Geschichten:Die gräflich Schlunder Bombarden - Anwerbung mit Hindernissen
Baronie Hartsteen, Gut Pelzinghof, PRA 1044 BF
Von der Binge Binge Arabasch aus, schlugen die Angroschim der gräflich Schlunder Bombardeneinheit den Weg gen Firun ein, um ihre Anwerbungen auf dem Gut Peltzinghof fortzusetzen, auch wenn Thorin keine großen Hoffnungen hegte ausgerechnet dort Männer und Frauen für seine Sache gewinnen zu können.
Als die Gruppe, bestehend aus 8 Angroschim sich dem Gut näherte und sie nur noch eine kleine Hügelkette von ihrem Ziel trennte, sahen die Soldaren Rauch aufsteigen- zu viel Rauch für einen Kamin, eine Schmiede oder einen Räucherofen, schwarzer Rauch. Etwas stimmte nicht.
Alarmiert durch diese Beobachtung, wurden die Armbrüste gespannt, Bolzen eingelegt und weit aufgefächert rasch vorgerückt, einen der Hügel hinauf, um sich zu vergewissern, was auf dem Gut vor sich ging.
Was die Zwerge zu sehen bekamen, als sie die Kuppe der Erhebung erreicht hatten, bestätigte ihre Befürchtungen- das Gut wurde angegriffen. Zwei der Häuser brannten bereits und zwischen den Behausungen der einfachen, dort lebenden Menschen war ein Kampf entbrannt.
Abgerissene Gestalten in wild durcheinander gewürfelten Rüstungen und ohne offensichtliche Zugehörigkeit zu einer Partei der Fehde, schlugen auf die Menschen ein, jagten sie aus ihren Häusern. Wie viele Angreifer es waren konnte man in dem heillosen Durcheinander indes nicht genau sagen. Thorin aber schätzte sie auf sicher gut ein Dutzend. Er sah sich gezwungen rasch zu handeln.
“Vorrücken. Zweiergruppen. Einer schießt, einer läd nach, rollierend. Deckt einander. Geschossen wird nur, wenn ihr ein klares Ziel habt. Los.”
Und so taten sie es. Mit den Armbrüsten im Anschlag liefen die Soldaten auf der anderen Seite den Hang, der unmittelbar in die Ansammlung an Häusern des Gutes mündete, wieder hinunter.
Bis die erste Sehne knallte, verran jedoch Zeit. Die Zwerge mussten erst nahe an die Kämpfenden heran, denn im Tumult wäre die Wahrscheinlichkeit einen der Bauern zu treffen sehr groß gewesen. Als sie dann geschossen und drei Bolzen ihre tödliche oder zumindest verheerende Wirkung entfaltet hatten, begriffen die Halunken von wem die wahre Gefahr ausging und man wandte sich ihnen zu. Die Bauern und Mägde suchten daraufhin ihr Heil in der Flucht, froh darüber mit dem Leben davon zu kommen.
“Handwaffen. Bildet einen Ring und deckt einander”, bellte Thorin und schwang dabei seinen Felsspalter parallel zum Boden, um einen Angreifer auf Distanz zu halten.
Im Augenwinkel erkannte der Krieger der Hämmer von Arxozim einen einzelnen Mann, der sich mit einem langen Stecken den Schergen vom Leib hielt, welcher mit einem von Nägeln gespickten Knüppel auf ihn eindrosch.
In diese Richtung trieb Thorin seinen Gegner vor sich her, schien der Mann doch der einzige der Gutsbewohner zu sein, der Widerstand leistete. "In unsere Reihen", rief der Krieger dem Mann zu, der sich bei dieser Aufforderung nicht zweimal Bitten ließ, bot die Gruppe Soldaten doch Schutz davor von der Seite oder gar von hinten niedergeschlagen zu werden.
Doch selbst mit diesem zusätzlichen Waffenarm wurde die Situation immer brenzliger. Zwischen den Häusern kamen nun immer mehr Gegner hervor und rotteten sich um de Zwerge zusammen. Der Kampf indes ebbte langsam ab, erkannten die Angreifer wohl, dass die Soldaten mit scharfen Waffen kämpften und ihre Streiche zu töten vermochten.
Die Halunken besaßen zumeist nur Knüppel, Eisenstangen, hier und da war aber auch ein Dreschflegel, ein Streitkolben, oder ein schartiger Reitersäbel zu sehen.
Gerade als sie die Gruppe, die zu jenem Zeitpunkt bereits auf fünfzehn Köpfe angewachsen war und damit eine erdrückend Übermacht darstellte, neuen Mut gesammelt hatte, um die Zwerge von neuem anzugreifen, war das Getrampel von schweren Hufen zu vernehmen.
