Geschichten:Die Blutspiele - Das Zeltlager

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Haselhain, Auf den hügeligen Ebenen um Hassal'han Ammayin, 1.Peraine 1037 BF

Die Festung und die Umgebung war feierlich mit Bannern und Wimpeln geschmückt , der Frühling brach an und viele - aufsehenerregend viele - Nebachoten wie auch einige Baburen - waren gekommen. Es waren mehr als erwartet, war doch der Ruf des Al'Shuars war laut beantwortet worden und Lyn wie Selo und der junge Baron Siyandor waren sich sicher dass dies auch in den anderen Baronien nicht überhört werden würde. Der Aufruf an sich hatte schon einige Kritiker auf den Plan geholt, die üblichen Verdächtigen, aber auch andere, die in diesen Zeiten das Ereignis mit Skepsis betrachteten, sogar in den eigenen Reihen. Selina hatte Bedenken gegenüber Lyn geäußert ob der Bannerherr nicht doch wegen was anderem nach Haselhain gekommen war. Doch Lyn hatte ihre Bedenken wegwischen können mit Verweis auf die große Freundschaft zwischen Eslam und dem ehemaligen Baron. Und wenn sie ehrlich war waren ihr diese Bedenken auch egal, sie wusste es besser und war Stolz auf das, was sie hier geschafft hatte.

Der dritte Tag der Blutspiele neigte sich dem Ende, als sie auf dem Weg zum Zelt ihres Schwiegervaters durch das große Zeltlager Richttung Kampfplatz schritt, an dem natürlich das prunkvolle Feldherrenzelt Eslams stand. Ein wehmütiges Lächeln zeigte sich auf ihrem Gesicht als ihr klar wurde, wie viel Ähnlichkeit diese Feierlichkeiten mit den Feierlichkeiten zu Ehren Ra’ouls hatte, auch wenn die Stimmung doch irgendwie anders war. Auch damals war das Zeltlager voll mit inbrünstig betenden Nebachoten und Baburen, die sich nicht selten stritten über die Auslegung ihrer Verehrung. Auch damals war das Lager mit allerlei archaisch anmutenden Gegenständen geschmückt. Ihr Blick glitt über die geschnitzten Fratzenbilder die neben den Zelteingängen aufgesteckt waren, über die farbenfrohen, oft mit Pferdehaar und bunten Bändern geschmückten Banner und Wegmarkierungen bis ihr Blick an ein einem kleinen Wildrosengesteck hängen blieb. Keine Seltenheit - ebenso wie Weingirlanden und etlcihe verschiedene und liebevoll gestaltete Göttersymbole, aber es wollte so gar nicht zu diesem Schauspiel aus Blut und Schweiß passen, doch war es genau dieser Gegensatz der auch die nebachotische Kultur ausmachte.

Ein Kinderlachen riss ihren Blick von dem Gesteck los und sie schaute sich danach um. Ein kleines Stück den Weg weiter konnte sie zwei halbwüchsige Knaben sehen, die sich im ausgelassenen Wettstreit maßen und sich flaxige Bemerkungen an den Kopf warfen, während ihr Vater, ein breitschultriger Nebachote mit freiem Oberkörper daneben stand. Die Schrammen und notdürftig versorgten Verletzungen auf seinen Armen zeugten davon, dass auch er an den Spielen teilgenommen hatte und ähnliche Taten einst von seinen Kindern erwartete. „Ja, Malik, wie der tödliche Tanz eines Skorpions, sehr gut. Aus Dir wird einmal ein stolzer Krieger Nebachots der seinem Vater alle Ehre machen wird.“ rief er einem der Beiden auf nebachotisch zu um dann zu dem Anderen zu gehen und ihm zu zeigen, wie er seine Waffe besser unter Kontrolle bekommen würde und ihm väterlich über den Kopf zu streicheln. Kurz dahinter bekamen weitere Kinder Reitstunden auf alten aber prächtigen Pferden und alle standen fröhlich johlend umher.

