Geschichten:Die Prophezeiung der Silberschwäne - Zerfallen in der Feuersbrunst
mit zittriger Hand schreibe ich Dir diesen Brief aus dem sicheren Schutz in Viehwiesen. Die Erinnerungen an den Angriff auf Burg Ochsenstein sind noch frisch und lebendig in meinem Geist, und ich hoffe, dass ich sie Dir mit meinen Worten näherbringen kann.
Der Angriff begann in den frühen Morgenstunden, als der Nebel noch dicht über den Wäldern lag. Plötzlich erklang das ohrenbetäubende Dröhnen der Kriegsposaunen der Rondrianer. Mit brutaler Kraft und unter der Führung der Leuin-Ritter stürmten sie auf unsere Mauern zu. Die ersten Lichtstrahlen des Tages brachen durch den Nebel, als die schweren Rammböcke gegen die Tore und Mauern krachten. Die Burg erbebte unter der Wucht der Einschläge, und die ersten Steine begannen zu bröckeln und von den Türmen zu fallen.
Die Luft war erfüllt von dem Geruch von Rauch und brennendem Holz, und die Schreie der Verwundeten hallten durch die Hallen. Inmitten dieses Chaos war ich in den Kellergewölben, hastig dabei, unsere wichtigsten Habseligkeiten zusammenzupacken. Es war ein Akt verzweifelter Eile, als ich plötzlich zwei alte Schriftrollen aus einer beschädigten Nische in der Wand fallen sah. Die Prophezeiungen darauf weckten Fragen und Ungewissheit in mir, doch ich konnte mich nicht länger damit beschäftigen.
In diesem Moment erschien meine Mutter, die tapfere Leovigilda, vor mir. Ihr Gesicht war von Anstrengung und Kampf gezeichnet, ihre Rüstung verschmiert mit Blut und Dreck. "Leobard," rief sie mit drängender Stimme, "die Feinde werden bald durchbrechen! Du musst sofort aufbrechen!"
Mit schwerem Herzen folgte ich ihrem Befehl. Ich rief meine Getreuen zusammen, und gemeinsam packten wir alles, was wir tragen konnten. Mit gesenkten Köpfen und leisen Schritten schlichen wir uns durch die dunklen Gänge der Burg, immer auf der Hut vor den Angreifern. Draußen tobte der Kampf, das Klirren von Schwertern und das Geschrei der Kämpfenden erfüllte die Luft.
Wir nutzten einen geheimen Pfad, der uns fernab vom Schlachtgetümmel aus der Burg führte. Jeder Schritt fühlte sich wie eine Ewigkeit an, doch schließlich gelangten wir unversehrt in die Berge. Dort fanden wir in den tiefen Wäldern vorläufigen Schutz. Es war eine Erleichterung, in Sicherheit zu sein, doch der Gedanke an meine Mutter, die zurückgeblieben war, um uns Zeit zu verschaffen, ließ mein Herz schwer werden.
Nach mehreren beschwerlichen Tagesmärschen durch die Berge erreichten wir schließlich den Darpat. Die Flussüberquerung war schwierig und gefährlich, doch mit vereinten Kräften schafften wir es, die Strömung zu überwinden.
Die Nächte in den Bergen waren kalt und unbarmherzig, doch der Gedanke an Dich, Perainhulda, gab mir die nötige Stärke, um durchzuhalten. Jeder Schritt war beschwerlich, und die Strapazen der Reise setzten uns allen zu. Wir ruhten nur kurz, immer in der Angst vor Verfolgern. Doch der Gedanke an eine bessere Zukunft, an unsere gemeinsame Zukunft, trieb mich weiter an.
Endlich, nach vielen Tagen des Marschierens und Versteckens, erreichten wir das Gut meines Onkels Leofric in Viehwiesen. Die ersten Sonnenstrahlen des Morgens fielen auf die sanften Hügel und die Felder, die sich vor uns ausbreiteten.
Mein Onkel hat uns freundlich aufgenommen. Seine Getreuen leisten uns wertvolle Hilfe, und wir sind dabei, unsere Kräfte zu sammeln und Pläne für die Zukunft zu schmieden.
Meine Gedanken sind jedoch stets bei Dir, Perainhulda. Ich hoffe innig, dass es Dir gut geht und Du in Sicherheit bist. Der Schmerz, Dich nicht an meiner Seite zu wissen, ist kaum zu ertragen. Jede Nacht blicke ich in den Sternenhimmel und hoffe, dass auch Du den gleichen Himmel siehst und meine Liebe spürst.
Ich träume von dem Tag, an dem ich Dich hierher holen kann, damit wir endlich in Frieden und Harmonie leben können. Bis dahin werde ich alles tun, um unsere Sicherheit zu gewährleisten und die Prophezeiungen zu entschlüsseln, die vielleicht den Schlüssel zu unserer Zukunft bergen.
In tiefer Liebe und Sehnsucht,
Dein Leobard

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Eins, zwei, das Drachenherz kämpft | ▻ |