Geschichten:Die untreue Zofe
Burg Trollhammer, 18. Travia 1047 BF
Ingalf von Bieninger hatte seine Tagesaufgaben als Mundschenk des Barons von Hirschfurten abgeschlossen, und war nun auf dem Weg in seine Gemächer, um dort einen ruhigen Abend mit einem guten Buch und einer Flasche Wein zu verbringen. Er war früher fertig geworden als sonst und hoffte, dass seine Frau ihm schon etwas zu essen gemacht hatte - auch wenn dies meistens nicht der Fall war.
Als er das Zimmer betrat, hörte er sehr verdächtige Geräusche aus dem Schlafgemach. Sofort kam ihm ein Verdacht. Er stieß die Türe zum Schlafzimmer auf, und entdeckte dort seine Frau Coruna zusammen mit zwei der Burgwachen, die sich gerade dem wilden und ungehemmten Liebesspiel zu dritt hingaben. Für einen Moment hielten sie inne und blickten ihn irritiert an.
Ingalf fühlte wie die Wut in ihm hochstieg - was bei dem ruhigen und besonnenen Mann nur sehr selten der Fall war.
"GENUG! ICH HABE GENUG VON DIR UND DEINER UNTREUE!" schrie er sie an.
Die beiden Männer rafften schnell ihre Sachen zusammen und huschten rasch aus dem Schlafgemach.
Coruna hingegen zog sich lediglich das Bettlaken über den unbekleideten Leib und drehte sich zur Seite.
"Hast du mich nicht verstanden, Weib?" knurrte Ingalf zornig. Ich habe dich endgültig satt und ich will die Scheidung. Ich ertrage es nicht länger, dass du mich ständig betrügst.
"Liebster Gemahl, Deine leeren Drohungen kannst du dir sparen. Und jetzt mache die Tür zu und reg dich erstmal ab. Ich möchte ein wenig schlafen. Schon schlimm genug, dass du mich kurz vor dem Höhepunkt gestört hast."
Ingalfs Wut wuchs immer mehr, doch er brachte es nicht fertig, seiner untreuen Frau etwas anzutun, auch wenn sie es mehr als verdient hätte. Stattdessen knallte er hinter sich die Türe zu und verließ seine Gemächer.
"Was habt Ihr denn, Ingalf? Ihr seid ja völlig aus dem Häuschen", fragte Nimmgalf seinen Mundschenk, nachdem der ihn im Salon aufgesucht hatte.
"Verzeiht die Störung, Hochgeboren. Es ist mir sehr unangenehm, Euch mit einer solchen Sache zu behelligen."
"Nur Mut, Ingalf. Ich schätze Eure Dienste hier sehr, da kann ich mir auch gerne Eure Sorgen anhören. Was habt Ihr auf dem Herzen?"
Der dickliche Mann setzte sich in den Sessel. "Es ist wegen meiner Frau - Coruna, Eure Zofe." Nimmgalf zog die Augenbrauen hoch. "Was ist mit ihr?"
"Sie... sie ist mir sehr häufig untreu. Und das nicht nur mit einem, sondern immer wieder neuen Liebhabern. Jetzt gerade habe ich sie mit zwei der Burgwachen in meinen Schlafgemach erwischt! Ich... ich halte das nicht mehr aus. Lieber habe ich gar kein Eheweib, als so eines."
Nimmgalf hörte sich das alles in Ruhe an und nickte verständnisvoll. "Ich bin da ganz auf Eurer Seite, Ingalf. Und es überrascht mich ehrlich gesagt nicht. Auch ihren ersten Gemahl hat sie angeblich mehrfach betrogen. Ich war gleich skeptisch bei der Vereinbarung der Hochzeit, aber Euer Vater hielt ja die Verbindung mit der reichen Familie Rosshagen für eine gute Idee, nachdem Euer Zwillingsbruder ja nur eine Bürgerliche geehelicht hatte."
"Mit Verlaub - eine solche Verbindung wäre mir aber hundertmal lieber, wenn sie mir denn dafür treu wäre", sagte Ingalf mit einer Mischung aus Enttäuschung und Wut und ballte die Fäuste.
Nimmgalf stand auf, und schüttete Wein aus einer Flasche in zwei Kelche. "Wartet Herr, das kann ich doch..."
"Nein, bleibt sitzten, Ingalf!"
Er reichte ihm einen Pokal, den anderen behielt er. "Ich werde mit dem Geweihten Praiotin sprechen, was wir da machen können - diese Verbindung wird Euch nur Ärger und Enttäuschung, aber keinen Segen mehr bringen. Daher wäre meine Einschätzung: lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende!"
Ingalfs Miene erhellte sich. "Das würdet Ihr für mich tun? Habt Dank, Herr!"
"Nichts zu danken. Und nun - auf eine bessere Zukunft!" er stieß mit ihm mit den Weinpokalen an.

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