Geschichten:Die Blutspiele - Vorbereitung
Baronie Haselhain, Ende Tsa 1037
Der Tag war lang gewesen, so wie auch schon die Tage der letzten Wochen, dennoch schien kein Ende der Arbeit in Sicht. Lyn seufzte und griff zu dem Becher mit heißen gewürztem Wein, den ihr ein Bediensteter erst vor kurzem zu ihr in die Schreibstube gebracht hatte. Dann ging ihr Blick zurück zu den Unterlagen und Notizen auf ihrem Tisch, denn die meiste Arbeit blieb an ihr hängen. Die Verwaltung arbeitete ihr zwar gut zu doch fehlte Selo an manchen Stellen. Der war zwar vor Ort war und griff ihr organisatorisch immer wieder unter die Arme, doch beschäftigten ihn gerade besonders die Gerüchte um die sonderbaren Trollmorde im Norden und ob dies etwas mit den letzten Taten seines Bruders zu tun hatte. Und so waren vorallem die Fleißaufgaben die ihren.
Denn seit dem Aufruf zum Kampf um den Titel des Ersten Reiters hatte sie kaum etwas anderes getan als dies zu planen - von den anderen üblichen Aufgaben ganz zu schweigen. Sie erwarteten viele Hunderte, und da es nicht üblich war sich im Vorfeld anzumelden würde dies auch so vage bleiben. In Gedanken ging sie erneut, wie schon so oft in letzter Zeit, das Gelände um Hassal'han Ammayin durch. Die hügeligen Ebenen rund um die Festung mit ihren Feldern und Weidegrund sowie kleinen Wäldchen und Hainen eigneten sich sehr gut für große Zeltlager, auch wenn sie fürchtete, dass die Unzufriedenheit der Bauern dadurch noch mehr wachsen würde. Erst die Aushebung der doppelten Landwehr vor einigen Monaten, nun die Belastungen durch diese Spiele, Lyn konnte den Unmut der Bauern nur zu gut verstehen. Dennoch wusste sie, dass es keine andere Möglichkeit gab und die Bevölkerung dies so zu akzeptieren hatte. Ernsthafte Sorgen um irgendwelche Unruhen diesbezüglich machte sie sich nicht, dafür würde zu viel Kriegsvolk anwesend sein und den neb. Bauern war der Götterfürst auch in seiner Rolle als gastgebender Hausherr dafür zu heilig, ganz zu schweigen von der (Ehr)Furcht vor Adel, Gesetz und Tradition.
Kaum hatte sie den Becher mit dem Wein abgestellt, nahm sie sich die nächsten Papiere vor. Erst heute Mittag waren die angeforderten Listen mit der Aufstellung der vorhandenen Lebensmitteln eingegangen und es galt diese durchzuforsten um zu schauen, was noch alles bestellt und organisiert werden musste. Immerhin, die Kornkammern waren gut gefüllt und die zu erwartenden Gastgeschenke würden sicher auch zur Deckung der Kosten beitragen. Außerdem ging Lyn davon aus, dass viele Teilnehmer des 2x9-tägigen Spektakels eigene Vorräte mitbringen würden. Dennoch, alles musste bestens vorbereitet sein, wenn diese Heerschau die Position Haselhains stärken sollte.
Und so schob sie den Gedanken an Schlaf erneut beiseite, um weiter zu arbeiten bis von der Kerze nicht mehr als nur ein kleiner Stummel übrig blieb.
