Geschichten:Die Spur der Bekenner – Verwoben im Netz I

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Njertal, Königlich Neerbusch, 30. Ingerimm 1041 BF

Voller Tatendrang ritt Adrianus von Amselhag in Begleitung des jungen Knappen seines Vaters den Misteltalstieg entlang, der eigentlich nichts anderes war als ein halbwegs passabler Karrenpfad. Er hatte sich bei Ortskundigen umgehört, vom beschaulichen Markt Njerbusch waren es ungefähr 5 Meilen bis zur besagten Weggabelung. Das Njertal war ein lieblicher Ort. Die Menschen gingen hier vornehmlich der Schafzucht und der Schweinemast nach. Der Boden war fruchtbar genug um genügend Feldfrüchte für den Eigenbedarf und den unersättlichen Hof auf der Hochnjerburg zu erbringen. Simia und die drei lieblichen Schwestern Peraine, Rahja und Tsa galten den Bauern fiel. Der Sage nach, ging die erste menschliche Besiedelung auf Sarion den Töpfermeister zurück, der eine Gruppe Siedler auf der Flucht vor den Orks in dieses fruchtbare Tal führte und durch ein Wunder vor der Außenwelt verbarg, in dem er alle Wege ins Tal zuwuchern ließ. Wen wunderte es, dass Sarion hier immer noch als Heiliger große Verehrung fand.

Schließlich erreichten Adrianus und Fredegast aus der Familie Elron die Wegkreuzung. Rechter Hand lag ein scheinbar verlassenes Gehöft. Der junge Krieger saß ab und sah sich um. Keine Menschenseele war zu sehen oder zu hören. War er zu früh? Dem Sonnenstand zu urteilen war das nicht der Fall. So wandte er sich dem Gehöft zu. Es war ein für Waldstein typischer Dreiseitenhof und hatte wahrlich schon bessere Zeiten gesehen. Adrianus gab dem Knappen die Zügel in die Hand und nahm die Streitaxt vom Sattel.

„Führ die Pferde dort zwischen die Bäume. Ich schau mir das mal an.“ So schritt der Krieger durch das Tor und Fredegast führte die Pferde von der Straße.

Im Innenhof angekommen, sah Adrianus in der Scheune, dessen Tore bereits fehlten, eine Hand voll Pferde angebunden. Ah, scheinbar war er doch nicht der erste. Mit Bedacht und großer Vorsicht schritt er durch die nur noch halb in den Angeln hängende Haustür des Gehöfts. Die Einrichtung war größtenteils noch vorhanden, allerdings völlig durcheinander gewürfelt und zu meist zerstört. Sicherlich trieben hier Halbwüchsige ab und an ihr Unwesen, mutmaßte Adrianus.

Vorsichtig schlich er den Flur entlang. Am anderen Ende konnte er durch eine angelehnte Tür Stimmen hören. Das mussten die Großfüchse sein. Mit Bedacht trat er an die Tür heran, als ihn von hinten plötzlich ein Schlag auf den Hinterkopf traf. Ihm wurde schwarz vor Augen und verlor das Bewusstsein.


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Als Adrianus wieder zu sich kam, fand er sich gefesselt und geknebelt an einem Stuhl gebunden wieder. Auch seine Augen waren verbunden, so dass er seine Gegenüber nicht sehen konnte. Durch den Schlag auf den Hinterkopf noch etwas benommen, könnten der junge Krieger ungefähr ein halbes Dutzend Stimmen ausmachen, die wild durcheinander schwirrten. Die dazugehörenden Menschen schienen kaum älter als er selber zu sein. Schließlich sprach ihn eine der Stimmen direkt an und die anderen verstummten.

„Junger Fuchs, sei unbesorgt, wir werden dir kein Haar krümmen, das schwöre ich, bei Praios. Du fragst dich sicher wer ich bin? Meine Name ist Bogomil, Schüler des Nazarius, der in den Folterkellern deiner Herrscher den Märtyrertod fand. Du und deine Kameraden habt euch auf die Fahnen geschrieben die Meinen zu vernichten. Ihr nennt uns Ketzer, Mörder, Reichsverräter. Doch wir sind die einzig Wahren, durch uns strömt die endgültige, Praios heilige Wahrheit. Unser Streben ist es, den Menschen die wahre Gerechtigkeit zu bringen und die Frevler vor Praios zu strafen.

Es ist wahr, mein Meister hat den Tod von Frevlern billigend hingenommen, es war mitunter gar seine Absicht. Für ihn gab es keine Gnade, keine Absolution; Frevler müssten vor Praios alveranischen Richterstuhl zur Rechenschaft gezogen werden. Für seine Taten fand er den Märtyrertod. Ich und die Meinen haben den blutigen Pfad meines Meisters verlassen. Für uns steht das Bekennen der Frevel und das Buße tun an erster Stelle. Ein jeder Frevler ist mit Praios Hilfe fähig sich von seinem alten Ich zu reinigen. Nur Praios selber steht es zu über den Einzelnen zu richten. Doch ist es das Recht der Gerechten, die Frevler aus ihren Ämtern zu jagen. Die Amtskirche hingegen war und ist korrumpiert durch purpurfarbene Robenträger. Sie bedarf einer Reinigung durch das Feuer des Götterfürsten.

Wo auch immer ein Adliger vom Antlitz Deres getilgt wurde, habt ihr in eurer Engstirnigkeit in uns die Schuldigen gesehen. Doch, nicht wir waren es, die Tod und Vernichtung gebracht haben. Es kam aus eurer verfaulter Mitte. Der Adel ist schon so verkommen, er geht sich bei jeder nur möglichen Gelegenheit selbst an die Kehle und zerfleischt sich selbst. Macht nicht Jagd auf uns, die ihr Ketzer nennt, sondern Jagd sie wahren Ketzer in euren eigene Reihen.

Trage dies zu deinen Freunden und zieht eure Lehren daraus. Ach, das Treffen deines Rudels findet zur Stunde in Großfirnbaldshof statt. Wenn du dich beeilst, schaffst du es noch.“

Mit diesen Worten drückte der Bekenner Adrianus einen spitzen Feuerstein in die Hand und er und seine Gefährten verschwanden.