Geschichten:Die gräflich Schlunder Bombarden - Neue Aufgaben
Nach dem Ende des Hoftages zu Halhof, der das Blutige Jahr mit seiner Fehde fürs Erste beendete und dem höchst interessanten Gespräch mit dem Landrichter von gräflich Schlund - Ucuriel Delo von Eychgras, war den Zeitpunkt gekommen mit den Seinigen in den Kosch heimzukehren.
Die königlichen Hofbeamten waren dem Zwerg zuwider. Lange genug hatte er versucht dem unverständlichen Gewäsch einen tieferen Sinn abzuringen. Indes es war ihm nicht gelungen. So war er tatsächlich froh, als es vorbei war und er aufbrechen konnte, ohne den Anschein zu machen den versammelten Adligen und der Institution des Hoftages nicht ausreichend Respekt entgegenzubringen.
Einzig das Gespräch mit von Eychgras, der als Abgesandten des Sohnes des Ilkors auftrat, hatte für Thorin eine positive Überraschung parat gehalten. Ingram hatte Thorin durch Ucuriel den Posten eines Hauptmannes in einem neu aufzubauenden, gräflich Schlunder Bombardeneinheit angeboten- eine Ehre, die der Sohn des Thorgrimm kaum ausschlagen konnte. Ohne lange nachzudenken hatte er also zugesagt.
Vor dem Antritt dieses neuen Postens aber wollte Thorin in der Heimat seine Angelegenheiten Regeln, die Männer zurück nach Ârxozim führen und seinem Bruder Bericht erstatten. Lange jedoch würde er nicht in Âthykril, dem Zentrum der Bergwacht verweilen, sondern rasch wieder nach Garetien aufbrechen. Er hatte nun ein eigenes Kommando und würde nicht länger lediglich 'der kleine Bruder' von Tharnax 'Orkfresser' sein, dem reichen Bergvogt von Ârxozim, der sich auf den ergibigsten Toschkril- Minen des Koschmassivs hockte und sich das Gesäß platt saß. Nein, nun erhielt Thorin auch endlich die Chance sich einen eigenen Namen zu machen. Darauf freute er sich, was mit einer großen Motivation einherging.
Âthykril, die Silberne Stadt, wie sie von den Angroschim genannt wurde, hoch oben gelegen am und im Berg Götterfirst, empfing Thorin mit einer imposanten Ehrengarde. Von Braschtôkril aus, der Felsenfestung am Eingang zur Bergwacht, begleiteten den Heimkehrer und seine Männer acht plus acht Krieger der Hämmer von Ârxozim. Sie marschierten vor und hinter ihnen durch die Tunnel bis zur Zitadelle von Âthykril, dem achteckigen Turm im Zentrum der Zwergenstadt, welcher bis zur im dunkel liegenden Höhlendecke reichte und diese zu stützen schien. Dort, nahe dem Mittelpunkt eines Großteiles seines bisherigen Lebens, begrüßte ihn sein Bruder.
Tharnax stand in seiner Prunkrüstung aus reinstem Toschkril am Fuße der Zitadelle und nahm ihn in die Arme, nur um den versammelten Angroschim der Stadt dann zu verkünden, dass ein Sohn Ârxozims nun Drachentöter sei und wie stolz er auf ihn, seinen Bruder war. Das Fest, welches der Bergvogt Thorin zu ehren im Anschluss ausrichtete, war diesem fast zu viel des Guten, doch realisierte Thorin während der Feierlichkeiten die Aufrichtigkeit in den Worten und Taten seines Bruders. Neid hatte keinen Platz in Tharnaxs Herz. Es war reiner Stolz, den Thorin in seinem älteren Bruder erkannte und das rührte ihn. Gleichzeitig aber beschämte es Thorin auch, denn er hatte immer geglaubt, dass Tharnax sich für etwas besonderes, etwas besseres gehalten hatte, dabei hatte Thorin wohl nur in den Augen aller anderen in dessen Schatten gestanden, weil er nun einmal der Jüngere gewesen war und sein Bruder der Veteran der Orkfeldzüge, der wegen seiner Verdienste durch den Rogmarog von Dumron Okosch mit Ârxozim belehnt worden war.
Voll gefressen und bei Angroschs betrunken wie seit seiner Feuertaufe nicht mehr, aber auch ein wenig schwermütig aufgrund des baldigen Abschieds, stieg Thorin diesen Abend, nein vielmehr erst am frühen Morgen in sein Bett. Ja, ihm stand eine eigene, unabhängige Zukunft bevor, doch er würde dafür auch einiges zurücklassen müssen- seine Vergangenheit, seine Heimat, seine Sippe, seinen Bruder und Thorin begriff erst langsam was dies bedeutete.
Tharnax würde ihn zumindest bis nach Wandleth begleiten, dorthin war auch er eingeladen worden, denn wie Thorin am Abend von seinem Bruder erfahren hatte, hatte dieser auf der Großen Jagd in den Nilsitzer Wäldern im vergangenen Götterlauf mit Abgesandten des Grafen des Schlundes- namentlich dessen Bruder Igrolosch, Sohn des Ilkor aus der Zweihammersippe, sowie die Senaschallin Indra, Tochter der Indrascha gesprochen.
Bergvogt und Graf waren bereits kurz nach diesem sogenannten ‘Drei- Grafen- Treffen’ in Briefkontakt getreten und Tharnax hatte dem Schlunder Hilfe beim Aufbau der Einheit zugesagt, nachdem Ilkor seine Absicht im Schriftwechsel angedeutet hatte. Trotz alledem schlief Thorin ruhig und friedlich, denn der Weltenbauer hatte es so gefügt, dass seine Kinder nicht von Träumen geplagt wurden.