Geschichten:Die Goldene Postille - Ausgabe 2
Die Goldene Postille - Aufgefundene Briefe
Wir, die Readaktion der Goldenen Postille, haben uns feierlich, vor dem Herrn Praios und seines Sohns Ucuri, geschworen aufgefundene Briefe im Namen Ucuris auf diesem Wege seinen rechtmässigen Adressaten zukommen zu lassen und den Inhalt gemäß des Gebote Praios' wahrheitsgetreu wieder zu geben und hoffen damit ein bisschen mehr Licht in das Dunkel zu bringen.
In diesem Sinne: Es sei!
Auszug aus einem Schreiben von Alanna Falkenhof, Kammermädchen am Hofe der Kaiserin an ihre Schwester Oleana Falkenhof, Peraine 1034 BF
"… Ein paar Götterläufe ist es nun schon her, dass ich den heimischen Bauernhof verlassen habe. Es ist immer noch ein Traum für mich, wie mich der Herr Phex segnete und mir Glück schickte. Die Anstellung in der Kaisermark und nun das Mädchen der Zofe von Hartsteen. Aber nicht nur der Herr Phex meint es gut mit mir, auch die Herrin Rahja scheint mich zu beglücken. Ein schmucker Ritter kam im Rondra 1034 BF an den Kaiserhof, groß gebaut, dunkles Haar und tiefgründige Augen. Wir treffen uns seid Monaten heimlich immer wieder. Ich weiß, ich sollte mich mehr auf meine eigentlichen Aufgaben konzentrieren aber die Nächte mit ihm sind zu aufregend. Vater und Mutter würden mich verdammen, da ich der Herrin Travia frevle. Aber bei der Göttin der Liebe, das ist es wert. Ich bin nicht dumm und weiß, dass es nicht für immer sein wird, denn er ist adelig und bereits verheiratet. Ach, wenn ich ihn Dir vorstellen könnte. …"
Auszug aus einem Schreiben von Hitta vom Wirsel, Ritterin aus Gareth an ihren Sohn Beromar vom Wirsel, Knappe im Weidenschen, Anfang Ingerimm 1034 BF
"...Du hättest dieses Spektakel sehen sollen, wie die beiden aufgeblasenen Gockel auf dem Platz der Leuin umherstolzierten, als wäre er für sie errichtet worden. Und dabei haben sie sich noch von dem Ganzen Pöbel bejubeln lassen und heischten nach deren Anerkennung. Viele heiraten hier sogar vermehrt in Pfeffersackfamilien ein, weil sich viele hier so runtergewirtschaftet haben, dass ihnen nicht übrig bleibt. Und dann dieses Gehabe der Duellanten, das hat dem ganzen Treiben hier noch die Krone aufgesetzt. Wehe Bursche, ich sehe dich eines Tages hier so herumstolzieren, aber dafür habe ich dich ja nach Weiden geschickt dort herrschen wenigstens noch Sinne und Anstand..."
Auszug aus einem Schreiben von Wolfaran von Ochs, Baronet von Sturmfels und Gemahl der Baroness von Bärenau an seine Mutter Korhilda von Sturmfels, Baronin von Sturmfels in Perricum, Ingerimm 1034 BF
"…Ach Mutter, es zerreißt mir mein Herz. Wie ich gestern erfuhr, hat mein Sohn im Monat der Göttin des Ackerbaus das Licht Deres erblickt. Ein rechter Wonneproppen soll er sein, mit einer durchaus fordernden Stimme. Ich weiß, ich sollte diesem Ereignis nicht zu viel Bedeutung zukommen lassen, war es doch nur eine einzige Nacht mit der holden Dame. Dennoch ist es für mich unerträglich, dass ich nicht zu diesem Fehltritt stehen kann, so wie man es von einem aufrechten Manne erwarten würde. Mich quält die Aussicht darauf, dass er niemals wissen wird, dass ich sein Erzeuger bin. Für ihn wird immer dieser Ritter sein Vater und Vorbild sein. Sollte er das entsprechende Alter erreicht haben, werde ich darum bitten, dass er mir als Knappe gegeben wird, auch wenn sein Großvater dieses rigoros ausschloss. In jedem Falle werde ich für ihn da sein, so gut mir dieses aus meiner Position aus möglich sein sollte. …. "
Auszug aus einem Schreiben von Isida Uthjane von Isppernberg-Sommerheide, Ritterin zu Glantern in Ochsenblut an einen unbekannten Empfänger in der Raulsmark, wahrscheinlich eine Raulsmärkische Isppernberg, Rahja 1034 BF
"…Das ist doch alles ein Witz. Unsere Familie lässt sich hier in Ochsenblut die Butter vom Brot nehmen und lässt sich mit einem seltsamen Posten für Mutter in diesem aberwitzigen Orden aus Raulsfeld abspeisen. Und selbst Großmutter tut nichts, nein, noch besser sie verlobt auch noch Sol mit der besserwisserischen, kleinen Tochter der Sturmfels-Feuerfänger. Das wirkt irgendwie verzweifelt. Anstatt sich neue Verbündete hier zu suchen, klammert sich Großmutter an den letzten Halm der ihr gereicht wird. Pah, kann ich da nur sagen. Und währenddessen schmieden die Sturmfelser und Heiterfelder immer festere Bündnisse, bekommen Marktrecht für ihre hinterwäldlerischen Dörfer und zu guter letzt wird der alte Heiterfelder auch noch zum neuen Senneschal der Burggräfin ernannt. Wenn hier nicht bald etwas passiert, dann war unsere Familie mal die zweiteinunflussreichste Ochsenbluts..."