Geschichten:Des Zackens Schatten - Reiseplanung
Burg Zackenfels, Baronie Zackenberg, 27. Efferd 1045 BF
Voltans graue Augen schweiften scheinbar ziellos durch den Speisesaal der Stammburg seiner Familie. Er hatte seinen Eintopf nicht einmal angerührt, nach Essen war dem Alten schlicht nicht zumute. Vor einem Stundenglas hatte man ihm mitgeteilt, dass Elida in die Ferne wegverheiratet wurde. Seine leicht geröteten Augen blickten besorgt zu Elida, die für ihn weit mehr war als nur eine Verwandte. Er hatte das Mädchen, mit dem Händchen für Zahlen, damals sofort in sein Herz geschlossen als sie bei ihm in die Lehre gegangen war und seit jenen Tagen war sie wie eine Tochter für ihn.
“Onkel, du isst ja gar nichts, bedrückt dich etwas?”, die Frau mit den graugrünen Augen blickte besorgt zu dem Burgvogt.
“Hm? Ach, es ist nichts. Es ist nur, dass du so weit weg ziehen wirst bereitet mir Kummer”. Er rang sich ein Lächeln ab, dass jedoch eher einer gequälte Fratze glich, als einem zuversichtlichen Gesichtsausdruck.
Die Frau mit den langen schwarzen Haaren lächelte mild und griff die Hand ihres einstigen Lehrers. “Aber Onkel, ich bin doch nicht aus Aventurien! Ich werde dir regelmäßig schreiben und von meinem Leben an der Grenze zu Almada berichten”, sie tätschelte seine Hand und fügte hinzu, “wer weiß, vielleicht wirst du meinetwegen doch mal eine längere Reise unternehmen und mich besuchen kommen?”.
Voltans Blick verharrte kurz auf Elida, dann blickte er zu seinem Eintopf und nickte knapp, “ja, vielleicht mache ich das tatsächlich? Stell dich jedoch darauf ein, dass ich dann länger als ein paar Tage bei dir verweilen werde! Ich bin alt und habe schon in jungen Jahren das Reisen nicht vertragen. Immerhin will ja dann auch etwas von meinem Besuch haben!”.
Die Verwalterin der Familiengüter lächelte zufrieden. Sie konnte es nicht mit ansehen, wenn Voltan Trübsal blies. Er war ihr über die Zeit vertrauter gewesen als ihr eigener Vater. Sicher, sie hatte sich immer gut mit ihm verstanden, doch weder hatte sie einen Zugang zu seiner Welt, noch hatte er einen Zugang zu ihrer gehabt. Hier der allzeit freundlich lächelnde Ritter, da das Zahlengenie, welches sich noch Jahre nach einer Sache, an die kleinsten Details erinnern konnte.
Der alte Burgvogt richtete seinen Blick auf den Brief, der neben ihm lag und runzelte die Stirn, eine willkommene Gelegenheit das Thema zu wechseln. “Sag, kennst du diesen Bran von Hardenstatt? Oder weshalb wurde er dir zur Seite gestellt?”.
Sie musste kurz überlegen, nickte dann schließlich. “Er ist ein Schwertgeselle nach Erlan Adersin. Ein Mann der eher das leichte Leben bevorzugt, sich allerdings in Almada auskennt. Da meine neue Heimat so nah am Fürstentum liegt, werden sicherlich einige Bräuche und Eigenheiten auch in die garetischen Baronien an seiner Grenze eingeflossen sein. Er wird mir also helfen mich dort zurechtzufinden”. Sie sah in den Augen ihres Gegenübers, dass er noch eine Anschlussfrage hatte, kam diesem jedoch zuvor. “Sein Vetter hat mir von ihm Erzählt und darüber hinaus mich darauf hingewiesen, dass es sicherlich von Vorteil sei, einen Schwertarm an der Seite zu haben”.
Nachdem die Formalien geklärt waren, wurden die Ehebünde zwischen Timshal von Zackenberg und Hesindiane von Falkenstein sowie Lucian von Malagant und Elida von Zackenberg nach einer kurzen Verlobungszeit von einem halben Götterlauf am 10. Peraine 1045 BF geschlossen.
Und während die Hochzeitsgesellschaft ausgelassen die Bünde zwischen den drei Familien feierte und das Leben genoss, stand eine einzelne Person am Rande der Festlichkeiten und überlegte bereits, welche weitere Schritte zu gehen waren. Ihr Blick verharrte dabei vor allem auf zwei Anwesenden.