Geschichten:Die Spur der Bekenner – Ankunft in Neerbusch
Hochnjerburg, Königlich Neerbusch 30. Ingerimm 1041 BF
Geschwind trabten drei Pferde samt Reiter den Burgberg der königlichen Feste empor. Sie durchquerten das untere Burgtor, passierten die Udilbert-Bastion mit ihrem märchenhaften Burggarten und erreichten schließlich die Stallungen unterhalb der Hauptburg.
Mahelon von Pfiffenstock setzte ab und half den weitaus älteren Praios-Geweihten Answin von Heißwassern vom Pferd - dem die Ketzerjagd in der Mark körperlich etwas zugesetzt hatte - während sich Praan von Rieperngaum umsah. Sofort sprang ihm die königliche Therme ins Auge, aus der gerade ein junger Recke hinaustrat. Das Gebäude im verspielten neo-rohalistischen Stil stach optisch sehr aus dem Ensemble der anderen hervor. Missbilligend schüttelte der Praios-Geweihte seinen Kopf, denn er hatte von den Eskapaden des hiesigen Hofes gehört und stets war die Therme dekadenter Mittelpunkt des lüsternen Geschehens. Für ihn als bodenständigen Braniborier aus dem Greifenfurschen war diese Art von adliger Hofhaltung ganz und gar unhaltbar. Doch war er nicht hier um den Lebenswandel eines Versallen der garetischen Königin zu tadeln, sondern für eine weitaus größere Sache – der Jagd nach den Ketzern.
Er und seine beiden ungleichen Gefährten hatten sich schon während der Langen Jagd an die Fährte der sogenannten Bekenner geheftet und sie hatten einiges an Informationen sammeln können. Auch wenn einer der großen Führer der Ketzer nun tot war, so hielten sie die Angelegenheit noch lange nicht für ausgestanden. Die Bekenner wirkten zu gut organisiert – und vor allem zu gut informiert!
Eine ältere Dame die gerade eine Ferrara-Eisenherr bestieg, riss den Geweihten aus seinen Gedanken. Wie der Stallknecht zu berichten wusste, handelte es sich bei der Adligen um Waltrude von Borstenfeld. Die Baronin von Vierok nutze die hiesige heilsame Quelle um sich von der Kräftezehrenden Langen Jagd zu erholen. Das taten nicht wenige der garetischen Adligen, so dass die Hochnjerburg nahezu bis zum Bersten gefüllt war – und dann hatte sich ja auch noch das Fuchsrudel hier einquartiert. Es lang eine sonderbare Mischung aus adligem Kuraufhenthalt und abenteuerlicher Ketzerjagd in der Luft.
Eine weitere Kutsche wurde von eifrigen Händen zur Abfahrt bereitgestellt. Diese war für den Kaisermärker Landrichter Alrik Leuwin von Trenck und seinen Pagen bestimmt, die der geschwätzige Stallknecht gänzlich ohne Nachfrage erzählte. Der junge, überaus ansehnliche Mann, der den Landrichter zu seiner Kutsche begleitete und verabschiedete, war der Schöne Ritter Gishelm von Falkenstein-Sturmfels.
Kopfschüttelnd wandte sich Praan zu seinen beiden Reisegefährten zu. Das Adelsgewusel war hier ja fast so schlimm wie auf Kaiserley. Nun aber sollte es nur noch um den eigentlichen Grund des Besuches hier gehen – der Ketzerjagd!