Geschichten:Der uralte Bund (Vorspiel) – Amselflug (Beobachtungen)

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Markt Randersburg, Ende Hesinde 1043 BF:

Als der erste Sonnenglanz des neuen Tages über das Land kroch und das wundersame Sternenlichterfunkeln des Rakullssteines erlosch, endete die Morgenandacht im Tempel des Fuchses. Thiomara und Anaxagoras schlenderten im Anschluss an das beeindruckende Lichtspektakel noch durch die imposante Sternenhalle und bewunderten die Architektur. Der hiesige Phex-Tempel, die Rakulls-Sakrale war schon zu normalen Zeiten ein sehr geschäftiger Ort. Nun, da die Winterhochzeit vor der Tür stand, gab es in dem Gotteshaus ein stetes Kommen und Gehen – schließlich war der Herr Phex nicht nur der Schutzgott des Hauses Gareth, sondern auch des gesamten Königreichs. Viele Gläubige, waren sie vom adligen Geblüt, einfache Bürger, Bauern oder Tagelöhner, eilten herbei um für das Brautpaar – und für sich selbst – um Glück zu beten. Aber auch Gläubige und Geweihte der anderen 11-Götter kamen um dem Herrn Phex ihre Aufwartung zu machen. Mutter und Sohn hatten es nicht eilig. Sie beobachteten die bunte Mischung der Gäste im Hause des Fuchses, genauso wie den Tempelraum selber. Ob auch in diesem Tempel schon merkwürdige Dinge vorgingen? Während Anaxagoras Interesse bald dem Rakullsstein galt und er nicht umhin kam, einen Priester nach dem Artefakt zu befragen, ließ Thiomara es sich nicht nehmen, mit dem ein oder anderen interessant wirkenden Gast ins Gespräch zu kommen. Nach einer Weile überließ sie ihrem Sohn das Feld und zog sich zurück, um sich die Nase zu pudern und ein paar Besorgungen in der Stadt zu machen.

So blieb der Adept aus Sinoda zurück und inspizierte noch eine Weile den Tempel und hielt die Leute im Blick.

Später verschlug es ihn auf den Vorplatz, wo ein paar Gaukler sein Interesse weckten. Er gesellte sich zu ihnen, gab ein paar Taschenspielertricks zum Besten und versuchte mit maraskanischer Neugierde, die Künstler in Klatsch zu verwickeln, um etwas mehr über die Stimmung im Volke zu erfahren. Erst am späten Mittag kehrte er in seine Herberge ein um etwas zu speisen. Danach zog er sich auf sein Zimmer zurück, um zu Meditieren und anschließend in seiner Amselgestalt aus dem geöffneten Dachfenster zu entfliegen. So hüpfte also nach Beendigung der Abendandacht eine Amsel fröhlich zwitschernd auf den Simsen der Tempelkuppel umher und schaute sich zwei Stundengläser lang die Leute an, die unten um den Tempel schlichen. Da der Götterdienst gut besucht war, strömte eine Vielzahl von Menschen durch das Portal in den Tempelpark um von dort aus ihrer Wege zu gehen. Die Schah der Gläubigen war dabei so vielfältig wie es Sterne am Firmament gab, was es erschwerte Besonderheiten zu entdecken. Auf dem ersten Blick ungewöhnlich war, dass auch eine Dienerin des Boron in Begleitung einer weiteren Frau aus dem Tempel schritt. Doch, die Rakulls-Sakrale sollte der Ort der Trauung sein, nicht wenige Geweihte der 12 würden den Tempel auch schon vor den Feierlichkeiten mal aufsuchen. Als sich der Park leerte, blieb der Blick der Amsel auf eine Frau mittleren Alters hängen. Ihre langen, dunkelblonden Haare hingen lang über ihre Schultern. In ihrer Hand trug sie eine lederne Tasche. Die Frau blickte sich mehrfach suchend um, als wartete sie auf jemanden. Doch scheinbar wurde sie versetzt und so verließ sie den Tempelpark in Richtung Marktplatz. Könnte es sein? Anaxagoras erinnerte sich, das seine Mutter am Vorabend eher beiläufig eine Frau mit einer Tasche erwähnt hatte, als sie von ihren Erlebnissen auf der Burg erzählt. So beschloss die Amsel ihr zu folgen.