Lyn wandte den Blick ab und ging weiter, immer begleitet von den allgegenwertigen Trommelrhythmen, vorbei an großen Feuern die selbst am Tage brannten und an denen auch zu dieser Stunde eine sehr ausgelassene Stimmung war. Die Männer denen sie begegnete trugen entweder ihren freien, Wunden- oder Narbenverserten Oberkörper oder jedoch archaische Rüstungen zur Schau. Viele trugen auch außerhalb des eigentlichen Kampfplatzes kleinere Kämpfe aus. Dabei war es für Lyn recht schwer zu unterscheiden, ob dies freundschaftliche Gesten oder handfeste Prügeleien waren. Es schien, als vibrierte das ganze Lager vor Anspannung, galt es doch unter den vielen Kriegern die zum Wettstreit angetreten waren den EINEN auszuwählen. Dem als ersten Reiter die Ehre zuteilwerden würde, die Unbesiegbarkeit der Nebachotischen Heerscharen zu verkünden. Der, dessen Blut den Boden des Schlachtfeldes als Erstes tränken und weihen sollte. Und hatten viele auch in den ersten Tagen vor offiziellem Beginn schon begonnen die Besten unter sich zuerwählen.

Weiter führte sie ihr Weg durch das Lager in Richtung des prächtigsten Zelts von allen, als sie erneut kurz inne hielt, da sie erkannte, dass eine Prozession gleich ihren Weg kreuzen würde. Jetzt sah sie auch, wie sich unzählige Männer (im Hintergrund konnte sie auch ein paar Frauen ausmachen) entlang des Weges einfanden um Teil des Ritus zu werden. Fast schon ehrfürchtig machten ihr zwei junge, recht kräftige Nebachoten Platz damit sie einen besseren Blick auf den den Weg abschreitenden Korgeweihten werfen konnte. Es waren zwei Nebachoten aus dem Nordwesten, dass erkannte sie an ihren deutlich raulscheren Rüstungen und der Natürlichkeit Garetti untereinander zu sprechen, so hörte sie doch wie sie sich bewundernd fragten ob Lyn ein Ammay'Shuni sei. Wieder der Prozession zugewandt, trug der Geweihte einen mit Blut gefüllten Kessel in Form eines Ziegenhauptes in der einen Hand und verteilte mit einem darein getunkten Pferdeschweif das Blut auf die Krieger um sie zu weihen. Dabei tropfte bei jedem Schritt den er tat etwas Blut auf den Boden, so dass sich die Spur vom Ende des Lagers bin hin zum großen Kampfplatz ziehen würde. Und alle achteten darauf die daraus entstehende feine rote Linie nicht zu verwischen, Lyn musste schmunzeln.

Als die Prozession vorbeigezogen war, setze Lyn ihren Weg fort und war schon fast bei dem Zelt Eslams angekommen, als die melodische Stimme eines Geschichtenerzählers sie in ihren Bann zog. Nur kurz blieb sie stehen und sah nicht nur Kinder die ihm lauschten. Selbst einige Krieger - deren Augen fast ähnlich wie die der Kinder blitzten - hatten sich zum Feuer gesellt und auch die Alten und wenigen Frauen, die sich um das Essen kümmerten, hörten nebenher gebannt zu.

Gern hätte sie sich dazu gesellt, verstand sie doch die Sprache mittlerweile gut genug, um auch Geschichten und alten Weisen zu lauschen, doch hatte sie wichtigere Dinge zu tun. Und so riss sie sich los um auch die letzten Schritte zum Zelt des Al'Shuar zu gehen, wollte sie doch die Ereignisse des heutigen Tages noch mit ihm besprechen.


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Texte der Hauptreihe:
P10. Aufruf
1. Per 1037 BF
Das Zeltlager
Vorbereitung


Kapitel 2

Ruhe nach dem Sturm
Autor: Jan, Lyn