Geschichten:Der Hügel

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Die Bäuerin, die man in Markt Silkwacht aufgegabelt hatte, deutete auf einen unscheinbaren Hügel, hinter dem finstere Tannen aufragten.

"Da stand die Burg mal, hat mir mein Großvater erzählt und der hatte es auch von seinem Opa", erzählte sie. "Die Tannen da, die gehören schon zur Brache. Bleibt da lieber weg, edler Herr!" Nibelwulf dankte ihr und Phelixitas steckte der Bäuerin eine kleine Münze zu, bevor die Frau eilig in den Ort zurückrannte.

"Vater, ich bin mir nicht sicher, ob die Leute hier bereit sind, so nah an der Brache Frondienste zu leisten", murmelte Phelixitas und sah sich um. "Vielleicht sollten wir einen Hügel etwas weiter gen Rahja aussuchen?" Nibelwulf folgte ihrem Blick, schüttelte dann aber den Kopf. "An sich ist der Hügel bereits mit einer einfachen Palisade leicht zu verteidigen. Und da drüben würden wir bereits einem Bauern das Feld zerstören. Ich denke nicht, dass wir die Einheimischen gleich gegen uns aufbringen sollten." Er ritt weiter auf den Hügel zu, den die Bäuerin ihnen gezeigt hatte. Bärnhart, der Hauptmann von Nibelwulfs tobrischem Trupp, zügelte sein Pferd neben Phelixitas, die ihrem Vater verwirrt hinterhersah. "Er meint‘s net so", brummelte er. "Du hast ja recht, dass das sehr nah an der Brache ist." Hier erfolgte wieder eine abergläubische Handbewegung, die er den ganzen Weg hierher perfektioniert hatte. "Aber deine Großeltern waren Bauern, wenn auch welche mit viel mehr Land und nem Titel dazu. Dein Vater weiß schon, was er tut und vor allem, wie." "Das gebe Phex", murmelte Phelixitas.

Als sie beim Hügel ankam, stellte sie fest, dass die Tannen deutlich höher sein musste, als es sich für Tannen gehörte, denn sie waren immer noch ein gutes Stück vom Hügel entfernt. Während sie noch über das Wesen dieser Illusion nachsann, rief Bärnharts Frau Urslinde vom Hügel herunter: "Hier hat‘s nen alten Brunnen! Ziemlich versteckt!" Tatsächlich war nur der unterste Teil der steinernen Brunneneinfassung erhalten, aber das sollte den Ausschlag geben: Nibelwulf befand die Lage, die Aussicht und die Größe des Hügel für ideal, Burg Silkwacht wieder erstehen zu lassen.

"Gut, Vater", sagte Phelixitas und hielt im ein Brett hin, in das ein kleines Tintenfass eingelassen war. "Dann schreib dem Herrn Barnhelm doch mal, was du alles so brauchst!"

Zum Schluss lief es darauf hinaus, dass Nibelwulf seiner Tochter diktierte. Er behauptete, seine Hand wäre vom langen Halten der Zügel zu steif zum Schreiben.

An Seine Kaiserliche Hoheit Barnhelm von Rabenmund

Markvogt der Kaisermark Gareth
 
 
 
 
Gegeben am 2. EFFerd 1042 BF
zu Burg Silkwacht

Eure Hoheit!

Nachdem ich nun den Standort der früheren Verteidigungsanlagen an diesem Teil der Dämonenbrache ausfindig machen konnte, muss ich zu meinem Bedauern berichten, dass von den vielleicht einmal vorhandenen Anlagen nichts mehr zu sehen ist. Lediglich die Stelle des alten Brunnens ist kenntlich. Dennoch bietet sich der ehemalige Festungshügel durchaus an, darauf erneut eine kleine Wehrburg entstehen zu lassen, da seine strategische Lage für unsere Zwecke äußerst günstig ist.

Hier wird im Laufe der nächsten Jahre wieder ein Wehrturm mit einem kleinen Burghof entstehen, wie ihn die Form des Hügels schon vorgibt. Wenn der INGerimm uns gnädig ist, dann werden wir es bis zum Winter schaffen, zumindest einige Hütten und eine Palisade zu errichten, damit dieser Ort seiner eigentlichen Aufgabe so schnell wie möglich nachkommen kann. Da die Bauern uns davor warnen, Holz aus der Brache zu verwenden und ich in dieser Hinsicht geneigt bin, ihren Rat ernst zu nehmen, werden wir das Holz von weiter weg erwerben müssen, da es hier keine geeigneten Bäume gibt.

Der Hügel ist etwa 40 Schritt lang und an der breitesten Stelle etwa 15 Schritt breit, dabei hat er die Form eines Tropfens. Für eine Burg bietet er ungefähr Fläche von 300 Rechtschritt.

Damit ergibt sich für eine umlaufende Palisade von etwa 2,5 Schritt Höhe und einer Länge von 100 Schritt ein Bedarf von 4000 Silbertalern. Für die Hütten ergeben sich zunächst Kosten von 7500 Silbertalern.

Dies bedeutet ergo Kosten für die allerersten Maßnahmen von 11500 Silbertalern.

Eine etwaige Senkung dieser Kosten durch Frondienste scheint mir in Anbetracht der bald beginnenden Erntezeit kaum möglich, zumal unsere Hütten auch winterfest gemacht werden müssen, wodurch weitere Kosten entstehen werden.

Die auf lange Sicht zu errichtenden steinernen Wehranlagen bedürfen selbstverständlich einer erneuten Berechnung, die ich im Laufe dieses Jahres von einem geeigneten Meister seines Faches vornehmen lassen werde.

Ich hoffe sehr, dass Seine Hoheit meine groben Berechnungen nicht als zu unverschämt empfindet und verbleibe mit Rondras untertätigen Grüßen,
 
 
 
 
Nibelwulf von Alst, Reichsritter zu Silkwacht.

Phelixitas überbrachte dieses Schreiben ordnungsgemäß und kehrte dann nach Gareth zurück, wo sie noch einige Erkundigungen einholte und einen weiteren Brief verschickte, während ihr Vater und der Rest seines tobrischen Trupps zunächst Zelte auf dem Hügel aufschlug.


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Texte der Hauptreihe:
K34. Nestbau
1. Eff 1042 BF
Der Hügel
Kein leichter Ritt


Kapitel 33

Kein leichter Ritt
Autor: Silkwacht