Geschichten:Die Jagd in Breitenhof - Teil 5
"Yändor!" Wütend holte der Nebachote mit seinem schweren Reitersäbel aus ließ einen mächtigen Schlag auf das Haupt eines der Räuber krachen. Der Hieb spaltete dem schlaksigen, bärtigen Mann den Schädel und sandte eine kleine Fontäne frischen Blutes in alle Richtungen, als der Getroffene ächzend zur Seite fiel.
Otwin wendete sein Pferd und versuchte die von allen Seiten auf ihn eindringenden Männer abzuwehren, Mühsam blockte er einen Speerstoß ab, schlug nach rechts, um einen Säbelstreich zu parieren, spürte aber dann, wie ein Keulenschlag sein Bein traf. Instinktiv drehte der Baron sich zur anderen Seite und stach nach dem Angreifer. Dieser holte zu einem erneuten Schlag aus, doch die Spitze von Otwins Schwert bohrte sich tief in seine linke Schulter. Aufheulend entließ der Verwundete die Keule aus dem festen Griff seiner Hand und wich einige Schritte zurück.
Wieder war das pfeifende Geräusch eines heran nahenden Pfeils zu hören. Mit einem dumpfen Aufschlag grub sich das Geschoss in den Hals von Rondrigos Pferd, welches sich laut wiehernd aufbäumte und den überraschten Reiter abwarf. Der Junker prallte auf dem harten Waldboden auf und spürte wie ein pochender Schmerz durch seinen Rücken jagte und die Luft aus seinen Lungen trieb.
Schon waren vier der Unholde über ihm und der kleinste von ihnen, ein buckliger Kerl mit einer Axt holte zum tödlichen Streich aus. Im letzten Augenblick wälzte der Junker sich zur Seite, so dass das Beil sich in den Boden grub. Unbeholfen trat Rondrigo nach dem massigen Kerl und erwischte ihn am Knöchel. Aus dem Gleichgewicht gebracht, stolperte der Axtträger einen Schritt zur Seite. Mehr Zeit benötigte Rondrigo auch gar nicht. Keuchend stemmte er sich mit den Armen ein Stück nach oben und kam auf die Beine, gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie zwei der Angreifer sich auf ihn warfen. Der erste, ein kleiner Mann mit langem dunklen Haar schwang wild seinen Säbel, doch Rondrigo zog den Kopf gerade noch zurück. Pfeifend fuhr die Klinge nur eine Fingerbreite an seinem Gesicht vorbei.
Doch der Kumpan des Kleinwüchsigen war schnell. Kaum war der Junker dem Säbelstreich ausgewichen grub sich der Streitkolben des zweiten Angreifers, ein wahrer Hüne, in seine linke Seite. Ächzend wich der Edelmann einen Schritt zurück und spürte eine Woge brennenden Schmerzes durch seinen Oberkörper branden. Jetzt hatte er wiederum einen Herzschlag Zeit, den er nutzte, um sein Schwert zu ziehen.
Aus dem Augenwinkel bemerkte Otwin wie einer der Soldaten verzweifelt gegen zwei der Räuber kämpfte. Ein mächtiger Hieb des Soldaten wurde von einem der Strauchdiebe mit seinem Kampfstab pariert, während der zweite mit seinem Kurzschwert heran sprang und die Klinge tief in den Leib des Gardisten trieb.
Laut aufschreiend ging der Verwundete in die Knie und wurde mit einem Schlag des Stabes auf den Kopf endgültig niedergestreckt. Flink wehrte der Greifenhorster einen erneuten gegen sein Bein geführten Säbelstreich ab und ließ sein Schwert herabsausen. Die Klinge schnitt mühelos durch den Leib des Angreifers, der aufheulend die Arme auf die Wunde presste und zur Seite kippte. Wenige Augenblicke später sah man den Verwundeten auf allen Vieren vom Kampfplatz fliehen. Otwin wandte sich nun wieder dem Speerträger zu und schlug die Langwaffe, die sich erneut bedrohlich näherte zur Seite. Gerade wollte er selbst einen Streich führen, als er spürte, wie kräftige Hände ihn an der Hüfte packten und aus dem Sattel rissen. Völlig überrascht schlug Otwin nach dem Mann, der ihn packte, doch der Hieb verfehlte sein Ziel. Polternd schlug der Baron auf dem Erdboden auf.