Die daraufhin ausbrechende Unruhe unter den Angreifern sorgt dafür, dass sie endgültig die Geduld verloren und auf den Ring der zwergischen Soldaten eindrangen.
Die Order "versucht sie nicht zu töten", die Thorin an seine nun in geschlossener Formation stehenden Männer ausgab, nahmen diese sich gern zu Herzen, sahen die Angreifer doch bemitleidenswert heruntergekommen aus. Blutig war der nun erneut entbrennende Kampf aber dennoch. Die guten Rüstungen der Zwerge und die Sicherheit des Mannes, der die Seite des anderen deckte verhinderte schlimmeres, zumindest bei den Soldaten.
Die Reiter der Ritterlanze, die alsdann über den Hügel heranpreschten, trugen Schlunder Farben und Wappen, was Thorin mit einem grimmigen Grunzen registrierte, während er mit Trollbart- seiner Streitaxt gerade erneut einen Gegner in die Distanz drängte.
Nun sollte sich das Blatt der Auseinandersetzung drehen, denn die herannahenden, gepanzerten Pferde und die von deren gerüsteten Reitern geschwungenen Schwerter und Hämmer, sorgten für Panik bei den Halunken.
Noch bevor der erste Ritter heran war, brach die Linie der Angreifer zusammen. Heillose ergriffen sie die Flucht, wobei eine ganze Reihe von ihnen zu Fall gebracht und überwältigt werden konnte.
In dem ringsum herrschenden Chaos erkannte Thorin einen einzelnen Reiter, der vom Gut zu fliehen versuchte. Und noch ein weiteres Detail registrierte der Hauptmnn der Schlunder. Der Flüchtende hatte eine kleine, hölzerne Schatulle vor sich auf dem Rücken des Pferdes liegen.
“Snög”, brüllte der Krieger der Hämmer von Ârxozim und deutete auf den Reiter, der gerade dabei war an Geschwindigkeit zu gewinnen. “Halte ihn auf.”
Snög, der junge Hügelzwerg trat so angerufen zwei Schritte zurück, hinter die Linie der Verteidiger, die sich nun vor ihm schloss, um ihn zu decken.
Routiniert ließ der Soldat seine Axt fallen und griff dann zu seiner Armbrust, die er zuvor hatten sinken lassen, um sich dem Nahkampf zu stellen. Zufrieden registrierte Thorin wie rasch sein Schütze die Armbrust spannte, lud und anlegte. Und selbst da der Reiter bestimmt schon einhundert Schritt hinter sich gebracht hatte, Snögs Bolzen traf und der Flüchtende stürzte getroffen vom Pferd, ging hart zu Boden.
Langsam kamen alle Kampfhandlungen zum erliegen. Hier und da war ein Wehklagen von Seiten der Halunken zu vernehmen, auf Seiten der Soldaten gab es lediglich Schrammen, Blutergüsse und beim jungen Sgön wohl eine geprellte Rippe. Sie hatten Glück gehabt.
Der Hauptmann trat mit der Axt über der Schulter zu dem Mann, der in den Reihen der Kämpfer gestritten hatte. “Angrosch zum Gruße. Mein Name ist Thorin. Ich bin der Sohn des Thorgrimm und Anführer dieser Schar Soldaten der gräflich Schlunder Bombarden. Wir kommen von Burg Unterhalben, wo wir stationiert sind. Verratet mir euren Namen, ihr habt tapfer gestritten.”
Der Hühne spuckte blutig aus. „Habt dank Zwerch. Vor wenigen Wochen rief man mich noch Emmeran der Flößer. Hab ne Ritterin vom Desmetall bei der Schlacht auf Darpats Wogen aus der Natter gezogen und wollt danach die Wogen nicht mehr reiten. Das Biest wird immer wilder. Und da die alte Peltzing lieber vorm Kadaver vom alten Luidor auf dem Oberhardsteen buckelt, als vorm Grafen aus eurem Volk das Knie zu beugen, sind wa überein gekommen, das ich nun neuer Herr über Peltzingfeld bin. Kommt die Alte wohl nicht drauf klar. Hat vor zwei Wochen schon ne Diebin in mein neues Heim geschickt. Aber meine Hunde haben sie erwischt und ich hab ihr die Finger abgehackt. Jetzt hat die alte Elene scheinbar diese Strauchdiebe geschickt um mir mein Haus anzuzünden und meinen Arsch zu rösten. Aber nicht mit uns was.“ Der ungehobelte Kerl lachte laut aus, nahm einen Flachmann aus seinem Mantel und spülte sich den blutigen Mund aus. „Uns kriecht hie keiner mehr so schnell wech, was Jungs! Oder will es einer von euch lieber wieder mit der irren Natter aufnehmen?“ Die Burschen, die sich aus dem Staub erhoben und die Prügel die sie bezogen hatten aus den Wämsen schüttelten, antwortetet mit stoischem Gelächter, während der brennende Giebel des Haupthauses, krachend in sich zusammen viel.
