Geschichten:Die Pforte aufgestoßen - Räuber, Händler und andere unliebsame Genossen
Reichsstadt Hirschfurt, Lande der Reichsstadt Hirschfurt, Anfang Praios 1047 BF
Haldan von Rallersgrund saß in einem der Hinterzimmer des familieneigenen Kontors. Die Möbel waren aus hochwertigen Edelhölzern gefertigt und kunstvoll verziert. Die Handwerker hatten filigrane Blumen in das Holz getrieben, welche diesem einen Hauch von Leben verliehen. Auf einer Anrichte stand eine Karaffe mit Eynbrand sowie vier Gläser. Ein Ölgemälde zeigte eine Jagdszene aus dem nahen Reichsforst. Es roch nach Holzpolitur und teurem Brand.
Der junge Baron dachte an das Gespräch mit Milo zurück, welches er kurz vor seiner Abreise führte. Er hatte den gesamten Weg hier her darüber gegrübelt und nachgedacht. Sein Vertrauter hatte tatsächlich herausgefunden, was es mit den zunehmenden Überfällen zwischen den beiden Grafschaften Waldstein und Reichsforst auf sich hatte. Eine Bande von Gesindel hatte sich zusammengefunden und mithilfe der dunklen Mächte des Waldes angefangen unbescholtene Handelszüge auszurauben.
Doch ehe der Baron sich weitere Gedanken machen konnte, ging die Tür auf und sein Vater trat herein. Dicht gefolgt von Edala, Haldans Schwester und Rechte Hand ihres Vaters. Der junge Mann sprang auf und nickte seiner Familie freundlich zu, „Vater, Edala! Schön euch beide zu sehen“.
Seine Schwester hob die Hand zum Gruß, während der Familienpatriarch sich setzte und seinen Kindern bedeutete es ihm gleich zu tun. „Also Haldan, du konntest in Erfahrung bringen, was es mit diesen unsäglichen Überfällen auf sich hat?“, wollte der Alte unvermittelt erfahren. Haldan schluckte, sein Vater schien die ganze Sache doch mehr aufzuwühlen als er gedacht hatte.
„Ja, ich konnte dank Milo erfahren, dass es sich um eine Bande von Gesetzlosen handelt, die im Grenzgebiet zwischen Waldstein und Reichsforst Handelszüge überfallen…“, er kam nicht weiter denn Cordovan unterbrach ihn bereits. „Das ist mir bereits bekannt! Diese Überfälle waren am Anfang lästig, doch langsam kann man sie als geschäftsschädigend ansehen! Seit geraumer Zeit wagen diese Strauchdiebe sich immer weiter vor und unsere Handelszüge nach und von Greifenfurt werden immer öfters Opfer dieser Vagabunden!“.
„Wir konnten in Erfahrung bringen, dass sie eine Waffenlieferung aus Kressenburg für das perricumer Militär abgefangen haben. Daher wahrscheinlich auch die größere Dreistigkeit, mit der sie operieren. Dennoch denke ich nicht, dass das etwas ist was uns Kopfzerbrechen bereiten sollte. Ja die Bande scheint besser ausgerüstet zu sein aber…“, abermals wurde Haldan unterbrochen.
„Nichts aber! Die Aktivitäten dieser Bande, zumindest entnehme ich deinen Worten, dass es sich hierbei um EINE Bande handelt, bedrohen die Handelsgeschäfte des Kontors“, stellte Cordovan beinahe zornig fest. Edala sprang ihrem Vater bei, „und was das Kontor bedroht, bedroht auch deine Position in Rallersgrund, geschätzter Bruder. Ich muss nicht extra darauf hinweisen, dass ein guter Teil deines Finanzbedarfs durch Querfinanzierung gedeckt wird“. Sie legte bedeutungsschwer ihre Linke auf eine Mappe, von der ihr Bruder wusste, dass dort Geschäftsunterlagen drinnen waren.
Und doch tust du es… Dachte er sich im stillen, während er sich auf die Lippe biss um nichts unüberlegtes heraus zu posaunen. „Nein, da habt ihr beide natürlich recht. Ich habe bereits Maßnahmen getroffen damit sich um diese unliebsamen Zeitgenossen gekümmert wird. Milo wird einige Spezialisten anheuern, die sich um die Verfolgung der Bande kümmern werden“. Auch wenn er sich noch nicht ganz sicher war, wie diese das anstellen wollten. Der Reichsforst war weitläufig, nicht selten kam es vor, dass der Wald ganze Ortschaften verschluckte. Wenn die Gerüchte stimmen sollten, dass diese Bande mit dem Wald in Verbindung stand, würde dies sicher kein Praiostagsausflug werden.
Das Oberhaupt der Familie Rallersgrund nickte zufrieden. „Gut, wir werden dir Sondermittel zur Verfügung stellen, damit diese Angelegenheit alsbald aus der Welt geschafft wird. Solche Probleme müssen schnell angepackt werden, zu lange haben wir gezögert und müssen nun den Preis dafür zahlen“. Edala wollte noch etwas hinzufügen, doch schien sie es sich anders überlegt zu haben und blieb stumm.
„Ich könnte auch bei Gisborn vorstellig werden und ihn um Unterstützung bitten. Die Familie Zweifelfels kennt sich mit den Mysterien des Reichsforst aus. Wenn diese Räuber tatsächlich im Bunde mit dem Wald stehen, können die Zweifelfelser uns sicherlich helfen“, warf Haldan ein. Sein Vater nickte knapp, „tu was immer getan werden muss, damit diese Sache ein schnelles Ende findet“.