Die spätabendliche Dunkelheit hatte nun Besitz von dem Marktflecken genommen und das Leben zog sich von den vereisten Straßen zurück in die warmen Stuben der Häuser. Die flinke Amsel folgte der dunkelblonden Frau mit der Ledertasche zu einer etwas heruntergekommenen Kaschemme. Vorsichtig lugte sie in eines der schmalen Fenster. Augenscheinlich fand sie dort nicht wonach sie suchte und zog weiter. Ihr Weg führte sie zu der Schenke „Zum Steigbügel“ und trat ein. Die Fensterläden waren wegen der Kälte draußen verschlossen, so dass die Amsel nicht hineinsehen konnten.

Welch ärgerliches Hindernis. Die Amsel umflog noch schnell das Gebäude auf der Suche nach einem anderen Zugang. Dann flatterte er zu seinem Gastzimmer und nahm wieder seine Gestalt an. Ein Axxeleratus half ihm beim flinken ankleiden einer einfachen Garderobe. Er betrachtete seine Erscheinungsbild gerade vor dem Spiegel als Shinxiri eintrat. „Ah Schwesterchen, wie war dein Tag. Nein sag nichts. Komm! Ich lade dich auf ein Glas Wein ein. Dort können wir uns unterhalten“ Und so zog er sein Schwesterchen hinter sich her und instruierte die junge Ritterin auf dem Weg zum Steigbügel.

Die Schenke 'Zum Steigbügel' war ein eher rustikal gehaltenes Etablissement mittlerer bis unterer Preisklasse. Neben Einheimischen, waren hier vor allem nicht wenige Greifenfurter zusammengekommen, um die Vermählung 'ihrer' Braut mit viel Bier und Schnaps zu feiern. Nach dem Anaxagoras und seine Schwester in die Schenke eingetreten waren, kam ihnen ein Schwall warmer, verbrauchter Luft entgegen. Suchend blickte sich der Magier um, konnte die Gesuchte jedoch nicht erblicken.

Shinxiri zog ihren Bruder zu einem Tisch in einer Ecke, von dem man den Schankraum gut im Blick hatte und selbst nicht gleich ins Auge fiel. Von dort gab sie der Schankmaid ein Zeichen. „Von hier sehe ich nichts“, beschwerte sich Anaxagoras so gleich. „Ja, aber ich und die Greifenfurter sehen dich auch nicht sofort.“ Kaum war ihr Bruder auf seinem Platz zur Ruhe gekommen, musste sie erst mal über seinen Versuch schmunzeln, den maraskanischen Zauberer unter einem abgetragenen, grün karierten Wintercape, einem zu langen Wollschall und einer Wintermütze mit Klappohren, als einigermaßen bürgerlich zu kaschieren. „Schön dich wieder bei uns zu haben, Brüderchen!“ Als die Schankmaid sich zum Tisch durchgekämpft hatte, bestellte Shinxiri zwei Bier und fragte an, ob man hier noch ein Zimmer für die Nacht bekommen konnte.

Die Schankmaid nickte und brachte ein paar Augenblicke später zwei Krüge voll Bier. „Vielen Dank. Aber sagt, habt ihr auch Zimmer zu vermieten? Die Stadt ist so voll, wegen der Hochzeit, ich würde mich zur Not auch bei einer Dame mit einmieten, wenn es möglich wäre. Und noch zwei Bier bitte.“ Nach ein paar Schlücken und Worten mit ihrem Bruder, versuchte Shinxiri Blickkontakt zu den feiernden Greifenfurtern zu bekommen. Es wäre doch gelacht, wenn es ihr nicht gelang, einem schönen Augen zu machen, um etwas mitzufeiern und dabei dezent etwas über die Dunkelblonde mit dem wallenden Haar, die Mutter erwähnt hatte und die ihr Bruder hier wähnte, zu erfahren. Männer merken sich doch meist wo so ein Hintern abblieb.

