Geschichten:Des Greifen Tatzen - Frühlingsanfang

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Südlager, Kaiserlich Neue Rabenbrücke, Ende Tsa 1044 BF

„Die Brücke wird im Verlauf dieses Tages oder am morgigen fertiggestellt werden. Ich habe mit den Vorarbeitern gesprochen und sie zeigen sich zuversichtlich die Arbeiten zügig zu beenden. Wenn wir dort fertig sind, liegt unser Hauptaugenmerk auf der Fertigstellung der Reichsstraße. Was sagt denn der Herr Reichsvogt von der kaiserlichen Darpatwacht, wie lange werden sie brauchen um auf dem Gebiet der freiherrlichen Lande die Straße zu uns zu legen?“, wollte Alya Rutaris von ihrem Reichsvogt wissen.

Dieser stand auf der anderen Seite des Tisches und betrachtete die detailreiche Karte der Umgebung. Eine seiner Lieblingsbeschäftigungen, seitdem er hier war. Man sah immer beschäftigt und nachdenklich aus, wenn man auf diese Karte blickte und wenn man hin und wieder nickte und etwas vor sich hin brummte konnte man fast selbst meinen, sinnvolle Denkarbeit zu verrichten.

„Seine Wohlgeboren hat mitgeteilt, dass er seine Arbeiter derzeit selbst benötigt und auch nicht mehr Truppen für Wachaufgaben schicken kann. Wir sind auf uns allein gestellt und werden den neuen Verlauf der Reichsstraße eigenständig errichten müssen“. Mit ernster Mine blickte er in die Runde, welche aus Baumeisterinnen und ranghohen Offizieren bestand.

„Das kann ja heiter werden. Mit Beginn des Frühlings wird dieses Pack sicherlich noch mal dreister und im Wald schwerer zu verfolgen. Jetzt wo auch die innere Fehde in Hartsteen geklärt ist, müssen wir auch auf dieser Seite wieder verstärkt die Augen offenhalten!“, stieß eine Offizierin unverhohlen aus. Aus der Gruppe kam zustimmendes Nicken und Brummen.

Reichsvogt von Hardenstatt hob beschwichtigend die Hände, „ich weiß, es bringt jedoch nichts sich über Milch aufzuregen, die bereits verschüttet wurde. Wir werden das Beste draus machen. Das heißt im Klartext, dass wir unsere Bemühungen verstärken werden, Gefangene zu machen! Diese werden die fehlenden Handwerker ersetzen und beim Straßenbau helfen. Wenn wir keine Unterstützung aus Darpatwacht bekommen, müssen wir uns eben selbst Unterstützung besorgen“.

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Baumeisterin Rutaris und Reichsvogt von Hardenstatt standen auf der Brücke, welche über die Desme führte. Zufrieden begutachteten sie das Werk ihrer Handwerker und Baumeisterinnen. „Ihr wisst, wie man Brücken errichtet. Wahrlich, dies wird die Reisezeit von Perricum nach Gareth erheblich verkürzen und den kaiserlichen Truppen einen entscheidenden Vorteil bei der Verlegung geben“, stellte der Einäugige fest und strich über das Geländer, wie er es einst auch bei der Natterbrücke tat.

„Nun können wir uns der Straße zuwenden. Der Boden taut immer mehr auf und die Brücken sind so weit fertig“, Zufriedenheit und auch etwas Stolz schwang in der Stimme der Bürgerlichen mit. Mit den Brücken hatten sie ein weiteres Zwischenziel erreicht und die Vorgaben der Marschallin umgesetzt.

Nun galt es den neuen Verlauf der Reichsstraße fertigzustellen. Der Abschnitt, welcher auf den Landen der Reichsvogtei lag, würde sicherlich verhältnismäßig einfach fertigzustellen sein. Was der Baumeisterin da mehr Sorgen bereitete, war der Abschnitt auf den freiherrlichen Landen. Der Reichsvogt gab sich zwar zuversichtlich die Arbeiten ausreichend schützen zu können, doch selbst sie hatte erkannt, dass zu wenige Gardisten vorhanden waren, um überall gleichzeitig zu sein. Zumal sie ja nicht nur Richtung Schlund blicken mussten, sondern auch Richtung Hartsteen. Denn auch dort musste die Reichsstraße ihrem neuen Verlauf angepasst werden.

Ayla konnte nur hoffen, dass die Offiziere sich irrten und die Angriffe mit Frühlingsbeginn nicht allzu stark zunahmen, sodass sowohl sie als auch ihre Arbeiter Großteils verschont blieben. Steine und Werkzeug ließen sich wesentlich leichter ersetzen als ausgebildete Baumeisterinnen und Handwerker.