Geschichten:Die Schlacht der Drei Kaiser - Teil 8

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Die Schlacht der drei Kaiser – Teil 8

Drohend zog die Dunkelheit weiter herauf. Das ganze Schlachtfeld lag nun unter einem unwirklichen Schatten verborgen. Neblige Schwaden zogen auf, aus denen immer wieder geisterhafte Schemen, Fratzen und Gestalten zu entstehen schienen, die stets im Wandel waren und auch wieder vergingen.

Nimmgalf glaubte sogar ein, zweimal, das Gesicht seines verstorbenen Onkels zu erkennen, und erschauderte bei dem schreckverzerrten Anblick, der auf ihm lag. Die Kämpfe ringsum kamen zum Erliegen. Doch kein Jubelgeschrei erklang, etliche der Kämpfer brachen schreiend oder stumm und völlig entkräftet zusammen. Tanzende Schatten huschten zwischen ihnen umher. Dunkler Staub löste sich von den Toten und sammelte sich in kleinen Wirbeln zu weiteren Masken des Grauens. Maden tauchten plötzlich auf, krabbelten über totes und lebendes Fleisch und verschwanden sofort wieder. Aus dem Boden brachen vereinzelte Skeletthände hervor und griffen nach allem was sich bewegte. Dies war die dunkelste Stunde für die Menschen der Kaiserstadt: der Schwarze Drache hatte seine Prophezeiung wahr gemacht, und war nun gekommen, um seinen Racheschwur zu erfüllen.

Begleitet von einem Schwarm untoter Krähen näherte sich Rhazzazor mit seinen löchrigen Schwingen. Seine psychischen Attacken warfen die noch stehenden Kämpfer dutzendweise zu Boden. Es war, als ob ein quaderschweres Gewicht auf ihren Seelen lastete. Grausame Visionen wurden in ihre Geister projeziert: tote und doch nicht tote Verwandte, Massengräber mit verstümmelten Leichen, halbverweste Gesichter, aus deren leeren Augenhöhlen Maden hervorquillten und weitere Schrecknisse. Verwesungsgestank lag in der Luft und erzeugte Brechreiz. Der Geruch von Fäulnis, das Klappern von Knochen und der Anblick des Untodes war für die meisten zu viel und so mancher Verstand fiel dem Wahnsinn anheim.

Nur die wenigsten waren noch in der Lage, dem Grauen standzuhalten. Rohaja, Leomar, Nimmgalf und die Helden von Gareth machten sich zum letzten Kampf bereit. Selbst Answin rappelte sich noch einmal auf, und stellte sich an Rohajas Seite: „Solch Unheil…“ „…ist nur gemeinsam zu besiegen!“ beendete Rohaja seinen Satz. Rhazzazors Stimme bohrte sich wie Pfeile in die Schädel der letzten Verteidiger. Sie vernahmen die gewaltige Stimme des Drachen in den Köpfen, und Erfassten sie auf jene sonderbare Art, die dem Drachischen zu Eigen ist. Die Gedanken und Gefühle, die seine Worte begleiteten, brandeten wie sich brechende Wogen gegen ihren Geist.

„MENSCH (klein, unwürdig, sterblich)! DU WIRST HIER STERBEN (vorherbestimmt, unausweichlich), DAMIT SICH DAS SCHICKSAL ERFÜLLEN KANN (Leben, Herrschaft, ewiges Leben). ICH (Drache, gewaltig, Herrscher) KEHRE WIEDER (ewiglich), UM DIE ERNTE (Blut, Kraft, Seelen) ZU HOLEN. WEHRT EUCH NICHT (fruchtlos, vergebens)! IHR WERDET STERBEN (Tod, Untot, Leben). UND ICH WERDE HERRSCHEN (gewaltig, unbesiegbar, gottgleich)!

Bis ins Mark erschüttert von der gewaltigen psychischen Kraft des Drachen gerieten die Helden ist Taumeln. Der Drache landete vor ihnen und brachte den Boden zum Erbeben. Der erste der Helden stürmte mit erhobener Waffe auf ihn zu, doch ein Strahl aus schwarzem Feuer setzte ihn in Brand. Schreiend wälzte er sich am Boden und konnte nur durch das rasche Eingreifen der anderen gerettet werden. Leomar trat dem Ungetüm mit dem Mut der Verzweiflung entgegen und stieß mit seinem Bastardschwert zu, doch die Waffe glitt wirkungslos an den Drachenschuppen ab. Rhazzazor schrie im Zorn laut auf und das Gebrüll fuhr den Menschen tief ins Mark. Als weitere Kämpfer vorsprangen, um den Drachen mit ihren Waffen zu bekämpfen, glühten seine leeren Augenhöhlen kurz rot auf und binnen weniger Herzschläge verrosteten sämtliche stählernen Gegenstände, Metallrüstungen und Waffen zerfielen alsbald schon zu Staub.

