Geschichten:Die Geheimnisse des alten Landes - Auf Geistersuche
Gut Nebelwacht, nahe des Dorfes Trollhütten in der Raulsmark
Ein Stundenglas entfernt zogen die Ritter und die Rechtsgelehrte aus dem Dorf Trollhütten hinaus. Erst zu Pferd, doch den Rest des Weges lieber leisetretend zu Fuß. Der Weg zum alten Gutshof war teilweise überwuchert, und als sie an die teils zerstörten, befestigten Mauern kamen, legten sie sich wie Löwen auf der Jagd auf die Lauer und umzingelten ihre Beute.
Sie hatten sich darauf geeinigt, zunächst nur zu beobachten und nicht anzugreifen, was Perrica mehr als entgegenkam, ihr war bei der Sache nicht geheuer. Anschließend wollten sie sich an einer bestimmten Stelle wieder zusammenfinden.
„Geister, pf…“, sagte Ardo enttäuscht. „Ich glaube auch nicht, dass es sich um Geistergestalten handelt. Eher zwielichtiges Gesindel“, entgegnete Felian.
„Korhilda, wo ist die Wasserburgerin?“ warf Perrica ein und blickte sich suchend um. Während alle unruhig wurden, schlich die Perricumer Baronin näher. „Entschuldigt, zu viel Bier heute Abend.“
„Verstehe“, flüsterte Nimmgalf. „Wir konnten bisher erkennen, dass es keine Geister sind.“ Korhilda nickte. „Sie haben Stöcke zusammengebunden und an Bäume gehängt. Wenn ein Windzug durch die Holzstücke weht, klappert es und erzeugt ein Geräusch von Wehklagen.“
„Hier will jemand ungestört bleiben“, schätzte Ardo die Situation ein. „Genau, hier scheint jemand fernab von praiosgefälliger Ordnung zu agieren.“ Perrica hatte seltsamerweise gehofft, hier wirklich Geister anzutreffen, ihr Hunger auf Mystik war seit sie Trägerin Ogerstarks war gewachsen. Aber einfaches Gesindel, die anderen mochten sich erwehren können, sie konnte das leidlich.
„Drei Gestalten habe ich gesehen. Sie entladen Dinge von einem Karren hinter dem Gutshof“, berichtete Ardo. „Drei gegen fünf – das ist fast unfair.“ Felian hatte sich auf Geister gefreut, deren Bekämpfung eine göttergefällige Herausforderung sein würde. Aber nur drei Räuber? Das war ein einfaches Spiel für die fünf Veteranen.
„Dann versuchen wir, sie festzusetzen und nicht zu erschlagen, nicht wahr, Nimmgalf?“ Nimmgalf wusste sofort, worauf Korhilda anspielte. Ihr Missgeschick mit den Rubinbrüdern – zum Fragen war am Ende niemand mehr übrig.
„Festsetzen, gute Idee“, sagte Nimmgalf und schaute in die Runde. Alle nickten. "Ich würde mich im Hintergrund halten, dann sind es auch nur vier zu drei.", merkte Perrica etwas peinlich berührt an. Ardo führte die Gruppe der fünf um den Gutshof.
Es war keine Rede wert. Innerhalb kürzester Zeit hatten sie das zwielichtige Gesindel umstellt. Es waren vier und nicht drei, doch drei blieben am Leben.
So standen sie nun in dem alten, verlassenen Gutshof: drei Räuber gefesselt und einer tot, mit einer Decke überworfen, der Rechtsgelehrten war übel. Neben ihnen stand ein Haufen Kisten – Hehlerware.
„Wir sollten nach Ulmia von Weyringhaus schicken. Es wird sie sicher interessieren“, warf Korhilda von Sturmfels ein.

◅ | Ammenmärchen und Dorfgeflüster |
|
Wenn Rahja die Sinne vernebelt | ▻ |