Geschichten:Die Fabel von Wolf, Fuchs, Delphin und Greifin
Die Fabel von Wolf, Fuchs, Delphin und Greifin
Einst waren die Lande des Wolfes von Dämonen verheert und besetzt worden. Er bat seine Freunde, den Fuchs, den Delphin, die Greifin und viele andere um Hilfe und schließlich, viele Götterläufe voller Kämpfe und Entbehrungen später, hatten sie es geschafft die Dämonen aus weiten Teilen der Wolfslande zu vertreiben. Nun hatte der Wolf eine große Herde Schafe besessen, doch viele seiner Schafe waren während des Krieges auf der Suche nach Schutz in die Lande des Fuchses, des Delphins und der Greifin geflohen.
Also sprach der Wolf zu seinen Freunden: „Meine Herde ist klein geworden und reicht kaum, um mich und meine Jungen zu versorgen. Gebt mir meine Schafe zurück, auf dass ich und meine Kinder nicht länger Not leiden müssen.“
Der Fuchs aber sprach: „Es tut mir Leid mein Freund. Viele deiner Schafe sind über die Zeit des Krieges alt geworden und gestorben. Ihre Kinder und Kindeskinder leben nun auf meinen saftigen Weiden. Es geht ihnen gut und ich bin ihnen ein guter Herr. Sie kennen deine Lande nicht mehr und sie ihrer neuen Heimat zu entreißen, wäre ein Frevel wieder die Herrin Travia. Doch will ich dir als Zeichen unserer Freundschaft diesen Sack voll Gold schenken, damit du Saatgut kaufen und deine verheerten Weiden neu bestellen kannst. Sind deine Lande erst wieder von saftigem Grün bedeckt, so wird auch deine Herde wieder gut gedeihen.“
Und der Delphin sprach: „Es tut mir Leid mein Freund. Viele deiner Schafe welche sich an den Ufern meiner Lande niedergelassen hatten, sind versprengt worden, als der Krieg auch meine Gestade erreichte. Mein Land ist ebenso geschunden wie das deine und es wird schwer werden die verlorenen Schafe zu finden. Doch will ich dir als Zeichen unserer Freundschaft diesen Sack voll Gold schenken, damit du Waffen und Söldner kaufen kannst um deine wiedererblühenden Weiden vor den Dämonen zu schützen. Sind deine Lande erst wieder sicher, so wird auch deine Herde wieder gut gedeihen.“
Schließlich sprach die Greifin: „Es tut mir Leid mein Freund. Jene deiner Schafe, welche in meinen Landen Zuflucht suchten, haben nach Recht und Tradition meines Landes die Freiheit erlangt. Sie sind frei zu gehen wohin es ihnen beliebt und ich habe kein Recht sie zurück in deine Lande zu befehlen. Aus freien Stücken werden sie jedoch kaum zu deinen Weiden zurückkehren wollen, die noch immer brach und verheert daniederliegen und wo kein gastliches Heim sie erwartet. Doch will ich dir als Zeichen unserer Freundschaft diesen Sack voll Gold schenken, damit du die zerstörten Häuser und Scheunen neu errichten kannst. Sind deine Lande erst wieder wohnlich, so wird auch deine Herde wieder gut gedeihen.“
Der Wolf betrachtet die drei Säcke voll Gold, bleckte schließlich die Zähne und fuhr seine Kampfgefährten hochmütig an: „Ich will und brauche euer Gold nicht! Meine Schafe will ich zurück, denn sie gehören mir allein. Nur das zählt und nur das interessiert mich! Eure Ausreden kümmern mich nicht, dienen sie doch nur dazu eure Absicht zu verschleiern, mir zu verweigern was rechtens mein ist! Also packt euch! Ich werde kommen und mir holen was mein ist, ob es euch gefällt oder nicht.“
Verwundert betrachteten die Freunde den geifernden Wolf. Traurig ob seines vernebelten Geistes nahmen sie ihren gut gemeinten Gaben wieder an sich und wandten sich zum Gehen.
Zum Abschied sprach der Fuchs: „So komme denn in Frieden in unsere Lande und suche unter unseren Schafen jene, welche einst die deinen waren.“
Und der Delphin sprach: „Doch bedenke, dass du kaum einen Bruchteil jener heimführen wirst, die einst vor dem Krieg geflohen sind. Zudem sind sie alt und gebrochen und eignen sich kaum dafür eine neue Herde aufzubauen. Mit ihnen allein wird deine Herde kaum gedeihen können.“
Als Letzte sprach die Greifin: „Doch das wird uns nicht mehr kümmern. Du hast unsere milden Gaben und die in Freundschaft gereichten Hände ausgeschlagen. Darum sagen wir: Es sei!“
Und die Moral von der Geschicht’,
bist du schon arm, sei töricht nicht!
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