Geschichten:Der Salzenforst 5

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.... ein kleines Messer, mit hörnernem Griff an einem ledernen Band. Raim unterdrückte mühsam einen Schrei. Doch der Schreck lies ihn einen Moment die Kontrolle verlieren. Die Sehne sirrte und der Pfeil flog von dannen. Das mächtige Tier blieb stehen, bewegte jedoch mit schnellem Schwung seinen Kopf zu Raim. Der Pfeil klirrte gegen das Geweih und fiel zu Boden. Atemlos stand der junge Jäger und starrte auf den Hirsch, der ihn ruhig ansah. Ihre Brustkörbe hoben und senkten sich im gleichen Rhythmus, die weisse Welt um sie herum verging.

Wie lange beide so im Wald gestanden hatten, konnte Raim später nicht mehr sagen. Mit einem Male war der Blickkontakt unterbrochen. Der Kopf des Hirsches ruckte herum als hätte er aus der Ferne etwas gehört. Dann sah er noch einmal kurz zu Raim und lief los. Raim blieb stehen. Was war geschehen? So etwas hatte er noch nie erlebt. Hatte er sich das Ganze vielleicht nur eingebildet? Langsam ging er ein paar Schritte nach vorn. Da war die Spur des Tieres, dort lag der Pfeil. Raim hob ihn auf. Die Spitze des Pfeils, die er gestern noch sorgfältig geschliffen hatte, war stumpf. Also keine Einbildung? Aber wieso hing Goswins Messer am Geweih des Tieres? War der Hirsch an ihrer Hütte gewesen? Soweit er sich erinnern konnte, hatte sich noch nie so großes Wild zu ihrer Hütte verirrt. War Goswin zurückgegangen und hatte seine Firunsgabe mit zur Jagd genommen und dann verloren? Unwahrscheinlich. Er schaute in die Richtung, in die der Hirsch verschwunden war. Sollte er ihm folgen? Oder war dies eines jener Tiere, die man besser nicht jagte? Vielleicht schützte der Gott der Jagd gerade jenes Tier? Raim schüttelte den Kopf. Zuviele Fragen.

Entschlossen steckte er den Pfeil wieder in den Köcher, nahm einen neuen Pfeil hervor und folgte wieder der Spur. Es schien jetzt, als habe der Hirsch sein Verhalten geändert. Zwar war die Spur leicht zu verfolgen und er konnte auch immer wieder den Schatten des Tieres zwischen den Bäumen sehen, aber er kam nicht wieder auf Schussweite heran. Als die Praiosscheibe bereits hoch gestiegen war, blieb Raim stehen. Das hatte doch keinen Sinn. Diesen Hirsch würde er heute nicht wieder vor den Bogen bekommen. Er sollte besser nach anderem Wild Ausschau halten. Wo war er überhaupt? Er schaute sich um. Es schien, als hätte der Hirsch ihn in die Nähe des Salzenforstes geführt. Raim runzelte die Stirn. Der Forst war gefährlich, gerade auch für so große Tiere, die sich leicht an den scharfen Kristallen verletzen konnten. Und doch schien der Hirsch geradewegs auf jenes Waldstück zuzuhalten. Langsam ging Raim weiter, den Pfeil steckte er zurück in den Köcher. Nach wenigen hundert Schritt hatte er die Grenze zum Salzenforst erreicht. Ein Unwissender mochte die Grenze kaum erkennen, bestand sie doch nur aus einer schmalen Lichtung mitten im verschneiten Wald. Nur im Sommer stach der mit scharfen Kristallen bewachsene Forst hervor, im Winter sahen beide Seiten der Lichtung gleich aus.

Der Hirsch stand auf der schmalen Lichtung und schaute zurück zu Raim. Der junge Jäger überlegte kurz, ob er einen Schuss wagen wollte. Doch etwas sagte ihm, dass der Hirsch sich nicht treffen lassen würde. Den Bogen locker in der Hand folgte er nun langsam dem Tier, das wie selbstverständlich den Salzenforst betrat.


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1. Fir 1030 BF
Kapitel 5
Kapitel 4


Kapitel 5

Kapitel 6
Autor: Goswin