Geschichten:Die Huren, die du liebtest - Absage von Oben
Dramatis personae:
- Nimmgalf von Hirschfurten, Baron zu Hirschfurten
Burg Trollhammer, 5. Firun 1036 BF
„Und das letzte Schreiben für heute ist eine Anfrage deines Lehnsmannes Darian Ardor aus dem Hause Bieninger.“
„Was verlangt er?“, fragte Nimmgalf schon sichtlich ermüdet vom Tagesgeschäft und dementsprechend genervt.
„Es hat den Anschein, als wolle er einige Männer unter Waffen stellen, um eine Art „Forstwacht“ aufzustellen, die zum Schutz der Bevölkerung im Dunkelforst patrouilliert. Für dieses Vorhaben erbittet er die Unterstützung der Baronie.“
„Aha… Geld also.“
„Ja so kann man es auch sagen…“
„Und es ist Bieninger, der diese Forstwacht aufstellen möchte? Warum nicht Dunkelwald? Vor einiger Zeit war er doch noch militärisch gegen Dunkelwald vorgegangen, oder nicht?"
„Ja das ist richtig.“
„Ach und nun verstehen sie sich wieder gut genug, dass er dem Waldschrat mit eigenen Männern unter die Arme greift…soll doch mal einer die Koscher verstehen. Mit welcher Begründung möchte er denn ausgerechnet jetzt diese Wacht aufstellen?“, etwas belustigt setzte sich Nimmgalf in seinem Stuhl wieder auf. Sein Interesse war seltsamerweise geweckt worden.
„Scheinbar mehren sich die Vorfälle, in denen Menschen im Wald verschwinden.“ Josmin von Grattelbeck faltete das Schreiben wieder zusammen und legte es beiseite.
„Dass der Dunkelforst gefährlich ist, weiß doch jeder hier in Hirschfurten, vor allem die Waldbauern oben in den Rakulahöhen.“
„Ich habe mir sagen lassen, dass der Bieninger seit Kurzem mehr Holz schlagen lässt dort oben. Er hat einige Leute dafür abgestellt.“
Nimmgalf lehnte sich grübelnd in seinen Stuhl zurück. Nachdenklich fuhr er mit seiner Hand die Armlehne seines Stuhls entlang. Am Ende angekommen erhob er sich ruckartig.
„So. Schreib ihm, dass er von der Baronie kein Geld erhalten wird für dieses Vorhaben. Er muss für den Schutz seiner Leute selber aufkommen, die er in den Wald schickt und wenn er genug Geld hat mit seinen Männern gegen Dunkelwald zu ziehen, dann hat er auch genug, um eine eigene Forstwacht aufzustellen. So weit kommt es noch. Wegen einigen Gruselgeschichten werde ich noch keine Gelder locker machen. Dann käme hier ja jeder an. Es ist eben nicht der Kosch hier, wo man Pfeife schmauchend im Garten sitzt. Er wird es schon noch verstehen. Ich vertraue darauf, dass du ihm das schonend beibringen wirst.“
„Selbstverständlich.“
„Schick ihm am besten seinen Sohn, Ingalf. Der der hier noch immer am Hof ist. Ich fürchte, der meint es wirklich ernst.“
„Wie Ihr wünscht.“
„Gut. War es das für heute?“
„Ja das war es.“
Zufrieden verließ Nimmgalf sein Arbeitszimmer. Es schien sich etwas zu tun in Altenbeek, nur ob das gut oder schlecht für ihn war konnte er beim besten Willen noch nicht sagen.