Geschichten:Die St. Rakulls Turney zu Rubreth
12. Rahja 1046 BF, vor den Toren der Burg Rubreth
Es war ein herrliches Spektakel vor der Stadt Rubreth im Rahjamond. Die St. Rakulls Turney war das erste größere Turnier in Reichsforst in der neuen Turniersaison. Die Stadt platzte inzwischen aus allen Nähten, alle Gasthöfe und Herbergen waren längst ausgebucht. Firnwulf von Hirschfurten hatte sich schon vor einiger Zeit zum Turnier gemeldet, und machte sich große Hoffnungen, da das Teilnehmerfeld dieses mal zwar durchaus anspruchsvoll, aber auch nicht übermäßig stark einzuschätzen war. Vielleicht könnte er seinen Erfolg vom Samlorer Lanzenstechen wiederholen, wo er zu Beginn des Jahres einen guten zweiten Platz belegt hatte, und sich am Ende nur Lares von Torbelstein, dem Reichsritter aus Waldfang, geschlagen geben musste. Begleitet wurde er von seinen beiden Freunden Eberhardt und Ryane. Ersterer konnte noch nicht daran teilnehmen, weil er noch keinen Ritterschlag erhalten hatte, Ryane hingegen hatte sich schlicht nicht rechtzeitig angemeldet.
Für Firnwulf war es eine schöne Gelegenheit sein Tjostenkönnen zu beweisen. Doch dann schlug das Schicksal hart zu.
"Argh! Das darf doch nicht wahr sein. Auauaua! Das sind vielleicht Schmerzen." Firnwulf war in sich zusammengesackt und hielt seine linke Hand an seinen Körper gepresst.
"Oh je, was ist denn passiert?" rief Ryane besorgt und eilte zu ihm. Auch Eberhardt kam hinzu.
"Ich hab mir mit dem verdammten Hammer auf die Hand gehauen. Auuuu!" stöhnte Firnwulf.
"Lass mal sehen." Rynae nahm vorsichtig seine Hand. Schon die leichte Bewegung schmerzte sehr und Firnwulf jaulte auf.
"Ich fürchte, die ist gebrochen", sagte Ryane. "Gebrochen?"
Eberhardt rief: "Ich hole mal schnell einen Medicus", und rannte los.
"Das darf doch alles nicht wahr sein. Orkendreck!" fluchte Firwulf.
"Wie ist das denn passiert?" Fragte Ryane. "Ich hab nur die Heringe einschlagen wollen für unser Zelt. Dabei bin ich wohl abgerutscht. Oh nein, sieh dir nur die Hand an..."
Der Medicus hatte Ryanes Befürchtung bestätigt, die Hand war gebrochen. Er hatte sie sauber geschient und Firnwulf eingetrichtert, dass es äußerst wichtig war, die Hand in den nächsten Wochen ruhig zu halten, wollte er nicht riskieren, dass sie verkrüppelte. Dazu hatte er den Arm in eine Schlinge gelegt. An eine Turnierteilnahme war so freilich nicht mehr zu denken.
Firnwulf saß völlig frustriert mit der frischen Armschlinge im Lazarettzelt. Seine Freunde standen bei ihm, um ihn zu trösten. "Jetzt sind wir den ganzen Weg bis nach Rubreth gekommen, um zu zeigen, was die Samlorer Rekruten schon so drauf haben, und dann so was! Schöne Pleite! Wieviel Pech muss man eigentlich haben?" ärgerte sich Firnwulf. Ryane versuchte ihn aufzumuntern und streichelte ihm über den Rücken, aber es wollte ihr nicht so recht gelingen.
"Wenn Du nicht teilnehmen kannst, warum lassen wir dann nicht Ryane deinen Platz im Turnier übernehmen?" schlug Eberhardt vor.
Ryane und Firnwulf blickten erst ihn, und dann sich gegenseitig an.
"Möchtest du?" fragte Firnwulf sie.
"Wirklich?" Ryanes Augen strahlten.
"Von mir aus mach ruhig! Dann melde das dem Turnierherold. Er soll dir meinen Platz geben, weil ich eben ausfalle."
"Oh danke, Firnwulf. Du hast was gut bei mir!", rief sie. Sie gab ihm einen kleinen Kuss auf die Wange und lief aus dem Lazarettzelt in Richtung Anmeldung.
Firnwulf starrte verträumt an die Decke. "Na, wenigstens ein kleiner Trost."
Eberhardt grinste: "Bin schon gespannt, wie sie sich in einem richtigen Turnier so macht."
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