Laut fluchend parierte Eslam einen Stich, der seine Hüfte zum Ziel hatte und zog flink den Fuß aus dem Steigbügel, um dem Unhold einen harten Tritt ins Gesicht zu versetzen. Der Kopf des Getroffenen ruckte nach hinten und der Mann sackte jammernd zur Seite, die Hände auf das blutüberströmte Gesicht gepresst. Der Baron von Brendiltal manövrierte sein Reittier einige Schritte aus der direkten Gefahrenzone und drehte dann das Pferd. Zwei der Räuber folgten ihm. Von links war ein heiserer Aufschrei zu vernehmen und ein kurzer Blick bestätigte Eslam, dass einer der Gardisten gerade einen dieser dreisten Attentäter mit dem Schwert durchbohrt hatte. Es sah dennoch schlecht aus. Otwin war gerade vom Pferd gestürzt, genau wie Rondrigo. Beide waren von drei oder vier Männern bedrängt, Ein Soldat war tot, oder schwer verwundet, die beiden anderen kämpften noch tapfer gegen jeweils zwei Strauchdiebe, Yendor lag regungslos am Boden, der Pfeil ragte hoch aus seiner Brust.
Eslam bewegte sein Ross mit festem Schenkeldruck eine Schritt vorwärts und nahm sich seine Gegner vor. Er ließ den Reitersäbel kurz über dem Kopf kreisen und führte dann einen kraftvollen Streich. Der vorderste der Angreifer packte sein Schwert mit beiden Händen und parierte den Hieb mühsam. Schnell setzte Eslam nach und ließ noch einen zweiten und dritten Schlag folgen. Die zweite Attacke konnte nur halb pariert werden, Eslams Reitersäbel schrammte über die Klinge des Feindes und schnitt dann in das Handgelenk des Räubers. Aufschreiend sah der Getroffene seine Waffe nebst Hand davon fliegen während der dritte Streich des Marbens ihm seine Kehle durchtrennte. Wieder spritzte helles Blut empor und der tödlich Getroffene brach röchelnd in sich zusammen. Eilig gab der Nebachote seinem Pferd sie Sporen und noch bevor der sich direkt vor dem Ross befindliche Mann reagieren konnte, war das Tier heran. Kreischend riss er die Arme nach oben, doch das Pferd walzte einfach über ihn hinweg und trampelte ihn mit seinen schweren Hufen nieder; dabei schien es fast, als hätte der Hengst Spaß dabei.
Von seinen Gegnern befreit, sah der Herr von Brendiltal sich kurz um. Überall tobte das Kampfgeschehen, rechterhand wurde gerade einer der Soldaten mit einem Keulenhieb auf den behelmten Kopf außer Gefecht gesetzt. Die beiden Halunken rannten nun zum am Boden liegenden Baron von Gallstein. Einer rief: "Das ist er, dem sollen wir auch unbedingt den Schädel einschlagen!"
Eslam wendete und dirigierte sein Pferd weiter nach rechts und preschte sofort los.
Rondrigo wirbelte mit dem Schwert herum, duckte sich unter dem Hieb mit dem Streitkolben hindurch und riss die Klinge nach oben, um eine Schwertattacke von links zu parieren. Dann griff er endlich selbst an. Funken stoben davon, als der Anderthalbhänder Rondrigos klirrend auf das Schwert des vor stürmenden Räubers traf. Mit zwei gegenläufigen Hieben trieb der Edle den Schwertträger zurück dann führte er einen starken diagonalen Schlag, der die gegnerische Klinge zur Seite fegte und den Mann entblößte. Mit einer geschickten Bewegung aus dem Handgelenk brachte der Junker sein Schwert wieder in Position und zog durch. Die Klinge fraß sich tief in den Leib des Feindes, der Blut spuckend auf die Knie sank. Mit einem schmatzenden Geräusch zog der Junker das Schwert, welches sich bis zum Schlüsselbein in den Körper des Mannes gebohrt hatte zurück und führte einen finalen Angriff. Die lange Klinge mit beiden Hände führend trennte Rondrigo den Kopf von den Schultern des in die Knie gegangenen Strauchdiebes. Aus dem Augenwinkel bemerkte der junge Ritter, wie sich der Streitkolben wieder seinem Schädel näherte und duckte sich im letzten Augenblick.
Doch schon war der nächste Feind heran und Rondrigo musste einen Axthieb in den Rücken einstecken. Gedanklich lobte der Junker seine Rüstung, auch wenn der Schlag in fast zu Boden warf. Einige Schritte zur Seite stolpernd, kam Rondrigo schließlich wieder zum Stehen. Dann bemerkte er, dass sich zwei Gestalten auf den am Boden liegenden Baron von Gallstein zu bewegten. Der Junker nahm alle Kraft zusammen, zog das Genick ein und stürmte mit lautem Gebrüll auf seine Gegner zu. Im letzten Moment zog er das zum Schlag erhobene Schwert herunter und setzte zu einem kraftvollen Stoß an. Die scharfe Spitze durchbohrte den ersten im Weg stehenden Mann, der seine Axt ebenfalls noch erhoben hatte, um einen Hieb abzuwehren. Ruckartig riss der Junker sein Schwert aus dem tödlich Verwundeten, der sofort in sich röchelnd zusammen sackte. Nur die beiden Männer, die sich Yendor näherte stürmte der Junker durch die verbliebenen beiden Feinde hindurch. Krachend traf seine Schulter auf den bulligen Mann mit dem Streitkolben und warf ihn zu Boden, doch der zweite Räuber, war deutlich flinker und wich dem herannahenden Ritter aus. Mit einem Satz sprang der Mann zur Seite und schlug mit seinem Säbel nach dem Krieger. Die gekrümmte Klinge fand ihr Ziel und schlitzte den linken Arm Rondrigos von der Schulter bis zum Ellenbogen auf.