Thorin ignorierte die vierschrötige Art des Mannes und auch die Betitelung ‘Zwerch’, die im Schlund anscheinend üblich war, auch wenn ihm dies ganz und gar nicht gefiel.
“Gut, löschen wir die Feuer, dann sehen wir weiter”, beschied er und gab seinen Männern Anweisung die Strauchdiebe zu fesseln. Sgön würde sie mit der gespannten Armbrust in Schach halten. Er war aufgrund seiner schmerzenden Brust ohnehin eingeschränkt. Die anderen würden den Bewohnern Peltzinghofs helfen, auch Thorin.
Es dauerte einige Kerzenlängen, bis alle Brandherde gelöscht waren. Feuerwachen würden die Gebäude aber weiterhin im Auge behalten. Nicht selten kam es vor, dass vermeintlich gelöschte Feuer noch einmal aufflammten.
Während der anstrengenden Arbeit war es Abend geworden und Menschen und Zwerge versammelten sich in einer verschont gebliebenen Scheune. Nur die Glücklichen, deren Häuser weitestgehend verschont geblieben waren, konnten in ihren Eigenheimen zur Ruhe kommen.
Die Halunken hatte man im Schweinepferch untergebracht. Thorin hielt dies für eine angemessene Ruhestätte. Sie waren dort überdies gut zu überwachen, auch zu ihrem eigenen Schutz, denn der Hauptmann machte sich keine Illusionen, er hielt es für Möglich, dass sich einer der einfachen Menschen an ihnen vergreifen würde des Nächtens.
Nachdem sich Emmeran um die Seinen gekümmert und alles notwendige in die Wege geleitet hatte, was einen Boten mit einschloss, der die Kunde vom Überfall an die Baronin auf Burg Unterhalben, mit der Bitte um Abholung der Strauchdiebe überbrachte, gesellte er sich zu den Soldaten der Schlunder Bombarden.
Auch die Schlunder Ritter Adrianus von Amselhag, Geron von Dachsen, Madara Shinxiri von Amselhag, Treumunde von Elron, die Knappin Ingrimiane von Dachsen und der Anführer der Lanze, der Junker zu Eggtal Ludogon von Eicheneck, mit denen sich die Angroschim inzwischen angefreundet hatten, gehörten zu der Runde.
Thorin, der auf die Rückkehr Emmerans gewartet hatte, berichtete dem ‘Edlen’ im Folgenden warum er mit seinen Soldaten nach Peltzinghof gekommen waren. Und während eine Tonflasche mit Gebrannten ihre Runde machte erklärte dieser glaubwürdig, dass er jeden Bewohner des Gutes brauchen würde. Aber, so der Mann, er wüsste, dass sich im Junkertum Hausen einige Söldner herumtreiben würden. Diese seien zwar aufgrund der Intrige um die Graf-Ingramm-Steg Gesellschaft nicht sonderlich gut auf die Schlunder zu sprechen, dass erfordere aber wohl nur etwas mehr Verhandlungsgeschick, um sie für die Sache der Bombarden zu begeistern. Zudem versprache der Edle die Kunde zu verbreiten, dass die Schlunder Bombarden Rekruten suchten und auch die Ritter bekundeten dies glaubwürdig, so dass Thorin zumindest wieder Hoffnung schöpfte.
Am nächsten Tag, nach einem ausgiebigen Frühstück, machten sich die Soldaten etwa zur Ingerimmsstund auf den Heimweg nach Unterhalben. Die Schlunder Ritterschar würden sie bis dorthin begleiten, was ein Garant dafür war, dass sie nicht behelligt werden würden.
Die Strauchdiebe ließ Thorin zwar nur ungern in Peltzinghof zurück, der Edle jedoch schien die Situation gut im Griff zu haben und lange würde er die Unholde ja vermutlich ohnehin nicht verwahren müssen. Die Baronin würde sich ihrer annehmen und dem Recht anhand geltendem Gesetz zur Geltung verhelfen, ganz so wie es in den Augen des Hauptmanns sein sollte.