Ein Schwanzschlag fegte Leomar von den Beinen, ein weiterer Kämpfer wurde unter einer Klaue eingeklemmt. Nimmgalf sah, dass das Kaiserschwert noch intakt war. Instinktiv lief er darauf zu und ergriff es. Dies erregte Rhazzazors Aufmerksamkeit. Erst schlug er mit dem Flügel nach ihm, dann präsentierte er ihm seine Flanke. Nimmgalf wollte schon vorspringen, als er durch den Warnruf einer Heldin zurückgehalten wurde. „NEIN! Das will er nur! Er braucht Silpion als Fokus!“ Nimmgalf verstand zwar nicht, was sie meinte, doch er zögerte damit zuzustechen.

„STERBLICHER (klein, unbedeutend)! ICH WERDE DICH ZERMALMEN (zerquetschen, vernichten)! KÄMPFE (verzweifelt, letztmalig, todgeweiht)!“ Ein Magier ließ einen Fulminictus Donnerkeil auf den Drachen los. Die Totenkopfkette um seinen Hals leuchtete kurz auf, doch nichts weiter geschah.

Nimmgalf vernahm alsbald Rhazzazors Befehl in seinem Geist, dem Drachen das Schwert in den Leib zu rammen. Er hielt mit seinen Sinnen dagegen, doch er spürte, wie die Kraft des Drachen zusehends stärker wurde. „Das Kaiserschwert! Euer Hochgeboren, schnell gebt es mir!“ rief ihm ein Krieger aus der Reihe der Helden zu. Nimmgalf schüttelte sich, bäumte sich dann mit aller verbliebener Macht auf und warf es ihm herüber, doch mitten im Fluge änderte das Enduriumschwert seine Flugbahn und raste gelenkt von seiner Magie auf den Drachen zu. „NEIIIIIN!“ schrieen einige entsetzt, doch es war zu spät. Bis zum Heft bohrte sich die Waffe in den Brustkorb des Drachen. Untote Knochen knirschten und knackten, doch die Geräusche gingen unter in dem finalen Triumphgebrüll des Drachen, welches über das Schlachtfeld tobte. Silpions schwarzes Leuchten begann zu pulsieren und aus den dunklen Schwaden zuckten rote und schwarze Blitze. Als der erste davon in das Kaiserschwert einschlug erklang ein fürchterlicher Schrei.

Rhazzazor bäumte sich auf und krümmte sich wieder. Ein Blitzgewitter zuckte über seinen Leib und strebte in Richtung der Leiche Hals. Immer wieder funkelten die Blitze auf, als wollten sie sich dem Griff des Drachen entwinden, immer wieder fing er sie durch schiere Willenskraft wieder ein. Rings um das Geschehen herum erhob sich schwarzer Dunst, der sich aus sämtlichen Verwundeten und Toten herausbildete und auf Silpion zuwehte. Nun brachen auch die letzten noch stehenden unter Qualen zusammen. Weitere Blitze zuckten um den Drachenleib und entluden sich in seinem riesigen Kopf. „SEHT, STERBLICHE (Würmer, Nahrung). DIES IST DAS ENDE ALLEN LEBENS (Tod, Vergehen, Sieg).

Als Nimmgalf unter Schmerzen wieder in der Lage war, seine Sinneseindrücke zu ordnen, hörte er das qualvolle Röcheln Dutzender Sterbender, deren Lebenskraft ein Teil von Rhazzazor Seelenritual geworden war. Der Drachenleib war nun im stetigen Wandel. Rippen richteten sich, Fleisch und Sehnen, Muskeln und Organe fügten sich wie aus dem nichts in seinen Leib ein. Die Lebenskraft eines ganzen Landstriches schien sich in einem einzigen Punkt zu bündeln. Doch kaum war neues Fleisch entstanden, verweste es auch schon wieder in einem einzigen Schub. Die daraus entschwindende Kraft sammelte sich in Rhazzazors Kette. Triumphierend stieß er sich vom Boden ab, und stieg in die Höhe.

„ZU…SPÄT…MENSCHLINGE! SEHT…MEINE…MACHT (Allmacht, Freiheit, unendliches Leben, ewiger Sieg). Ein Grollen betäubte die Umstehenden, das aus dem Leib des Drachen selbst zu kommen schien. Die pulsierende Kraft, die über seinen skelettierten Leib rast, zuckte wieder und wieder in Blitzen auf die Kette der Thargunitoth zu, wo sie leuchtend und zischend einschlugen. Das Grollen steigerte sich zu einem titanischen Bersten, als der Drache erneut seine Stimme erhob. „DEIN SKLAVE BIN ICH NICHT LÄNGER, KÖNIGIN DES UNTODES, SIEH UND ERSCHAUDERE (Achtung, Ehrfurcht, Rettung)!“ Die Blitze ballten sich zu einer gewaltigen Entladung, gefolgt von einem titanischen Donnerschlag. Die Kette zersprang unter Rhazzazors geballter Macht in einem Kreischen, das selbst noch durch die betäubten Sinne der Sterblichen zu dringen vermochte. „FREI!!!!“ rief er, und sackte ein Stückchen näher zu Boden.



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Texte der Hauptreihe:
K1. Teil 4
K1. Teil 1
K2. Teil 2
K3. Teil 3
K5. Teil 5
K6. Teil 6
K7. Teil 7
K8. Teil 8
K9. Teil 9
K10. Teil 10
16. Phe 1028 BF zur abendlichen Firunstunde
Teil 8
Teil 7


Kapitel 8

Teil 9
Autor: Nimmgalf