Aufheulend wankte der Junker weiter und schlug achtlos nach dem Angreifer, doch sein Hieb ging fehl. Ein brennender Schmerz überfiel seinen linken Arm und raubte dem Ritter den Atem. Tief rotes Blut tropfte aus der Wunde und rann bis zu seiner Hand hinab. Schnellen Schrittes stampfte der Junker weiter und ignorierte die Feinde in seinem Rücken kurzweilig.
Otwin hielt sich den schmerzenden Oberarm, wo ihn ein Speerstoß erwischt hatte. Sein Wams färbte sich an dieser Stelle bereits dunkel und der pochende Schmerz ließ ihm schwindelig werden. Dennoch riss er das Schwert kraftvoll hoch, um einen auf seinen Kopf gezielten Säbelstreich zu parieren. Eilig stieß der Baron nach dem Angreifer, doch dieser wehrte den Schlag mühelos ab. Erneut stach Otwin nach dem Gegner, der wiederum die Hand herumfahren ließ und der Klinge des Barons rechtzeitig mit seiner Waffe begegnete, doch dann riss der Herr von Greifenhorst seine Waffe nach oben und erwischte die waffenführende Hand des Gegners. Ein Finger fiel zu Boden und frisches Blut spritzte aus der kleinen Wunde. Aufschreiend umklammerte der Verwundete die Verletzung mit der anderen Hand und konnte so der nächsten, energischen Attacke des Barons nicht mehr ausweichen. Das Schwert Otwins schnitt in einem von oben diagonal geführten Hieb tief durch den Oberkörper des Verwundeten und streckte ihn unmittelbar nieder.
Entschlossen stellte Otwin sich nun dem Speerträger gegenüber, der ihn schon seit Beginn des Kampfes bedrängte. Der Baron hob das Schwert über den Kopf und schlug hart zu, doch der kräftige Kerl, dem offenbar ein Auge fehlte, packte seine Langwaffe mit beiden Fäusten und blockte den Hieb ab. Eilig setzte der Baron nach und schlug nach dem linken Bein des Einäugigen, doch auch diesen Streich wehrte er mit dem hölzernen Ende seines Spießes ab. Wieder und wieder prallte in einem tödlichen Tanz Holz auf Stahl, doch keiner der beiden Kombattanten konnte die Oberhand erringen. Kalter Schweiß trat auf Otwins Stirn, der Schmerz in seiner Schulter pochte immer heftiger, doch er wollte sich um keinen Preis geschlagen geben.
Die beiden Räuber neigten sich über den reglosen Baron von Gallstein. Einer von ihnen hob seine Axt und wollte dem Edelmann gerade den Schädel spalten, als der Mann von hinten trampelnde Schritte vernahm. Instinktiv drehte er sich um und sah den Junker mit erhobenem Schwert auf sich zu stürzen. Mit lautem Gebrüll warf sich Rondrigo auf den überraschten Axtkämpfer, riss die Waffe mit beiden Armen hoch und streckte den Feind mit einem einzigen mächtigen Hieb seines Bastardschwertes nieder. In seinem eigenen Blute brach der Getötete lautlos und wie vom Blitz getroffen zusammen. Rondrigos Atem kam nur noch schwer, sein linker Arm hing nun nutzlos und taub herab. Stetig tropfte mehr Blut aus der tiefen Wunde und ein brennender Schmerz pulsierte durch den Körper des Junkers.
Er wollte gerade den verbliebenen Halunken zum Kampf stellen, als dieser ihn schon attackierte. Träge hob der Ritter das Schwert mit einer Hand und wehrte den Keulenschlag seines Gegners ab. Doch bevor Rondrigo einen Schritt zurückweichen und sich eine bessere Position verschaffen konnte, setzte der Angreifer wütend nach. Kraftvoll schmetterte der in Lumpen gehüllte Mann die Keule auf Rondrigos Brust und schleuderte den Ritter zurück. Unter dem lauten Rasseln seines Kettenpanzers ging der Junker zu Boden. Benommen versuchte er sich augenblicklich aufzurichten, doch dann versagte seine Kraft und Schwärze umfing ihn...