Geschichten:Die Prophezeiung der Silberschwäne - Silber schimmernder Glanz

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980 BF Burg Ox, Baronie Viehwiesen  

Es war eine kühle und ruhige Nacht in den Gemächern auf Burg Ox. Leobur von Ochs, der von vielen als harter Hund bekannt war, kehrte nach einem langen Ausritt zurück. Doch bei seinem Nesthäkchen, seinem kleinen Sohn Leobrecht, zeigte er eine Seite, die kaum jemand kannte: eine liebevolle und sanfte Seite.

Als Leobur den großen Korridor der Burg entlang ging, bemerkte er, dass Leobrecht nicht in seinem Zimmer war. Ein leises Kichern verriet jedoch bald das Versteck seines Sohnes. Leobrecht hatte sich geschickt hinter einem großen, kunstvoll gewebten Wandteppich versteckt, der eine Szene aus den alten Legenden des Schlundes darstellte.

"Wo könnte mein kleiner Sohn nur sein?" fragte Leobur mit gespielter Verwunderung, während er den Gang absuchte. Das Kichern hinter dem Wandteppich wurde lauter, als Leobrecht versuchte, still zu bleiben.

Leobur zog den schweren Stoff beiseite und entdeckte seinen Sohn, der versuchte, sich hinter dem bunten Gewebe zu verbergen. "Da bist du ja, mein kleiner Räuber," sagte Leobur lächelnd und hob Leobrecht sanft hoch. "Komm her, es ist Zeit, ins Bett zu gehen."

Er trug seinen Sohn durch die Burg, vorbei an den steinernen Wänden und hohen Fenstern, die vom Mondlicht erhellt wurden. Als sie das gemütliche Zimmer erreichten, setzte Leobur Leobrecht behutsam auf das Bett. Der Mond schien sanft durch das Fenster und warf ein silbernes Licht auf das Bett seines kleinen Sohnes. Leobrecht, das jüngste Mitglied der Familie, kuschelte sich in seine Decke und schaute mit großen braunen Kulleraugen zu seinem Vater auf.

Leobur setzte sich auf die Bettkante und lächelte sanft. "Leobrecht," sagte er leise, "möchtest du heute Abend eine Geschichte hören?" Leobrecht nickte eifrig, seine Augen funkelten vor Erwartung. „Die von der Schwänin“, sagte er aufgeregt.

Der Vater zog die schweren Vorhänge zu, um das Zimmer noch gemütlicher zu machen, und setzte sich dann neben das Bett seines Sohnes. Er griff nach einer der dicken, weichen Decken und zog sie behutsam über Leobrechts Schultern. "Es war einmal," begann Leobur, "in einem waldreichen Gebiet, umgeben von stolzen Bergen, eine junge Maid namens Liora und ihr jüngerer Bruder Leor. Sie liebten es, durch die tiefen Wälder zu streifen, mit Pfeil und Bogen auf der Suche nach Abenteuern und Wild."

Leobur streichelte mit seiner Hand über Leobrechts Stirn. "An einem Tag, als die Abendsonne sanft über den Horizont kroch, fanden sie sich an einem malerischen See wieder. Das Wasser glitzerte im goldenen Licht, und sie knieten nieder, um aus dem klaren Wasser zu trinken. Da landete plötzlich ein Schwan auf dem ruhigen See. Aber es war keine gewöhnliche Schwänin; sie war besonders prächtig und verwundet. Sie bewegte sich mit schmerzlichen, langsamen Flügelschlägen."

"Liora, mutig und mitfühlend, sprang ins kühle Wasser und schwamm zur Schwänin. Mit sanften Worten und geschickten Händen brachte sie das verletzte Tier ans Ufer. Leor, immer der Beschützer, half seiner Schwester, die Wunden der Schwänin zu verarzten. Sie entzündeten ein Lagerfeuer, um Wärme zu spenden, und richteten eine provisorische Lagerstätte ein."

Während er weitersprach, kraulte Leobur seinem Sohn sanft durch das Haar. "Sie pflegten die Schwänin sieben Tage und sieben Nächte, trugen sich gegenseitig die Last der Wache und gaben ihr Nahrung und Wasser. Mit der Zeit begann das einst zerbrechliche Geschöpf wieder Kraft zu gewinnen, ihre Augen füllten sich mit neuem Leben, und ihre Federn begannen wieder zu glänzen."

Leobur bemerkte, dass Leobrechts Augenlider langsam schwerer wurden. "Am Morgen des achten Tages," fuhr Leobur fort, "stand die Schwänin auf, stark und majestätisch wie zuvor. Mit einem letzten, dankbaren Nicken zu den Geschwistern breitete sie ihre mächtigen Flügel aus. Als sie sich in die Lüfte erhob, funkelten ihre Federn in einem silbernen Glanz, und während sie höher und höher stieg, fielen die ersten Schneeflocken sanft zur Erde.“

„Doch bevor sie ganz verschwunden war, ließ die Schwänin zwei schimmernde Federn zurück, die sanft zu Boden schwebten. Diese Federn waren nicht nur ein Zeichen des Dankes, sondern trugen auch die Macht der Schwanengleichen in sich. Die Geschwister hoben sie vorsichtig auf und waren sich gewiss, dass die Federn ihnen in Zeiten der Not Hilfe und Schutz gewähren konnten.“

"Und so," beendete Leobur die Geschichte, "standen Liora und Leor still und beobachteten, wie die Schwänin in den Himmel flog und der erste Schnee des Winters den Wald in eine Märchenlandschaft verwandelte."

Leobrecht fielen die Augen zu und zufrieden kuschelte er sich tiefer in seine Decke. "Flieg Schwänin, flieg," flüsterte er. Leobur beugte sich vor, gab ihm einen sanften Kuss auf die Stirn und zog die Decke noch etwas höher. "Gute Nacht, mein Kleiner," antwortete er leise, bevor er das Zimmer verließ und die Tür sanft hinter sich schloss.