Geschichten:Der Prinz und das Land - Unter Getreuen
In den großgaretischen Landen, Efferd 1041 BF
Vom Himmel goß ein Bach, naß floh er unter das Vordach. Der Herr der Wasser segnete die Lande gerade übermässig, so dass stürzende Rinnsale die schlammigen Straßen herabflossen. Doch der guten Stimmung von ihm und seinen Gefährten konnte das keinen Abbruch tun, sie trotzten Efferd, so wie er es liebte. Gut, die schöne Rahja tat ihres dazu, aber selbst wenn es den Unergründlichen noch mehr erzürnen würde, der Wein würde einfach nur noch mehr fließen müßen als der Regen.
Die anderen folgten Ucurian unter den trügerisch tropfenden Unterschlupf und die Karaffe kreiste erneut ebenso, wie der Schlauch, irgendwer hatte auch eine Pfeife dabei, die aber nur mehr schlecht als recht brannte. Nicht schlimm, die Ritter und Freunde, hatten ohnehin schon genug von dem starken Kraut, das die Wirkung des Weins und des Biers nur noch verstärkte. Lachend standen sie dort, dichtgedrängt bei einander und feierten unbeirrt weiter. Was für ein Leben, das Leben von Helden und Rittern wie es in den Büchern stand. Ucurian, Junker von Raulsfeld, prostete Elissa vom Berg, Ritterin zur Sighelmsmark, zu, die sich übermütig als Antwort auf die gelockerte Rüstung schlug. Während Mora von Zweifelfels, Junkerin von Kobernhain, sich etwas unsicher-unbeholfen aber zufrieden auf der Schulter von Ardur von Zackenberg, ebenfalls Ritter der Sighelmsmark, abstützte. Das Leben im Rudel förderte bei ihnen allen das Beste zu Tage, egal wie ihr Leben zuvor ausgesehen hatte. "Habt ihr noch das Bild des kleinen Koschers vor Augen, als er von der Geronstreu von seinem viel zu großen Pferd in den Staub gestoßen wurde?", tönte Elissa. Natürlich hatten sie den ulkigen koscher Rittersmann beim Serrinmoorer Lanzenstechen nur allzu gut im Gedächtnis und lachten ausgiebig. "Ja, aber einen guten Lanzengang hat er allemal abgegeben, so oder so, wacker geschlagen hat er sich.", echte Anerkennung stand im Gesicht von Ardur, die anderen pflichteten ihm bei. Ohnehin, war es die Wichtigkeit der Anerkennung, welche sie die Zeit im Rudel noch einmal gelehrt hatte, ebenso die Gemeinschaft, das Gefühl von Zusammenhalt als Großgaretier. Auch wenn einige diesen Begriff überstrapazierten oder gar verzerrten, Sigman und sie hatten die Garetier wieder zu gern gesehenen Gästen gemacht, die nun in den anderen Provizen mit Ehrfurcht und Freude genannt wurden. Nun, natürlich war es nicht ganz so einfach, dass wussten sie alle, den alten Ruf als hochnäsige Intrigenspinner würde man wohl nie ganz abstreifen können, zumal im Rudel auch einige der typischen, eitlen Speichellecker und Blutsauger ihr Unwesen trieben, die immer dort aufzutauchen schienen, wo es etwas an Glanz und Glorie zu holen gab. Und Sigman, so jung er auch war, hatte dieses gewisse etwas. Und dieses etwas war noch unschuldig in seiner Tugendhaftigkeit und in gewisserweise, so gewitzt der Prinz auch war, noch formbar. Und dies wussten eben auch die Kriecher und Flüsterer, die wie die Schmeißfliegen um ihn herum kreisten. Aber dieses Geschmeiß fraß nur was ihresgleichen Dreck war und deshalb waren Ucurian und seine Freunde auch hier, um dafür zu sorgen, das Sigman das blieb was er war, eine echte Hoffnung für diese Lande. Großfürst hin oder her, er würde ein Ritter werden, wie in den alten Geschichten und sie würden daran Teil haben und sich in ihrer gegenseitigen Anerkennung bestärken und voneinander lernen. "Darauf lasst uns anstoßen, meine Freunde, auf Sigman, auf uns, auf ein starkes Großgaretien der Ritterlichkeit in einem starken Reich." Die Karaffe, der Schlauch, Becher und Fäuste knallten zusammen, während die jeweils andere Hand auf Schwert oder Herz ruhte und der hölzerne Unterschlupf das Wasser nicht mehr hielt und sie begoß. Alle lachten.