Geschichten:Der Plan des alten Löwen - Am Rande (2)
Eynweiher, Junkertum Eynweiher, Kaiserlich Sertis, 12. Praios 1036 BF
Zuschauer säumten den Rand des Turnierplatzes. Immer wieder aufs Neue gespannt, warteten diese darauf, dass es ihr Favorit sei, der seinen oder ihren Kontrahenten vom Pferd stoßen würde. Runde um Runde umjubelten sie die Sieger und warteten dann gespannt auf den nächsten Lanzengang.
Unter den Zuschauern fand sich ein Mann in den späten 40 Götterläufen. Er trug ein einfaches Reisegewand, das vom Schnitt ihm gemäß dem Codex Albyricus als Magier kennzeichnen würde. Seinen Hut und seinen Magierstab hatte er in seiner Unterkunft zurückgelassen. Sein Akademiesiegel konnte nicht gesehen werden, weil die Hand in der das Sigel tätowiert war, einen Sack trug. In diesem Sack befand sich, in einem Wachstuch eingeschlagen, ein Buch. Der Magier war nicht nach Eynweiher gekommen, um das Turnier als Zuschauer zu besuchen. Er hatte sich in diesem Dorf verabredet, um den Trubel zu nutzen einen Handel heimlich durchzuführen. Nicht weit Turnierplatz entfernt, war der Treffpunkt gewesen. Ein Beutel mit Edelsteinen hatte für das Buch, den Besitzer gewechselt. Auf dem Rückweg hörte der Magier einen Namen aus seiner Vergangenheit. Einst vor vielen Jahren war er auf Wanderschaft gewesen und hatte sich einer sehr kuriosen Gruppe angeschlossen. Zusammen hatten sie viele Abenteuer erlebt und ein Band geschmiedet, das immer noch bestand, obwohl vor vielen Götterläufen sie sich trennten. Nachdem sie auseinander gegangen waren, hatte er von Tahlmare nichts mehr gehört, außer dass sie Baronin geworden war. Heute hatte er nach vielen Jahren ihren Namen wieder gehört, als der Seneschall die nächsten Paarungen der Tjosten aufrief. Seine Neugier ließ ihn inne halten und seine Schritte in die Zuschauermenge lenken, um den Lanzengang von Tahlmare sehen zu können. Ein kleiner magischer Trick sorgte dafür, dass die Menge ihm Platz machten und er so einen guten Zuschauerplatz zu erhalten. Er sah, wie die beiden Streiter aufeinander zuritten. Irgendwas stimmte nur dabei nicht. Tahlmare musste mehr damit kämpfen auf dem Pferd zu bleiben, als sich darauf vorzubereiten, dass eine Lanze sie bald treffen würde. Dann sah er, dass sie den Kampf mit ihrem Sattel verloren hatte und vom Pferd stürzte, als die Lanze sie traf. Ein Raunen ging durch die Zuschauer. Gespannt warteten die Zuschauer darauf, ob die Gestürzte von sich aus aufstehen könnte, was nicht geschah. Er beobachte, wie aus allen Richtungen Helfer zu Tahlmare eilten und sich um sie kümmerten. Dann brachte man sie weg. Er musste den Impuls unterdrücken, nicht sofort hin zulaufen. Seine alten Instinkte wurden wach. Er wusste, dass er im Augenblick nichts tun kann und er auf einen günstigeren Zeitpunkt warten müsste.