Geschichten:Die Rückkehr der Pfortensteiner - Zugeschnappt
Ende Hesinde 1044 BF, Dorf Windfels, zur Mittagsstunde
Abgekämpft und erschöpft hatten sich die Pfortensteiner und ihr Gefolge auf einem Hügel in Sichtweite des Dorfes Windfels gesammelt. Die meisten bluteten aus verschiedenen Wunden. Eine Reiterin wurde mit Mühe durch den Kameraden neben sich im Sattel ihres vom Blutgeruch scheuenden Pferdes gehalten. Der Atem von Reitern und Pferden dampfte in der Kälte, während der Schneefall, der sie den ganzen Morgen begleitet hatte, langsam nachließ.
„Verdammt, was war das?“ Ritter Irion stand neben dem Schmerz über die erlittenen Verletzungen auch die Verwirrung deutlich ins Gesicht geschrieben. „Wo kamen die auf einmal her und warum waren es so viele?“
„Ein klassische Falle,“ gab Ritter Wulfhelm stoisch zurück. Der Wildermarkveteran hatte zu viel erlebt, um sich ernsthaft aus der Ruhe bringen zu lassen. „Und wir sind sehenden Auges mitten hineingeritten. Sieht so aus, als hätten sie uns nach dem letzten Besuch erwartet. Schade, dass Ihr nicht auf die Radewitzer warten wolltet. Mit ein paar Leuten mehr, hätten wir einen vernünftigen Keil bilden und die Verteidigungslinie durchbrechen können.“
Junker Rondradan neben ihm winkte müde ab. „Ja, Ihr habt leider mit Eurer Warnung Recht behalten, dass es zu ruhig aussah. Selbst für einen verschneiten Wintermorgen.“ Er blickte mürrisch zum Dorf hinab und versuchte die Bewegungen dort zu erkennen und zu deuten. „Hat jemand gesehen was mit Geldrion passiert ist?“
„Der ist aus dem Sattel gefallen.“ Wulfhelm spuckte eine Mischung aus Speichel und Blut zwischen seinen aufgeschlagenen Lippen in den Schnee. „Sein Pferd scheute und warf ihn ab, als wir in die Pikeniere geritten sind. Ist mitten zwischen den Lanzen durchgeflogen und hinter der Linie in einem Misthaufen gelandet.“
Rondradan blickte über seinen Haufen und zählte durch. Außer Ritter Geldrion fehlten noch zwei weitere Waffenknechte und die Reiterin, die auf ihrem Pferd gestützt werden musste, hustete gerade Blut. Wenn sie nicht schnell einen heilkundigen Geweihten fanden, würde sie noch vor dem Abend auf Golgaris Schwingen über das Nirgendmeer reisen.
„Irion, nimm dir zwei Mann und bring Gerthild nach Goldlinden zum Peraine-Tempel. Wir treffen uns dann später dort.“ Der Junker steckte sein Schwert weg, zog den Langdolch und ritt an einen jungen Erlenbaum, von dem er einen dünnen Ast mit einigen verdorrten Blättern daran abschnitt. Das musste als Parlamentärszeichen reichen.
„Was hast du vor?“, fragte ihn sein Vetter.
„Ich reite wieder ins Dorf, schlucke meinen Stolz hinunter und werde Ritter Ardach höflich um die Herausgabe unserer Leute bitten. Er wird wohl einen Preis festsetzen, den ich zu zahlen gedenke. Geldrion ist mein Vasall und auch für meine Waffenträger habe ich die Verantwortung. Die Ehre gebietet es mir, dass ich sie nicht in den Händen des Gegners ihrem Schicksal überlasse“ Dann blickte er den Keilholtzer an. „Ihr wartet auf mein Zeichen und kommt dann in Frieden nach. Diesen Gang haben wir verloren. Rondra war heute nicht mit uns.“