Es dauerte nicht lange bis sich die beiden Schlunder mitten in einem Greifenfurter Gelage wiederfanden. Das Bier floss in Strömen, Spielleute spielten auf und die Anwesenden sangen aus vollen Kehlen die Lieder der Mark, die oftmals den Kampf mit den Orks zum Thema hatten. Nicht wenige fanden Gefallen an den beiden. Zu Nachfragen nach der Unbekannten blieben die meisten Angesprochenen einsilbig. Offenkundig schätzten es die Greifenfurter nicht sonderlich, wenn Außenstehende ihre Nase zu sehr in ihre Angelegenheiten steckten, oder über eine der ihren ausgefragt wurden. Wirklich neue Erkenntnisse konnten die Geschwister hier also nicht sammeln.

Als sich die Geschwister auf den Heimweg machten und in die kühle Nacht traten, war Anaxagoras recht schnell wieder nüchtern. Sein Körper war sein Tempel und so hatte er Techniken entwickelt, an solche Abende mit einem Krug Bier auszukommen, der immer voll wirkte. Seine Schwester hatte in ihrer Knappenzeit im Schlund geselligere Umgangsformen angeeignet und war deshalb in ausgelassenerer Stimmung und hätte gerne noch etwas weiter gefeiert. Doch der Magier wollte bei dieser kalten Nacht noch unbedingt eine gute Tat vollbringen. Unterwegs sprach er ein paar Straßenkinder an, die noch herumlungerten und lud sie auf ein warmes Abendmahl in besagte Kaschemme ein, die die blonde Dame vor dem Steigbügel inspiziert hatte. Nach dem er ein paar Taschenspielertricks vorgeführt hatte, fragte er die Kinder auf dem Weg aus, ob sie die Kaschemme und den Wirt kennen.

Mit Freude prahlten die Straßenkinder mit ihrem Können, oder dabei freilich zu viel zu verraten. Vor der Kaschemme angekommen, weigerten sie sich jedoch hinein zu gehen. Ihr Leben wäre bei den ganzen Saufbolden und Schlägern nicht sicher. So lud er sie in ein anderes Gasthaus ein.

Seine letzten Silberlinge kramte er aus seinem Beutel und legte ein nettes Sümmchen auf den Tisch des Wirtes und fragte, ob dieser die Güte hätte, für diese armen Kinder, bei dieser Kälte, etwas Warmes zu zaubern. Mit ein paar Taschenspielertricks und einer warmen Mahlzeit, wollte er den Kleinen etwas gutes tun. Vielleicht würde er ja aus den kleinen noch etwas Interessantes aus der Stadt erfahren.


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Auf dem sehr geschäftigen Markt konnte Thiomara derweil zwei jungen und überaus geschwätzigen Küchenhilfen im Austausch für ein paar klingende Münzen durchaus verwertbare Informationen entlocken. So war von Hagenau-Ehrenfeldt bis vor sechs Götterläufen Hofkaplan auf der kaiserlichen Pfalz Gerbaldsberg in der Grafschaft Eslamsgrund gewesen. Nach der Demission des dortigen Pfalzgrafen Giselbert von Streitzig 1037 BF wurden etliche Hofämter neu besetzt – darunter auch das Amt des Hofkaplan. Genauere Gründe dafür könnten die Beiden nicht nennen. Wie es hieß, war der Praios-Geweihte aber schon unter dem Streitzig oft mit diesem aneinander geraten, da er in politischen Fragen oft seine Stimme erhob. Anschließend kehrte Silvano in seinHeimat-Kloster Sonnenau in Gräflich Rubreth zurück um dort seiner Tante, Äbtissin Alrika Alrika Junivera von Hagenau-Ehrenfeldt, als Berater in politischen Angelegenheiten zur Seite zu stehen. Nach dem Wechsel seiner Tante an die Spitze der Sankt Gilborns-Abtei 1040 BF, reiste der Geweihte wiederholt durch die garetischen Lande und weilte nun schon seit einigen Monden als Gast am hiesigen Hof – wohl auf Einladung von Josline von Eslamsgrund, der alternden Mutter von Pfalzgraf Udilbert von Hardt zu Randerburg, wie im Gesinde getuschelt wurde. Der für seine leidenschaftlichen Predigten berühmt und berüchtigte Silvano eckte hier immer wieder mit Custos Lumini Praiobur Neiding an. Der greise Prälat der Praios-Kirche galt als erzkonservativ und aus dogmatischer Sicht vollkommen unbeweglich, der schon über 40 Götterläufen dem Tempel des Götterfürsten auf der Kaiserpfalz vorstand. Für den Greis galten selbst die braniborischen Lehren als zur Aufruhr verleitender Irrglauben. Eine Einsicht, die freilich in der Kirche des Gleißenden nicht mehrheitsfähig war.


