Geschichten:Die schwindenden Ringe

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Die drei Rekruten waren nun schon eine Weile zu Pferd im Aussengelände der Reit- und Lanzenschule unterwegs. Die beiden Männer hatten Ryane die Tjostenbahn gezeigt, die Hindernisbahn, die Roland-Figuren und noch vieles mehr. Für Ryane war alles noch neu und sehr aufregend. Sie war unendlich dankbar, dass sie hier sein durfte und auch noch sofort Anschluss gefunden hatte. Die beiden jungen Ritter gaben sich ausgesprochen viel Mühe, ihr alles zu zeigen und ihre Fragen zu beantworten.

"Es ist so herrlich hier, findet ihr nicht?" rief Ryane den beiden zu. Firnwulf entgegnete: "Dann warte mal ab, bis der alte Herdenheim dich dreimal über die Hindernisbahn gescheucht hat. Danach findest du es nicht mehr so herrlich, glaub mir!" Ryane lachte: "Ach, da muss ich dann eben auch durch. Was soll schon passieren, so lange ihr bei mir seid?" Auch die beiden Männer mussten nun grinsten.

"Was ist eigentlich das da drüben?" fragte Ryane und deutete auf ein paar senkrecht eingegrabene Holzbalken unterschiedlicher Höhe, zwischen denen kreuz und quer Seile gespannt waren. Hin und wieder war zwischen den Seilen ein kleiner Ring zu sehen.

Eberhardt erklärte: "Wir nennen das 'Die schwindenden Ringe'. Das ist eine Tjostübung für Fortgeschrittene. Das Ziel ist es, möglichst viele Ringe mit einer Holzlanze aufzureihen, während man im Galopp drunter durch reitet, natürlich ohne sich zu verheddern. Das Problem dabei ist, dass die Ringe immer an unterschiedlichen Positionen hängen und zudem immer kleiner werden. Insgesamt sind dort zehn Ringe aufgehängt, und der letzte ist kaum breiter als die Lanze. Anfänger schaffen höchstens so zwei oder drei Ringe, wenn sie gut sind. Mit etwas Übung schafft man dann auch mehr. Ich hatte vor etwa zwei Wochen mal fünf Ringe geschafft. Das können nicht viele."

"Hehe, das ist ja gar nichts. Ich hatte schon mal sechs", feixte Firnwulf. "Sechs? Wirklich?" staunte Eberhardt. "Ja, sogar offiziell. Die Kommandantin war dabei und hat es auch in das Buch der Rekorde eingetragen. Der diesjährige Rekord dürfte bei neun Ringen liegen, den hatte die Kommandantin im Praios aufgestellt, als sie sich auf das Luringer Grafenturnier vorbereitet hatte, was sie dann auch gewonnen hat."

"Hat noch nie jemand alle zehn Ringe geschafft?" "Doch, angeblich hat das vor acht oder neun Jahren mal Baron Nimmgalf selbst geschafft. Ist aber so gut wie unmöglich."

"Oh, darf ich es auch mal probieren? Bitte, bitte!" flehte Ryane.

"Von mir aus gerne. Aber sei nicht enttäuscht, wenn du gar nichts triffst. Das passiert nämlich den meisten beim ersten Versuch", antwortete Eberhardt.

Die drei ritten an den Start der 'schwindenden Ringe' und Ryane nahm sich eine der dort in einem Gestell liegenden Holzlanzen. Sie war recht leicht, und Ryane testete ihre Beweglichkeit.

"Bist du bereit?" fragte Firnwulf. Ryane nickte. "Drei---zwo---eins---los!"

Ryane lies Lina losgalloppieren. Schon hatte sie den ersten Ring aufgespießt, der nächste folgte kurz darauf. Und den dritten gleich hinterher. Die beiden Rekruten verfolgten fasziniert Ryanes Gallopp.

"Ich glaub das nicht, wie kann sie..." stammelte Firnwulf.

"Fünf... sechs... und noch einen? Das habe ich ja noch nie gesehen." Auch Eberhradt staunte nicht schlecht über Ryanes Können.

Am Ende kam sie zu den beiden zurückgeritten. Auf ihrer Lanze waren sagenhafte acht Ringe aufgereiht.

"Acht Ringe? Und das beim ersten Versuch?" Firnwulf konnte seinen Augen nicht trauen.

"Ja, bei den beiden anderen hab ich nur ganz knapp verfehlt. Aber das kriege ich auch noch hin", lächelte Ryane.

"Das war das Unglaublichste, was ich je gesehen habe!" bestätigte Eberhardt.

"Meint Ihr, ich war gut?" fragte Ryane.

Firnwulf entgegnete: "Das wäre wohl die Untertreibung des Jahres. Du warst sensationell!"

"Falls du das nochmal wiederholen kannst wenn meine Tante dabei ist, wird wohl bald ihr Rekord in Gefahr geraten. Aber Glückwunsch! Das war wirklich gut. Bist du sicher, dass du das noch nie zuvor gemacht hast?"

Ryane schüttelte den Kopf. "Nein, ich weiß auch nicht, so schwer kam mir das gar nicht vor", grinste sie.

"Dann haben wir wohl ein Naturtalent entdeckt!" befand Firnwulf. "Ich schlage vor, das sollten wir heute Abend im Fasskeller mal so richtig feiern gehen, was meint ihr?"

"Oh ja, das würde ich gerne!" antwortete Ryane und lächelte ihn an.



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10. Ing 1046 BF zur abendlichen Firunstunde
Die schwindenden Ringe
Bei der Stallmeisterin


Kapitel 5

Vergessene Heldentat
Autor: Nimmgalf