Geschichten:Die Hölle zu Waldstein - Schon wieder unerwartet
In einem trutzigen Wehrturm im Junkertum Waldwacht
Selten war sie so gelassen gewesen, die letzten Wochen waren wie in einem Rausch vergangen. Und es war ihr auch einerlei ob ihr Bruder nun vor Wut platzte oder nicht. Die lästige Ratte war ihren Häschern entwischt, hatte sich offensichtlich als Kräuterweiblein verkleidet. Welche lächerliche Scharade. Aber das war ihr einerlei, sie hatte etwas ganz anderes gewonnen, sollte ihr dies auch das Amt der Vögtin kosten.
Neben ihr nur knapp in den Bärenfellen gehüllt lag Praioslob und schlief noch tief und fest, während die ersten Sonnenstrahlen durch das kleine Fenster hereinfielen. Oh ja, sie hatte ihren Ritter gefunden, und bei Rahja sie hatten nachgeholt was ihnen die letzten Jahre aus Verblendung und Sturheit entgangen war. Und sie hatte es genossen.
Morgana überlegte kurz ihren geliebten Mann zu wecken, doch dieses leise Unwohlsein beschlich sie wieder, wie so oft in den letzten Tagen. Leise stand sie auf und verließ auf Zehenspitzen das Schlafgemach. Der Turm hatte nicht wirklich viele Räumlichkeiten, und die Küche befand sich zu ihrem Leid ganz unten.
Unten war Gutmeida zu Werke, und irgendein Brei köchelte über dem Herdfeuer. Mit ihrem stetig verschmitzten Grinsen sah sie Morgana an und deute eine Verbeugung an, was ihr aufgrund ihrer ziemlich runden Gestalt eher schwer fiel, es war doch eher ein Nicken.
„Mach mir einen Tee, am besten den gleichen von gestern mit den Kräutern, der tat gut.“
„Aber sicher doch Herrin, der tut in solchen Fällen immer gut, hat mir auch jedes Mal geholfen.“
Morgana stutzte, nicht über die unverschämte Vertraulichkeit die man Gutmeida mit keinem noch so barschen Worte auszutreiben wusste, was bei allen Zwölfen meinte sie mit „… in solchen Fällen…“. Bisher hatte sie noch niemanden von ihrem leichten Unwohlsein erzählt.
„Was meinst du damit?“
Schallendes Gelächter, wenn auch heiter und freundlich trieb Morgana die Zornesröte ins Gesicht.
Als Gutmeida das Gesicht der Vögtin sah, bekam sie einen regelrechten Lachkrampf, vor lauter Zorn griff Morgana nach dem Schürhaken und hob in drohend zum Schlag.
Die Köchin ließ sich auf ihren Schemel fallen und strahlte sie unbeeindruckt an: „Aber Mädchen ist dir denn nicht klar was wunderbares gerade mit dir geschieht? Du trägst eine Götterfrucht im Leibe.“
Der Schürhaken fiel klirrend zu Boden, Morgana taumelte und lies sich auf die Sitzbank am Tische fallen: „Was?“
„Ja, ja, die Anzeichen sind klar und deutlich. Kein Wunder, ihr habt ja die letzten Wochen kaum das Gemach verlassen. Aber keine Sorge Mädchen, ich kenn mich aus, hab ja zehn Bälgern das Leben gegeben, und meine Schwester in Waldtahl ist die beste Hebamme weit und breit.“
Ein Knarren lies beide aufschrecken, Praioslob stand auf den Stufen der Treppen, notdürftig nur das Bärenfell um die Hüften geschlungen, und er strahlte wie das Praiosgestirn!
◅ | Wie der Pfalzgraf sich als Hexe verkleidet hat und an den Söldnern vorbei kam |
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