Geschichten:Die Greifenhorster Orkenwacht - Die Vorladung
Berler , Wildermark , Rahja 1034
„Ich sage dir, das ist eine ganz schlechte Idee!"
„Was willst du eigentlich von mir? Du warnst mich vor Dingen, die nicht annähernd so sind, wie du mir vorwirfst!"
Die zwei Männer saßen sich an einem Tisch im großen Zelt der Ritterschaft gegenüber. Es war Teil des Heerlagers bei Berler, das sie vor nicht einmal einem Götterlauf vor dem Übergriff durch den Falkenbund bewahrt hatten.
Valamir von Reihersbach verlor langsam die Nerven mit seinem Gegenüber. Es war der Weibel der ihm anvertrauten Lanzenreiter, ein ehrenhafter Mann aus dem niederen Adel und sein treuster Kamerad in der Schlacht. Aber dennoch...
„Ich weiß ja, dass ihr Ritter viel Wert auf eure Minne legt, aber ausgerechnet mit einer solchen Frau?!", fing dieser wieder an.
Valamir wurde immer ungehaltener. Seine Stimme klang zunehmend aggressiv. „Es ist weder Minne, noch Werben, noch sonst etwas..."
„Ach, bitte! Jeder sieht es, der mal dabei gesessen hat! Rahjas Wege sind unergründlich, aber du musst Vorsicht walten lassen, denn das kann sehr schlecht für den Ruf sein, wenn du sie erbost!"
Erzürnt sprang der junge Ritter auf, um seinen Untergebenen zurechtzuweisen. Freund hin, Kamerad her, er hatte kein Recht auf dieser Sache herumzureiten. Den Finger drohend ausgestreckt, den Mund schon zum verbalen Schlag geöffnet, wurde er jäh davon abgehalten.
Im Zelteingang stand die imposante Gestalt des Reichsoberst von Ochs, dem Adjutanten des Marschalls.
„Ritter von Reihersbach? Das seid ihr, oder?" Valamir nahm sofort Haltung an, wie alle im Zelt.
„Jawohl, Oberst, das bin ich."
„Ihr seid also der Nostrier?! Der Marschall möchte euch sehen. Eilt euch, eine anständige Gewandung anzulegen. Und hoffentlich habt ihr euer Rüstzeug poliert."
Auf der Stelle drehte der Oberst um und ließ die überraschten Anwesenden in ihrer Konfusion zurück.