Geschichten:Die Schlacht um Puleth Teil 23

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Später:


„Noch irgendwelche letzten Wünsche?“

Hadrumir erwartete nicht wirklich eine sinnvolle Antwort auf diese rein obligatorische Frage. Die fünf schwarztobrischen Söldner saßen rücklings auf Pferden, die Hände auf die Rücken gefesselt. Um ihre Hälse waren Stricke gebunden, die an einem stabilen Ast einer Pulether Eiche endeten. Die Männer blickten apathisch auf den Grund. Einem hatte man auf seinen Wunsch hin die Augen verbunden. Außer einem leisen Wimmern war nichts von ihnen zu hören – offenbar hatten sie bereits mit dem Leben abgeschlossen.

„Also dann, lasst sie baumeln!“

Hadrumir gab seinem Handlanger einen kurzen Wink, und schon ließ dieser ein paar Mal die Peitsche knallen. Mit einem Wiehern setzten sich zwei der Pferde in Bewegung, die anderen liefen gleich hinterher, was zur Folge hatte, dass die fünf Söldner am Galgen baumelten. Sie zappelten und strampelten noch eine Weile, doch dann erschlafften ihre Bewegungen nach und nach.

„Schafft die Gäule wieder ran, die nächsten fünf sind an der Reihe!“ rief Hadrumir.

„VON SCHWINGENFELS! SEID IHR NOCH BEI SINNEN?“ ertönte da Nimmgalfs Stimme. Der Baron kam rasch herbei geritten, alarmiert von einem seiner Reichsforster Soldaten. Als er die Nachrichten von der Gefangenenexekution bestätigt vorfand, wurde er wütend. „In mein Zelt! SOFORT!“

Hadrumir betrat hoch erhobenen Hauptes das Zelt des Barons. „Ihr wünscht?“

„Seid Ihr denn völlig übergeschnappt? Unter meinem Kommando werden keine Gefangenen exekutiert, so lange Ihr keinen Befehl dazu habt! Wie konntet Ihr es wagen, Eure Kompetenzen dermaßen zu übertreten?“ fuhr Nimmgalf den Schwingenfelser an.

„Ich habe mir nichts vorzuwerfen. Diese Leute sind Schergen der Dämonenpaktierer und haben nichts außer dem Tod verdient. Ich dachte demnach in Eurem Sinne zu handeln.“

„In meinem Sinne? Wie kommt ihr darauf? Bin ich etwa ein Schlächter von Wehrlosen und überwundenen Feinden? Haltet Ihr mich vielleicht für einen Pulethaner oder Schlimmeres? Besiegten und sich ergebenen Feinden ist Pardon zu gewähren! Das letzte was ich dulden kann, sind Offiziere, die sich einen Dreck um die Gebote der Zwölfe scheren. Unsere Ehre und Treue zu den Göttern sind die entscheidenden Dinge, die uns von diesem Pack unterscheiden. Und Ihr, von Schwingenfels, seid dabei, beides mit Füßen zu treten!“

Hadrumir sagte nichts dazu. Er ließ den Baron reden, konnte seinen Standpunkt sogar nachvollziehen, jedoch hätte er nicht anders handeln können als er es getan hatte – alleine schon weil er es seinem gefallenen Freund Hadran schuldig war und weil er in seinen Augen im Krieg häufig genug gesehen hatte, was Gnade gegenüber einem solchen Feind brachte.

„Auch wenn ihr Zorn, Wut, ja vielleicht sogar Hass gegenüber diesen Leuten empfinden mögt, die so viel Leid über Eure Heimat gebracht haben, kann es dennoch nicht der richtige Weg sein, sich mit dem Feind auf eine Stufe zu stellen und sinnlos Gefangene abzuschlachten! Ihr werdet dem sofort Einhalt gebieten und Maßnahmen ergreifen, um die Gefangenen – lebendig! - nach Gareth zu schaffen, wo ihnen der Prozess gemacht werden kann. Verweigert Ihr Euch diesem Befehl, lasse ich Euch vor ein Kriegsgericht stellen!“

Für einen Moment blickten sich beide mit finsteren Blicken an.

„Das war dann alles. Weggetreten!“ Damit verließ Hadrumir das Kommandozelt.

Hadrumir ging zu seinen Männern. Korporal Kalman trat an ihn heran: „Was machen wir jetzt, Hauptmann?“

Hadrumir schnaufte einen Moment durch, schaute noch einmal zum Kommandozelt und sprach dann laut: „Bindet diese Männer los und holt sie von den Pferden! Sie werden in Gareth vor Gericht gestellt!“

Von den Männern war ein mürrisches „Jawohl!“ zu vernehmen.

Müde ging Hadrumir zu seinem Zelt. Er fühlte sich zerschlagen und leer. Als er sein Zelt betrat, befahl er seinem Knappen nach dem Heiler zu schicken. Seine Schulter verursachte mittlerweile niederhöllische Schmerzen. Er goss sich einen Bärentod ein, prostete einer Kiste mit seiner persönlichen Habe zu und sprach leise – nachdem er sich noch einmal vergewissert, dass er nicht gehört wurde – zu sich selbst:

„Von allen möglichen Heerführern Garetiens musste man mir das ehrversessenste Weichei vorsetzen!“