Geschichten:Der Staatsrat auf Sertis

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Auf der kaiserlichen Pfalz Breitenhain, Kaiserlich Sertis

Staatsrat Praiodan von Luring schreitet den engen Zirkel seiner Kreise immer wieder ab und diktiert - immerfort neu ansetzend - seinem Secretair, dem braven Gsevino vom Prutzenbogen, einen Brief an den Baron von Hutt. Im Redefluss stockend, bleibt auch der Staatsrat stehen und wendet sich an seinen Schreiber:

"Gsevino! Wann ist der Reichvogt abgeritten?"

"Heute früh, Exzellenz."

"Und da bist du dir auch sicher?"

"Jawohl, Exzellenz. Ich sah ihn mit eigenen Augen davonreiten."

"Und wohin ist er, sagst du?"

"Richtung Leihenbutt. Der Reichsvogt und der Baron sind befreundet, wie Ihr wisst, und beide sind auch Pfortenritter."

"Gsevino: Ja, du musst mich nicht für dumm verkaufen! Ich meine nur: Da bin doch ich hier in seinen eigenen Hallen, als der alte Sighart ihm und mir ein Schreiben sendet, und an wen wendet er sich? Ganz recht: an den 'Pfortenritter aus Leidenschaft' statt an den Geweihten des Götterfürsten und den Lenker der Geschicke Garetiens!"

"Er wird sich mit einem Freund besprochen haben wollen."

"Einem Freund?! Und was bin ich dann?"

"Ihr seid der Staatsrat, Staatsrat."

"Hmpf. Na gut. Dennoch wundere ich mich. Er muss doch gesehen haben, dass der Bote zwei Schreiben dabei hatte. Muss er doch?"

"Nicht zwingend, Exzellenz."

"Auch gut. Nehmen wir an, er hat es nicht gesehen. Dann glaubt er, er sei bisher der einzige, der um dato von der Mesalliance zwischen Gallstein und Hartsteen - abgesehen freilich vom dem alten Uhu und dem Gallsteiner Schlächter. Dann ergibt es Sinn ... Gsevino! Wann wurde der Brief Sigharts geschrieben?"

"Vor sechs Tagen, Exzellenz."

"Sechs Tage also. Das heißt. Hartsteen und Gallstein haben vor spätestens einer Woche gekuppelt. Gsevino, Gsevino. Ich sage dir: Da ist was faul im Königreiche! Wenn Hilbert, der Unbeschlagene, tatsächlich im Sinne seiner Familie um die Grafschaft Hartsteen kämpfen möchte, dann hat ihm sein Onkel einen Bärendienst erwiesen. Mit einer Gallstein im Bett wird man nicht Graf. Was haben die vor?"

"Ich weiß es nicht, Exzellenz. Ich weiß nur, dass mich langsam friert und dass wir eigentlich schon längst wieder nach Gareth aufgebrochen sein wollten ... Exzellenz."

"Spar dir die Exzellenz, Gsevino. Wir reiten, sobald Hilbert zurück ist. So - und nun schreib den Brief einfach zu Ende, Gsevino: Wünsche alles Gute, werde mich gerne mit Sighart in vier Wochen zu Gareth treffen, sehe die Verbindung Gallstein-Hartsteen mit großem Interesse und verbleibe mit ergebenem Gruß. Das Übliche. Ich sehe es mir heute Abend an."

"Exzellenz?"

"Ja? Ich will jetzt ins Kaminzimmer. Des Marschalls Adjudant, Illehardt von Rathsamshausen, hat für heute ein paar Kunststücke versprochen."

"Nichts. Ich mache das Schreiben fertig und lege es zur Recognoszierung vor."

"Brav, mein Guter. Und leg noch ein Scheit nach, wenn's dich zu arg friert."

Gsevino vom Prutzenbogen schreibt weiter an den Briefen des Staatsrates: an Sighart von Hartsteen zu Hutt, an Graf Danos von Luring, an Gräfin Thuronia von Quintian-Quandt, an den Wahrer der Ordnung Mittellande etc. etc. pp.

Und wenn er nicht erfroren ist, dann schreibt er auch noch heute.



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15. Fir 1026 BF zur abendlichen Tsastunde
Der Staatsrat auf Sertis
Besuch auf Burg Leihenbutt


Kapitel 2

Ingerimmsglöckchen


Kapitel 11

Was man nicht an den großen Gong hängt
Autor: BB