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Am Abend fand sich Thiomara wie verabredet vor dem Praios-Tempel der Pfalz ein. Silvano von Hagenau-Ehrenfeld war bereits dort und in Begleitung einer älteren Frau. Ihre Gesichtszüge wirkten fahl und waren mit tiefen Falten durchzogen. Thiomara erinnerte sich an die Frau, sie kam ihr am Vorabend vom Praios-Tempel aus, im Burghof entgegen.

„Ich möchte Euch mit Wohlgeboren Gwendare von Bergensteen bekannt machen, verehrte Thiomara von Amselhag“, eröffnete der Praios-Geweihte das Gespräch und nickte der fast 70 Winter zählenden Adligen auffordernd zu.

„Die Fuchsstatue mit der abgebrochen Nase“, begann die Alte langsam und kaum hörbar zu erzählen, „ich habe sie vor dem Ingerimm-Schrein abgestellt als ich Euch dort reingehen sah. Aber es ist nicht so wie Ihr denkt.“ Die Stimme der aus Waldstein stammenden Adligen gewann an Festigkeit. „Ich wurde dazu gezwungen.“

„Aber meine Gnädigste, wollen wir das nicht in der ehrwürdigen Halle des Herrn besprechen? Vielleicht wäre Ehrwürden bereit mit uns ein kleines Gebet zu sprechen? “ Thiomara verwies auf das Eingangsportal und warf Silvano einen fragenden Blick zu, den der Praios-Geweihte mit einem Nicken beantwortete. Im Tempel kniete sich Thiomara zum Gebet vor dem Altar nieder und wartete bis die Waldsteinerin es ihr gleich tat. „Sind Fuchsstatuen die neuen weißen Kerzen oder wie habe ich eure Aufmerksamkeit zu verstehen?“

„Ich weiß nicht, was Ihr damit meint“, entgegnete die alternde Adelsdame merklich irritiert, „mir wurde aufgetragen Euch diese Statue zukommen zu lassen … dezent und ohne viel Wirbel.“ Aus den Augenwinkeln bemerkte Thiomara wie sich Tränenflüssigkeit in den Augen Gwendares bildete. „Meine beiden Jagdhunde wurden vergiftet … ich erhielt einen Brief. Ich würde das Gegengift nur erhalten, wenn ich diese Fuchsstatuen ausliefere. Was ich auch tat.“ Die Stimme der Adligen wurde wieder fester. „Doch verstand ich nicht was das alles zu bedeuten hat. Daher habe ich mich an Ehrwürden Silvano gewandt.“

„Ich kann mich erinnern, das ich euch vom Tempel kommen sah. Also habt ihr erst mit Ehrwürden gesprochen und dann doch die Botschaft abgeliefert?" Thiomara schaute zu Silvano empor und zog fragend eine Augenbraue hoch. "Habt ihr denn eine Ahnung was diese Figur zu bedeuten hat?" Thiomara holte die kleine Fuchsfigur hervor und untersuchte sie noch einmal eingehend vor den Beiden. Hatte sie eine Botschaft übersehen? "Wer tut so etwas Unerhörtes, nur um so ein Figürchen zu überbringen? Besonders phexisch scheint mir die Vergiftung von Hunden nicht zu sein. Wann hat man eure Hunde den vergiftet und wann fandest ihr den Brief? Und viel wichtiger, habt ihr das Gegengift erhalten und sind die Hunde wohl auf? Besser noch, zeigt mir die Hunde doch so gleich." Thiomara hoffte mit ihren Kenntnissen der Giftkunde vielleicht noch einige Schlüsse ziehen zu können.

