Geschichten:Der Ritt in den Reichsgau Teil 19
Teil XIX
In diesem Moment erfüllte das trampelnde Geräusch heran nahenden Reiter die
Luft. Die Söldner, allen voran ihre Anführerin, eine kleine Frau mit strengem,
vernarbtem Gesicht, brüllte hastig einige Befehle.
Ein Dutzend Lanzenreiter preschte heran, an ihrer Spitze ein groß gewachsener Mann mit stolzen Zügen, mit einem im warmen Sonnenlicht blinkenden Harnisch, ein hellblaues im Wind wehenden Band am linken Arm. An seiner Seite ritt sein Knappe, das Banner des Hauses Hirschfurten erhoben.
Als der Baron von Leihenbutt erkannte, dass im Unterholz etliche Männer mit Armbrüsten lauerten, die offenbar ihre Waffen auf die Edlen aus Perricum und Greifenfurt gerichtet hatten, gab er seinem Ross die Sporen und galoppierte schnell heran.
Verunsichert befahl die Söldnerhauptfrau die Aufteilung ihrer Männer, ein Teil sollte sich dem Neuankömmling und seinen Reitern entgegen stellen.
"Wahrhaft, so froh war ich noch nie ein Pfortenritter zu sehen! Jetzt wendet sich das Blatt wieder", rief Rondrigo.
"Was will där dänn hier?" fragte der Brendiltaler sich grimmig. "Für das Lanzänpicksän in Währhaim ist äs doch noch ain wänig früh."
Die Reiter hatten die Söldner nun in der Zange. Simolds Pferd tänzelte unruhig, wobei es die Nervosität seines Herrn wiederspiegelte. Eben sah es noch so aus, als würde Eslam vielleicht doch vernünftig werden, aber jetzt, da man Verstärkung erhalten hatte, war der Feind wiederum unterlegen.
"Was geht hier vor?" erklang die tiefe Stimme des Barons von Leihenbutt. Er bemerkte, dass einer der Nebachoten offenbar verwundet schien, genau wie einer der Ritter, die scheinbar zu den Dienstleuten des Grafen zählten.
"Där Reichsbauär möchtä nun zu Ändä bringän, was är in Graifenfurt nischt geschafft hattä", gab Eslam wütend zurück.
Bei diesen Worten konnte sich Claudio ein kurzes, belustigtes Zucken in seinen Mundwinkeln nicht verkneifen.
"Wir hatten um eine Unterredung gebeten, doch Ihr seht ja, wie man uns willkommen heißt", ergänzte der Junker von Breitenhof die Worte seines Bundesbruders.
Nimmgalf konnte sie schon gut vorstellen, wie diese Bitte um eine Unterredung ausgesehen hatte, da immerhin zwei Mann schon schwer verletzt waren. Aber jetzt war keine Zeit darüber den Kopf zu schütteln. Es konnte nicht angehen, dass der Graf ein Gespräch ablehnte und mit gedungenem Söldnerpack drohte. Auf den Zinnen der Pfalz waren offenbar die gräflichen Armbrustschützen ebenfalls in Stellung gegangen.
Die Lanzenreiter aus Leihenbutt hatten ihre Spieße gesenkt und warteten mit harten Gesichtern auf die Befehle ihres Herrn. "Graf von Wetterfels! Beendet dieses dumme Spiel und erlaubt uns, mit Euch zu sprechen. Das hier kann nur ein Missverständnis sein!" Der Ruf des Barons von Leihenbutt schallte zu den Mauern hinauf, doch es kam keine Antwort.
Langsam glitten Claudios Finger zu seinem Sattelknauf, neben dem in einer ledernen Schärpe, seine geladene Balestrina steckte.
Eine bedrohliche Stille trat ein.
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