Geschichten:Die Spur der Bekenner – Ein Ende und ein Anfang
Auf einem Hügel unweit des Praios-Kloster St. Anselm Praiodan XXI., 1. Praios 1042 BF.
Unergründliche, tief grüne Augen blickten starr zum Kloster. Vereinzelt stiegen noch nachtschwarze Rauchschwaden auf, nur um sich dann in luftiger Höhe vor Praios Antlitz zu verflüchtigen. Der Fürst der Götter hatte über die namenlose Finsternis gesiegt. Der Prinz und die seinen hatten es geschafft. Sie hatten ihre Gefährten – und auch das Kloster - vor dem verderbten Griff der Gleißenden befreit. Die meisten der Fanatiker kam dabei ums Leben – auch ihr verblendeter Führer Gryffbart. Die wenigen Überlebenden würden der Inquisition überstellt werden.
Nachdenklich wandte er sich ab. Gryffbart, einst ein Weggefährte seines Meisters Nazarius, wandelte schon lange nicht mehr auf den lichten Pfaden des Herrn Praios. Nein, er und seine Jünger waren der namenlosen Dunkelheit anheim gefallen. Für ihn war es sonnenklar, die Gleißenden wollten nicht den Tod des jungen Dirion, nein, sie wollten ihn lebend, um aus ihm einen Diener ihres gesichtslosen Herrn zu machen. Warum, das wusste er nicht.
Das Rudel um den jungen Prinzen hatte dem Götterfürsten also wahrlich einen gefälligen Dienst erwiesen und die Bekenner von ihren namenlosen Auswüchsen befreit. Eigentlich müsste er ihnen dankbar sein. Der junge Prinz könnte Teil der Erneuerung sein. Er und seine jungen Rittersleut und Knappen hatte ein reines Herz. Doch, wie so oft waren es die Alten, die Verderbten und Verkommenen, die versuchten den Wandel aufzuhalten. Sollte er sich dieser nicht entledigen, würde auch der junge Prinz scheitern. Er würde ihn im Auge behalten.
Die sollte es nun für die restlichen Bekenner weiter gehen? War das Streben nach der reinen Lehre nun vorbei? Nein! Die Gleißenden mochten vernichtet sein, doch war das nicht das Ende der Bekenner. Er wusste von den Lichtbringern um Aurelia, die sich gen Perricum aufgemacht hatten. Und dann waren da noch seine Jünger, die Reinen. Sie würden ihren Kampf gegen die Verderbtheit der Amtskirche weiter fortsetzen. Doch nicht mit Gewalt und Totschlag, nein, mit Worten. Mit den Worten der Freiheit und der Vernunft. Er und die seinen würden wieder gen Norden ziehen. Nach Waldstein … oder Greifenfurt. Eins war ihm klar, dieses Ende war auch ein Anfang.