Geschichten:Der Quelltempel zu Nattersquell - Peraineritter in Not

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Die Sonne ging gerade erst auf, als sich die Geweihte Matrissa von Mohnfeld aus dem warmen Bett in ihrem bescheidenen Zimmer im Quelltempel von Nattersquell erhob. Das sanfte Licht der Morgenröte spiegelte sich in den klaren Wellen des heiligen Brunnens, der im Zentrum des Tempels sprudelte. Matrissa stand einen Moment still, ihr Blick ruhte auf dem funkelnden Wasser, das ein Symbol des Glaubens und der Heilung für die Perainekirche war. In Gedanken sprach sie ein stilles Gebet und bat die Göttin um Führung und Schutz für die bevorstehende Reise. Ihre Schüler, Herdan von Storch und Ophelia von Ochs, waren bereits auf den Beinen und warteten voller Eifer auf ihren Aufbruch. Herdan, ein kräftiger junger Mann mit einem freundlichen Lächeln und einem unerschütterlichen Glauben, und Ophelia, deren sanfte Augen einen scharfsinnigen Geist verbargen, den man durch ihr kränkliches Aussehen kaum erwartete, teilten Matrissas Hingabe und Begeisterung für ihre heilige Mission. Gemeinsam würden sie die Stätten der Heiligen der Perainekirche bewandern.

„Heute beginnt unsere Pilgerreise“, sagte Matrissa mit einer Stimme, die sowohl Vorfreude als auch Ernsthaftigkeit verriet. „Wir werden die Spuren der Heiligen verfolgen und die Weisheit und die Güte der Herrin Peraine in die Welt tragen.“ Mit diesen Worten verließen sie den Quelltempel und machten sich auf den Weg. Die Straßen von Nattersquell waren noch ruhig, als sie durch die schmalen Gassen zogen, vorbei an den Häusern der Stadtbewohner, die noch in tiefem Schlaf lagen. Das Pflaster der Straßen knirschte unter ihren Füßen, und die Kälte des Morgens ließ sie die Umhänge enger um die Schultern ziehen.

Ihr Weg führte sie zunächst nach Gareth, der Hauptstadt, die in prächtigem Glanz erstrahlte. Die imposanten Stadtmauern und die Türme der Paläste ragten hoch in den Himmel, und der Markt war voller Leben und Bewegung. Doch die Hektik der großen Stadt ließ sie rasch hinter sich, als sie dem alten Eslamsweg folgten, der sich wie ein silbernes Band durch die sanft geschwungene Landschaft der Grafschaft Eslamsgrund schlängelte. Die Felder waren von einem satten Grün, und die Wälder erhoben sich wie schützende Riesen am Horizont.

Unterwegs begegneten sie Bauern, die frühmorgens ihre Felder bestellten, und Händlern, die ihre Waren auf den Rücken von Maultieren transportierten. Die Dorfbewohner grüßten freundlich, als sie das kleine Pilgertrio vorbeiziehen sahen, und hin und wieder blieben sie stehen, um Geschichten über die Heiligen zu hören, die Matrissa und ihre Gefährten erzählten. Während sie auf den schmalen Pfaden wanderten, erzählte Matrissa ihren Schülern mehr über die Heiligen, deren Wirkungsstätten sie besuchen würden. Ihre Worte malten lebendige Bilder von edlen Taten und Wundern, die diese Heiligen vollbracht hatten. Herdan und Ophelia lauschten gebannt, ihre Augen leuchteten vor Begeisterung und Ehrfurcht.

Eines Nachmittags, als die Sonne bereits tief am Himmel stand und ihre Strahlen die Landschaft in ein goldenes Licht tauchten, hörten sie plötzlich das wilde Wiehern eines Pferdes. Unweit des kleinen Ortes Benget, wo die Felder sich sanft zu einem Hügel erhoben, sahen sie einen Ritter, der von seinem Pferd fiel. Das edle Tier hatte sich abrupt aufgebäumt, und der Reiter stürzte hart zu Boden. Matrissa erkannte das Wappen der Familie Eychgras. Ein charismatischer Mann noch jung an Jahren verletze sich beim Sturz. Er krümmte sich vor Schmerzen und hielt sich das Bein, das unnatürlich verdreht war. „Schnell, wir müssen ihm helfen!“, rief Matrissa ihren Schülern zu und eilte zu dem Gestürzten.

Herdan und Ophelia folgten ihr, ohne zu zögern. Gemeinsam kümmerten sie sich um den Verletzten, dessen Gesicht vor Schmerzen verzerrt war. Es war offensichtlich, dass der Ritter Torben von Eychgras eine schwere Fraktur am Bein hatte, und jede Bewegung verursachte ihm große Qualen. „Wir müssen ihn zu einem sicheren Ort bringen“, sagte Ophelia besorgt, während sie vorsichtig das verletzte Bein untersuchte. „Dort drüben, die Befestigungsruine, die die Leute hier Grengel nennen. Dort können wir die Erstversorgung durchführen.“

In der Ruine angekommen, die von dichtem Efeu überwuchert und von der Zeit gezeichnet war, legten sie den Ritter vorsichtig auf eine improvisierte Trage. Die alten Steine boten einen gewissen Schutz vor den Elementen, und das Dach, obwohl teilweise eingestürzt, hielt zumindest den größten Teil des Windes ab. Matrissa begann mit der medizinischen Versorgung, während Herdan nach frischen Tüchern und heißem Wasser Ausschau hielt. Glücklicherweise war die nahegelegene Taverne „Kuhjacker“ nicht weit entfernt, und der Wirt sowie seine Bediensteten kamen eilends herbei, als sie von der Notlage erfuhren.

„Hier sind frische Tücher und heißes Wasser“, sagte der Wirt und reichte die Dinge an Herdan weiter. „Wie steht es um den Ritter?“ „Er wird es schaffen, aber er braucht Ruhe und Zeit zur Heilung“, antwortete Matrissa, während sie die Fraktur schiente und die Wunden des Ritters sorgfältig versorgte. „Wir danken euch für eure Hilfe.“

Die Verletzung des Ritters zwang das Trio in die nahegelegene Taverne, ihre Reise kurz zu unterbrechen. Doch während ihrer Pflege des Gemmenritters Torben von Eychgras entwickelten sich Freundschaften und unerwartete Verbündete fanden sich. Der Peraineritter, in seinem Bund „Landmann“ genannt, beeindruckt von ihrem Wissen und ihrer Hingabe, beschloss, sie auf ihrer Pilgerreise zu begleiten, sobald er genesen war.

Die Tage vergingen, und der Ritter erholte sich allmählich von seinen Verletzungen. Während dieser Zeit verbrachte er viel Zeit mit Matrissa, Herdan und Ophelia und lernte die Beweggründe und Ziele ihrer Reise kennen. Seine Bewunderung für ihre Hingabe und ihren Glauben wuchs, und er fühlte sich inspiriert, Teil ihrer Mission zu werden. „Ich möchte euch begleiten“, sagte Torben eines Abends, als sie um ein Lagerfeuer saßen. „Eure Mission ist ehrenhaft, und ich möchte meine Fähigkeiten und meine Stärke in den Dienst der Heiligen Peraine stellen.“

Matrissa lächelte und nahm seine Hand. „Wir würden uns geehrt fühlen, dich an unserer Seite zu wissen, Ritter Torben. Gemeinsam werden wir unsere Reise fortsetzen und die Segnungen der Hüterin des Lebens auf Dere verbreiten.“ Und so setzte die kleine Gruppe, nun um einen charismatischen Ritter reicher, ihre Reise zu den heiligen Stätten der Perainekirche fort.