Geschichten:Dreihügler Muttertag - Vom Hofe

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Dreihügeln, 11 Peraine 1035 BF

„Der alte Vogt war der Dorfälteste. Sein Sohn hätte die Geschäfte eigentlich übernehmen sollen, doch starb er vor Wehrheim in der Schlacht und mehr Kinder hatten er und seine Frau nicht. Durch die bäuerliche Verwaltung der letzten Generationen ist das Haus etwas kleiner als Euer Gut und ist als ein Dreiseitenhof aufgebaut.“ Mit diesen einleitenden Worten begann die Junkerin den Rundgang durch das Gebäude in Richtung der Küche, wo inzwischen die beiden Mägde damit beschäftigt waren, das Gemüse für den abendlichen Eintopf zu putzen, und strebte den dort befindlichen Durchgang zum Hof an. Was immer ihr Gast zu sehen wünschte, würde sie ihr zeigen, um das Dorf bei Yadviga in einem möglichst guten Licht zu hinterlassen, auch wenn sie nicht sicher war, dieser Herausforderung ernsthaft gewachsen zu sein.

Die Mutter indes hatte eine fast blasierte Miene aufgesetzt und gestattete sich bei dem nun folgenden Rundgang immer mal wieder kleinere Kontrollen durchzuführen, wie die ungefragte Kontrolle der auf dem Herd simmernden Speisen, der prüfende Blick in die Speisekammer und vor allem ein ab und an über Gesimse und Ecken streichender Finger, der anschließend mit Kennerblick begutachtet wurde, bevor der darauf befindliche – oder eher nicht befindliche Schmutz mit verächtlichem Schnauben fortgeblasen wurde.

Immer wieder schoss die alte Dame präzise Fragen aus der Hüfte – um die Ziehtochter zu verunsichern oder weil ihr diese tatsächlich derart plötzlich in den Sinn kamen, wer konnte dies schon sagen…

Mit einer in den Augen der Bediensteten schier endlosen Geduld führte die Gutsherrin die Alte überall hin, wo sie hinwollte und beantwortete deren Fragen möglichst einfach und knapp, aber so ausführlich wie nötig.

Von der Küche ging der Rundgang weiter in den Hinterhof, wo keines der Gepäckstücke der Alten mehr zu sehen waren. (Nachdem der Kutscher die Tiere und das Gefährt nach hinten gelenkt hatte und die Gepäckstücke abgeladen waren, hatte der Knecht die Sachen dem Pagen in den Gesindeflur gestellt und die Hoftüre zum Gesindetrakt geschlossen, damit sie aus den Füßen waren. Immerhin hatte der Bursche so noch immer genug zu schleppen.) Das zum Hof führende Stalltor war aber geöffnet, so dass die Schroffensteinerin mit einem Blick bereits erkennen konnte, dass ihre Pferde dort abgeschnallt wurden.

Zudem waren hier ein Hühnerstall und eine Treppe unter die Küche. Etwas den Hof hinunter begann eine große Wiese, die sich bis zum Bach hinab zog. Seitlich war sie durch Trockenmauern begrenzt und dort grasten mehrere Kühe mit ihren Kälbern, ein großer Greifenfurter Wallach und drei leichtere Pferde, alle in einem erkennbar guten Zustand. Noch oberhalb der Weide kam im Innenhof seitlich des Hauses hier ein kleiner Kanal aus dem Keller und ergoss sich in einen kleinen Wasserlauf, der sich über die Weide hinunter zum Bach schlängelte.

Die Junkerin erklärte kurz die Bedeutung der einzelnen Gebäudeteile. Rechter Hand lag der Gesindetrakt, der auch durch die Küche zu erreichen war. Im zweiten Stock befanden sich Gästezimmer für Reisende, die im Auftrag des Barons unterwegs waren. Immerhin war es Aufgabe des Gutes, auch einer Patrouille der Grenzjäger in der Not Unterkunft zu gewähren und Ersatzpferde zu stellen. Mit diesen Worten wies Gramhild auf die Stallungen zur Linken. Dort im zweiten Stock befanden sich ebenfalls noch einige Schlafplätze, doch waren diese eher für die Bediensteten der edlen Gäste gedacht. So konnten dort mehrere Pferdeknechte und Kutscher Unterschlupf finden und ihre Lager mit dem Heu aus dem daneben liegenden Heuboden herrichten. Vor dem Stall stand mit etwas Abstand zur Wand eine kleine Esse, die bei Bedarf angefeuert werden konnte, um Hufeisen oder Pflüge zu erneuern.


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11. Per 1035 BF
Vom Hofe
Vom Begrüßen


Kapitel 5

Vom Begutachten
Autor: Wertlingen und Gramhild