„Der Dame Bergensteen hat sich entschieden dem Willen der Erpresser Folge zu leisten“, entgegnete Silvano, „wir haben die Statuen untersucht, wir könnten nichts auffälliges erkennen, bis auf die Beschädigung natürlich. Daher hielten wir es für unbedenklich. Die Bedeutung ist uns schleierhaft, eine Verbindung zur Kirche des Phex schließe ich jedoch aufgrund der Umstände aus.“

Thiomara dachte kurz nach. „Ob es ein Spielchen des Fuchsrudels ist? Denen ist alles zu zu trauen und der Brautvater gehört zu ihnen, so weit ich weiß. Da wird das Rudel bei einem solchen Ereignis nicht weit sein. Oder was meint ihr? Vielleicht sollte ich beim Reichsvogt vorstellig werden.“

„Meine Jagdhunde Bardo und Cella sind vom reinsten Blute und aus bester Zucht der Junker von Waidbrod. Ich hätte alles für sie getan, besonders da morgen die große Jagd ansteht.“ Gwendare hatte sich nun wieder gefangen und ihre Stimme war deutlich kräftiger geworden. „Das Gegengift fand ich gestern Abend in meiner Kammer und meine beiden Lieblinge sind nun wieder bester Gesundheit. Sie brauchen jetzt Ruhe … wie auch ich … die morgige Jagd wird kräftezehrend, daher werde ich mich nun zur Nachtruhe begeben. Gerne bin ich bereit Euch nach der Jagd zu empfangen, dann könnt Ihr Bardo und Cella begutachten.“

„Oh ja , die Jagd. Ich freue mich auch schon ganz besonders auf dieses Ereignis. Meine beiden Tuzaker werden mich begleiten. Wenn ich mir vorstelle das ihnen jemand so etwas antäte. Ich habe volles Verständnis für eure missliche Lage und scheinbar ist es ja nur eine Statue. Trotzdem möchte ich darauf bestehen, euch kurz begleiten zu dürfen. Wenn ihr mir die Phiole mit dem Gegenmittel geben könntet und einen kurzen Blick auf eure Hunde gewährt, so würde ich euch nicht weiter behelligen. Würden wir zu lange warten, so mag diese Spur bereits erkaltet sein. So last uns sogleich gehen und noch etwas über die morgige Jagd schwadronieren. Ich danke Euch, Silvano, für euer Hilfe. Möge der Herr euch erleuchten.“

Gwendare nickte knapp, während sich der Praios-Geweihte für den Abend verabschiedete.

Thiomara begleitetet die Adelige zu ihrem Quartier und plauderte noch etwas über die morgige Jagd mit ihr. Die Phiole würde sie später mit Anaxagoras zusammen untersuchen. Die Hunde beschaute sie sich aber noch schnell und fragte Gwendare ob die Hunde noch einmal raus müssten? Sie brauchte noch etwas, über das man unter Damen lieber nicht so viele Worte verliert.

Mit der Phiole und Hundeexkrementen im Gepäck, empfahl sich die Schlunderin für die Nacht. In ihrer Herberge ging sie sich kurz frisch machen und dann an den doppelten Boden ihres Schminkkoffers, der neben allerlei Puder, Farben und Düften, vom Inhalte einem kleinen alchemistischen Labor in nichts nachstand. Mal schauen ob sie nicht herausbekam, was die Hunde bekommen haben, solange die Kinder noch unterwegs waren.

Zu Thiomaras Verwunderung bestanden die Rückstände aus der Phiole aus verschiedenen Heilkräutern - einem klassischen Heiltrank also. Die Hundeexkremente förderten Spuren zutage, die bei Mensch und Tier für Brechreiz und Lethargie sorgten, allerdings keinesfalls lebensbedrohlich waren.

Thiomara zog noch kurz ein Pfeifchen durch, bevor ihre Kinder wieder auftauchten und ließ ihre Gedanken schweifen. Scheinbar doch alles harmloser als angenommen? Aus ihrem Schmink-Utensilien angelte sie dennoch zwei Phiolen mit Antidot, die sie morgen lieber dabei haben wollte. Mal schauen was ihr Kinder erlebt hatten. Als beide recht spät eintrafen, setzten sich die Drei noch kurz zusammen. Anaxagoras nahm dabei seine Zeichenstifte zur Hand und skizziere die Verdächtige, um zu erfahren ob das auch die richtige Person war, die seine Mutter meinte. Ein paar Straßenkindern hatte er Silberlinge versprochen, wenn diese am frühen Morgen auf die besagte Dame acht und ihm Bescheid gaben, wenn sie sich auf machte. So wollte er sich am nächsten Tag auf ihre Fährte machen, wenn Thiomara und Shinxiri zur Jagd ritten.