Geschichten:Der Kaltensporn - Vorgeplänkel
Kaiserlich Ochsenblut, 30. Hesinde 1035 BF
Es begann zu schneien, leicht.
Es war der Abend, vor dem großen Tag, an dem die Junkerin von Raulsfeld dem Firun-Kloster St. Radul den Kaltensporn, den historischen Speer des sog. „Ersten Ochsbluters“, Radul Ochsenhäuter, übergeben würde, nach dem sie ihn vor einigen Monden aufgetan hatte.
Viele waren dem Aufruf der Junkerin und des Abts des Klosters gefolgt und die große Gästescharr musste auf die vielen Güter und Gasthäuser Südochsenbluts verteilt werden.
Nahezu der komplette Adel Ochsenbluts war anwesend, so auch fast der komplette Hof der Gräfin, sie und ihre Familie eingeschlossen, war angekündigt und die meisten der Mitglieder des Sturmflugordens ebenfalls und die die nicht selber kamen schickten Vertreter.
Viele Vertreter der Kirche waren im Kloster untergekommen oder auf dessen Gütern, so z.B. die Jagdmeister des Bärenauer Kroandal-Waldes, der königliche Jagdhüter der Dämonenbrache, die Jagdmeisterin des Kaisermärker Hofs, die Ifirn-Geweihte Thorhalla Schwanenkind aus Waldstein und viele mehr. Aber auch Verteter anderer Kirchen waren vor Ort, der Tempelvorsteher des Raulsknochener Praiostempels, als wichtiger Berater der Raulsfelder Junkerin, durfte z.B. nicht fehlen, ebenso die bekannten Vertreter aus dem Gerbaldsmärker Hesinde-Kloster St. Ancilla, namendlich u.a. Raulbrin von Hartwalden-Hartsteen.
Und nicht nur Ochsenbluter Adel und die Mitglieder des Sturmflugs waren gekommen, sondern auch der Waldsteiner Junker Edorian von Feenwasser nebst Gattin. Galten diese beiden doch als dem grimmigen Gott sehr zugetan. Sie waren bei ihrem Verwandten, dem Baumeister Aurentian Hal von Feenwasser, der derzeit nahe dem Ort Ochshatz arbeitete, untergekommen. Und auch aus Bärenau waren einige namenhafte Vertreter angereist und vertraten die Baroness, die derzeit in der Niederkunft lag. So war an ihrer Stelle ihr, erst kürzlich heimgekehrte und zum Junker ernannte, Bruder Alderan angereist, begeleitet von dem Stadtvogt von Bärenau-Stadt, der Junkerin und alten Bekannten Rowena von Fuchswalden, den beiden schon erwähnten bärenauer Firun-Geweihten und einem nicht kleinen Gefolge, wie die meisten Gäste. Die Hauptfrau der Goldenen Lanze, Rowena, hatte vorher noch ihrem Sohn am derzeit improvisierten Hof der Gräfin besucht.
Weitere Gäste aus dem Waldsteinschen waren die Schwester des Falkenwinder Barons, Celissa von Falkenwind, und der Erste Schreiber der Landrichterin, Leomir von Zweifelfels.
Und aus der Raulsmark waren die ebenfalls schon bekannten Balrik und Gerion von Keres angereist. Ersterer nutzte, bei den allgemeinen Begrüßungsfeierlichkeit beim Kloster St. Radul, die Gelegenheit der Anwesenheit so vieler Adliger geschickt aus, um für sich, als Marschall der gesamtgaretischen Truppen, zu werben, während zweiterer ihn dabei unterstützte.
Doch trieben diese es damit nicht zu weit, da dieser und der nächste Tag ganz der heiligen Kirche des Herrn Firun gehören sollte. Gegen späten Abend, als die Feierlichkeiten ein ruhiges Ende fanden und die meisten Adligen zu ihren Unterkünften unterwegs waren, frischte der Wind nocheinmal deutlich auf und einige Schneeverwehungen deuteten für den morgigen Tag ein ordentlich firungefälliges Wetter an.
