Geschichten:Der Plan des alten Löwen - Hektische Betriebsamkeit
Burg Leustein, Freiherrlich Bitani, Baronie Linara, Praios 1035 BF
Es war ein warmer Sommertag. Keine einzige Wolke war am Himmel zu erblicken. Die Tage des Namenlosen waren vorbei und es war viel zu tun auf der Burg. Das schöne Wetter wurde genutzt um Wäsche zu waschen und sie zum trocknen aufzuhängen. Bei diesem warmen Wetter würde es nicht lange dauern, bis sie trocken sein würde. Das schöne Wetter wurde auch genutzt hier und da Ausbesserungsarbeiten an der Burg durchzuführen. Auch wenn es lange her war, dass ein Feind vor den Mauern stand, lies die Baronin die Wehranlagen nicht verkommen. Das hatte auch den Vorteil, dass die Reparaturarbeiten sich in Grenzen hielten. Wegen dem warmen Wetter war es hier und da doch eine anstrengende Tätigkeit. So waren die Arbeiter recht dankbar, dass zwei junge Burschen, die sich relativ ähnlich sahen und vom Alter etwa einen Götterlauf auseinanderlagen, mit je einem Eimer Tee und einer Kelle bewaffnet gelegentlich vorbei kamen und sie damit ihren Durst löschen konnten. Wenn die Beiden den Arbeitern keinen Tee brachten, teilte man sie für andere Arbeiten ein. Sei es, dass sie den Arbeitern zur Hand gingen, ihnen Material brachten oder Säcke mit Korn aus den Vorratskammern der Burg auf einen Wagen luden, damit diese zur nächsten Mühle gebracht werden konnte, um es dort zu feinem Mehl zu mahlen. Der Ältere von beiden hatte ein Händchen für Pferde bzw. war auch in Lage einen Wagen zu fahren und so kam es, dass er zusammen mit seinen Bruder dazu eingeteilt wurde, mit dem Kornwagen zur Mühle mitzufahren.
Die Beiden waren nicht die Einzigen gewesen, die im alten Jahr eine Anstellung auf der Burg fanden. Eine ältere Frau, ebenso wie die beiden Brüder von Außerhalb, wurde hier auf der Burg vorstellig und konnte überzeugen als Magd eingestellt zu werden. Einige Goldstücke mögen hier auch als Überzeugungshilfe dabei unterstützt haben. Anfangs wurde sie von den anderen Bediensteten misstrauisch beäugt, konnte aber schnell unter den Anderen Freundschaften schließen. Dabei half auch, dass sie ohne murren bereit war, die schwersten und unangenehmsten Arbeiten, die auf einer Burg vorzufinden waren, durchzuführen. Heute hatte sie verhältnismäßig leichte Arbeit. Auf dem Hof wurde die Wäsche gewaschen. An einem Waschzuber stehend wusch sie die verschiedenen Wäschestücke der Burgbewohner. Dabei konnte sie beobachten, wie die Baronin und ihr Gefolge sich fertigmachten um zu irgendeinen Turnier in Eynweiher zu reisen.
„Caya, Livia! Beeilt euch, wir wollen aufbrechen.“ rief die Baronin
„Einen Augenblick noch!“ schallte es im Chor.
Während man auf die Beiden wartete, setzte Tahlmare die Unterhaltung mit ihren beiden Knappen fort. Man konnte Allessandrian und Arik ansehen, dass sie aufgeregt und voller Vorfreude waren.
„Auf unserer Reise werde ich noch einmal genau erklären, wir ihr euch auf einem Turnier zu verhalten habt und welche Aufgabe ihr zu erfüllen hat. Es ist wichtig zu wissen, was ihr tun dürft oder nicht dürft.“
Etwas leiser fuhr sie fort.
„Wenn ihr dann etwas macht, auch wichtig, dass euch zu erläutern: Was ich mitbekommen oder nicht mitbekommen darf!“
Wieder lauter:
„Da sind sie ja!“
Dann kamen Beide. Tahlmare entging nicht, dass die eine Schwester der Anderen Kleider aus ihrem Fundus ausgeliehen oder geschenkt hatte. Anscheinend hatte sie sich an Tahlmares Bedingung gehalten und ihre eine Tochter, die nicht mit Geld umgehend konnte hatte sich von ihrer teuren Kleidung getrennt. Um aber doch noch respektabel auftreten zu können, hatte sie von ihrer Schwester entsprechende Kleidung erhalten. Beide warfen ihre Wappentücher über und waren bereit aufzubrechen. Da preschte ein Botin zu Pferd auf den Burghof. Die Reiterin sprang von seinem Pferd ab und eilte zur Baronin. Vollkommen außer Atem erreichte sie die Baronin, holte einen versiegelten Brief aus ihrer Tasche und erreichte den der Baronin.
„Die Zwölfe zum Gruße, Frau Baronin. Hier ist eine Nachricht aus Überdiebreite“ keuchte die Botin und überreichte den Brief.
„Die Zwölfe zum Gruße“ entgegnete Tahlmare und nahm den Brief entgegen. Sie erbrach das Sigel und lass den Inhalt des Briefes. Dabei wurde ihre Minen immer grimmiger.
Tahlmares Töchter und Albin von Binsböckel kamen zur Baronin und blickten fragend ihn ihre Richtung. Tahlmare gab das Schreiben Albin, der es nahm und anfing zu lesen.
Fast gleichzeitig fragten beide Schwestern:
„Mutter, was ist passiert?“
„Eine Nachricht von unserem Weibel aus Überdiebreite. Die Ratsmeisterin wurde ermordet. Albin!“
Den Brief zur Seite legend. „Ja?“
„Du wirst sofort nach Überdiebreite reiten um aufzuklären, was passiert ist.“
„Frau Baronin, das halte ich für keine gute Idee. Als euer Schildmann muss ich euch begleiten.“
„Albin, die Sache ist zu wichtig. Wenn ich nicht Iolaos wegen dieser Räuberbande hätte losschicken müssen, dann wäre er nach Überdiebreite gegangen. Die Sache ist einfach zu wichtig. Hole dir jede Hilfe, die du für notwendig erachtest. Nimm dir soviel Zeit, wie du brauchst. Ich brauche dich aber zum Ende des Monats zurück, denn du weißt, kommt der Steuereintreiber um den Kaisertaler zu holen. Im übrigen, wäre nicht das Turnier, wo ich einige wichtige Leute treffen müsste, gewesen, hätte ich selbst Nachforschungen über ihren Tod angestellt. Mach dir keine Sorgen. Alle meine Kinder werden in Eynweiher sein und ich habe zwei Knappen. Es kann sein, dass ich mir auf dem Turnier vielleicht die eine oder andere Rippe breche oder ein Bein; und das heilt bei mir schnell wie du weißt. Ich reche nicht damit, dass mir darüber hinaus etwas passieren wird.“