ich soll im Grenzgebiet zur Wildermark ein paar Augen und Ohren postieren.“
„Du?“
„Larona wird mich begleiten. Sie wird das Reden übernehmen.“ Belgos‘ Aussehen lud nicht gerade dazu ein, ihm zu vertrauen. Eher das Gegenteil. Und das war ihm durchaus bewußt. Nur die Frauen im Bordell haben sich allmählich an sein Gesicht gewöhnt.
„Hast du gehört? Er hat einen Magier aus einer Reichsakademie angefordert.“ Mit 'er' meinte Belgos Balrik. „Und bei dem soll es nicht bleiben! Das schmeckt mir nicht.“ Er spukte aus.
„Du und dein Mißtrauen gegenüber Magier. Das halbe Adelshaus besteht aus Zauberern. Warum hast du dich denn solch einem Haus verpflichten lassen, wenn du ihnen so mißtraust.“
„Mmh, ich gebe zu, daß der Sohn nicht so übel ist – für einen Magier. Aber das heißt noch lange nicht, daß es mir gefallen muß.“
Boromil verschloß seine letzte Satteltasche, saß auf und wandte sich wieder an den älteren Tauristar. Doch in diesem Augenblick, so kam es einem Beobachter zumindest vor, war Boromil der Ältere, wie jemand der einem guten Schüler einen weisen Ratschlag gab.
„Ich weiß nicht woher dein Mißtrauen gegenüber Magier stammt, Belgos. Aber ich denke, daß du sehr gut weißt, daß nicht jeder so schlecht oder böse ist, wie du immer behauptest. Denn sonst würdest du hier nicht dienen. Und du hast ja selbst gesagt: der Sohn ist nicht so übel.“
Als Boromil den Hof verlassen und das Tor passiert hatte, stand Belgos noch eine Weile da. Ich weiß ja nicht, was du alles erlebt hast als du weg warst, dachte er, aber egal was es war, es hat dich erwachen gemacht. Du bist nicht mehr der grüne Junge von früher.