Geschichten:Der Handschuh des Kaisers - Stets zu Diensten, Majestät
Alte Residenz, Anfang Phex 1041 BF
„Jawohl, liebe Base, jawohl, Majestät, stets zu Diensten, jawohl“, dienerte Gerwulf von Gareth aus dem Thronsaal, sich immer wieder verbeugend. Er wagte es nicht, seiner Base den Rücken zuzudrehen - eine Etikette, auf die er üblicherweise verzichtete. Aber die Königin war ungehalten gewesen. ‚Halt unseren Besitz zusammen, Gerwulf‘, hatte sie gerufen. ‚Wo ist die fehlende Perle aus der Debrekskrone?‘ – ‚Wieso sieht das Menzelsband so zerschlissen aus?‘ – ‚Wieso ist das Kaiser-Raul-Museum immer noch so schlecht gesichert?‘ – ‚Was gedenkst du mit dem Panzerhandschuh unseres Ahnen Kaiser Alrik zu tun?‘ – ‚Hast du dir schon Gedanken über einen Ersatz für Hagrondriar gemacht?‘
Die Vorwürfe waren nur so auf ihn eingeprasselt, während Onkel Storko verschlagen gegrinst hat, Vetter Alarich mit der Amtskette des Erzkanzlers gespielt hat und sein eigener Bruder Alrik sich bei jedem neuen Fragezeichen wie unter einem Peitschenhieb weggeduckt hatte. Am schlimmsten aber war der kleine Sigman gewesen, der mit seinen neugierigen Fragen nach dem Erbe der Familie das ganze Schlamassel erst ausgelöst hatte. Ganz offenbar hatte ihn die Standpauke auch überrascht, aber dem kleinen Schlingel würde er das heimzahlen, ob er es gewollt hatte oder nicht.
Gerwulf musste etwas unternehmen. Die Scheißperle? Egal – neue gab’s in Perricum. Das Menzelsband? Zu oft benutzt, ehe Korgond wieder aufgetaucht war. Das Kaiser-Raul-Museum war nicht schlecht gesichert, nicht mehr jedenfalls seit Haffax‘ Samthandschuhe damals da eingestiegen waren. Kaiser Alriks Panzerhandschuh? Der lag doch in Aldenried – war damals nicht Alrik und Sturmfels zur Feierstunde erschienen? Ersatz für Hagrondriar? Gerwulf kam ein Buttermesser in den Sinn. Er grinste wölfisch.