Geschichten:Der dritte Tag – Entscheidungen
14. Praios 1021 BF
Nur noch wenig weißer Rauch quoll an diesem Morgen aus den Resten der völlig niedergebrannten Scheiterhaufen hervor. Schwere Wolken schoben sich träge übers Land und warfen wandernde dunkle Schatten auf Sumus Angesicht, das vom Praiosschild mit hellem goldgelben Scheine bedacht wurde. In der Feme kündete sanftes Grollen vom Herannahen eines Gewitters Ein leichter Wind verwehte die Asche, blies durch verkohlte Holzscheite, die als letztes Zeugnis des ereignisreichen Nacht die Reste des gerichteten Magus und der beiden Toten bargen. Noch am selben Tag; würde ein Priester des Totengottes die heiligen Riten an diesem Ort vollziehen und ihm so seine ursprüngliche Ruhe wiedergeben. Der letzte Rest der Nacht war ruhig verlaufen, jedoch zu kurz gewesen, als dass der Tag für die Adligen kurz nach Sonnenaufgang hätte beginnen können. So traf man sich dann auch erst zu vorgerückter Stunde bei einem kleinen Mittagsmahl im Speisesaal, das jedoch von der Nachricht, im Heerlager gebe es Schwierigkeiten, unterbrochen wurde.
»Lasst uns den Nordmärkern die Bärte stutzten!«
(Antwort des Colonello Guvio di Szarfas von den Schwarzen Schwertern auf eine Provokation der Nordmärker Söldlinge) Es stellte sich heraus, dass die »latente Feindseligkeit zwischen einzelnen Söldnertrupps während der Zubereitung des Mittagsmahles in offene Streitereien unter Anwendung roher Gewalt übergegangen waren und nun zu eskalieren drohten!« (so drückte es zumindest der Majordomus aus ...)
Sogleich machten sich der Uslenrieder Baron Wulf, der Edle Tybalt von Bärenau zu Lilienmoor, sowie Ihre Hochgeboren Maline, denn diese drei Parteien hatten die größten Söldnerkommandos aufgeboten, in Begleitung eines Halbbanners der Schlosswache auf, um wieder Ruhe und Ordnung im Lager herzustellen. Schon vom etwas höher gelegenen Schlossweg aus war zu erkennen, dass es dort unten wie auf einem Schlachtfeld zuging. Da wurde gehauen und getreten, geprügelt und geschrieen was das Zeug hielt. Die Schwarzen Schwerter des Uslenrieders schienen mit den Nordmärkem der Baronin aneinadergeraten zu sein, was aus den gegenseitig ausgetauschten verbalen Freundlichkeiten schnell ersichtlich wurde und, oh Wunder, wieder einmal symptomatisch für die eben nicht sehr herzlichen Beziehungen der beiden Herrschaften zu werten war.
Ob die Thorwaler, die sich ebenfalls rege an diesem ›Gesellschaftsspiel‹ beteiligten, einer Partei näher standen als der anderen oder einfach nur aus Spaß mitmachten, war hingegen nicht ersichtlich. Durch ihre Beteiligung war das Gerangel aber inzwschen ungleich heftiger geworden, so dass bei der Ankunft der drei Kriegsherren eine wüste Keilerei im Gange war und bereits mehrere Personen kampfunfähig am Boden lagen. Speisereste und Bierkrüge flogen durch die Luft, so dass der Bruder des Bärenauer Barons von einer verirrten Hammelkeule getroffen wurde, die einen äußerst unschönen großen Fettfleck auf dessen kostbarem Rock hinterließ.
Dem kleinen Haufen der drei Adligen schien es fast unmöglich, hier Ruhe stiften zu wollen, zumal ein beherztes Eingreifen der Gardisten das Halbbanner auf direktem Wege ins Lazarett gebracht hätte. Erst als der Edle von Bärenau zu Lilienmoor die bisher neutralen albernischen Söldner seines Bruders und auch die Almadaner miteinbezog, gelang es schließlich nach eines Stunde, das Hauen und Stechen zu beenden und die Kontrahenten in ihre nunmehr scharf abgegrenzten Lager zu verweisen. Das Ende vom Lied war, dass auf beiden Seiten rund ein Drittel der Söldner mehr oder weniger schwere Verletzungen davongetragen hatten, wobei die Thorwaler zwar am meisten ausgeteilt, aber am wenigsten eingesteckt hatten. Ein Nordmärker Söldling verlor bei der Schlägerei sein Leben, und das wenig korgefällig: Er wurde von einem umstürzenden Bratgestell, auf dem ein ganzer Ochs gebraten wurde, erschlagen.
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